Schneider über den Papst: "Das Foto hängt in meinem Büro"
1860-Präsident Dieter Schneider spricht über den Rücktritt von Papst Benedikt XVI. der weiter 1860-Ehrenmitglied ist
AZ: Herr Schneider, Anfang der Woche hat Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt angekündigt. Damit hat wohl der bekannteste Löwen-Fan sein Amt niedergelegt.
DIETER SCHNEIDER: Das kann man schon so sagen. Er ist ja seit 2006 Ehrenmitglied bei uns. Es nötigt mir großen Respekt ab, wenn jemand erkennt, dass die Kraft nicht mehr reicht. Mit dem Rücktritt hat aber niemand gerechnet, natürlich auch ich nicht.
Sie stehen ja in einem besonderen Verhältnis zu ihm. Vor etwa einem Jahr empfing der Papst Sie und Ihre Frau zu einer Audienz im Vatikan.
In spiritueller Hinsicht war es mein größtes Erlebnis. Man muss mit diesen Begriffen immer vorsichtig sein, aber natürlich war das Treffen mit ihm auch insgesamt eines der größte Ereignisse meines Lebens.
Nun hätte Joseph Ratzinger ja genügend Zeit, die Löwen im Stadion zu besuchen. Ist die Einladung für ihn schon aufgesetzt?
Wir sollten nun nicht meinen, dass wir unseren Teil dazu beitragen müssen, ihm die Zeit nach dem Amt zu gestalten und nun aufdringlich werden. Auch Tipps oder Wünsche für ihn stehen mir nicht zu, dafür habe ich viel zu großen Respekt vor ihm. Ich glaube, er wird nun eine ganz andere Lebensausrichtung haben, die weit von unserer Welt entfernt ist. Mit der Bescheidenheit, die er stets gezeigt hat, sollte man ihm nun auch entgegnen.
Was fasziniert Sie so an ihm?
Die Zeremonie damals dauerte zwei Stunden, er empfing neben uns auch etliche andere Menschen. Seine Konzentration und Standhaftigkeit hat mich damals total begeistert, über die ganze Zeit körperlich und geistig ganz da zu sein und sich auf jede Person einzulassen. Das zeigt, wie viel Willensstärke ein Mensch auch in dem Alter noch haben kann. Am Ende hat es dann aber anscheinend zu viel Kraft gekostet.
Sie schenkten ihm bei der Audienz ein Löwen-Trikot mit der Rückennummer 16…
…und er sagte sofort: „Wunderbar, da ist ja schon der neue Sponsor drauf”. Er war wirklich topfit, was das Geschehen bei 1860 angeht.
Das Erinnerungsfoto haben Sie sicherlich rahmen lassen.
Ja, das stimmt sogar. Es hängt bei mir zu Hause im Büro. Wenn ich am Schreibtisch sitze und arbeite, kann ich ihn vor dort aus immer sehen.
Schon bald wollte ihn eine 1860-Delegation nochmals in Rom besuchen. Dieses Treffen fällt nun wahrscheinlich aus.
Davon gehe ich aus. Ich wäre allerdings nicht mitgefahren, da ich glaube, dass man nicht versuchen sollte, solch ein Ereignis zu wiederholen und zu doppeln. Außerdem wollte ich anderen die Möglichkeit geben, das zu erleben. Dafür hätten sich bestimmt einige gefunden.