"Schlimmer konnte es nicht mehr werden"

In der AZ erklärt der 33-Jährige, warum Klose eine Art Vorbild für ihn ist und wie er sich selbst immer wieder fit macht.
Marco Plein |
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In der AZ erklärt der 33-Jährige, warum Klose eine Art Vorbild für ihn ist und wie er sich selbst immer wieder fit macht.

MÜNCHEN 

AZ: Herr Bierofka, die Liga pausiert, es sind Länderspiele. Denken Sie dabei noch daran, vor zehn Jahren selbst Nationalspieler gewesen zu sein?

BIEROFKA: Eigentlich nicht, das ist eine Ewigkeit her. Wie aus einem anderen Leben. Trotzdem bin ich froh darüber und stolz drauf, dass ich meinem Sohn David ab und an mal etwas davon erzählen kann. Das schafft nicht jeder. Die Pause kommt mir eher gelegen, um dem Körper ein bisschen Regeneration zu bieten.

Sie machen Scherze, Sie wirken noch immer topfit.

Ich kann aber zumindest behaupten, dass ich bei den Laufeinheiten immer noch in der ersten Gruppe dabei bin (lacht). Aber man merkt doch mehr, dass ab und an mal etwas wehtut. Viele Spieler hören auf, wenn die Schmerzen im Alter zunehmen oder sie satt sind. Aber ich bin noch nicht soweit, ich spüre noch immer viel Feuer. Und wo wir gerade von der Nationalmannschaft gesprochen haben, da kann ich sagen, dass es mir geht wie Miroslav Klose. Der sieht auch noch keinen Grund zum Aufhören. Ich bewundere ihn dafür, sich so viele Jahre auf dem Level gehalten zu haben. Als ich damals mein einziges Länderspieltor gemacht habe gegen Österreich, hat er drei Mal getroffen, er war in der Zeit ein aufsteigender Stern. 2002 war das, kurz vor der WM, das ist ewig her. Aber sein Körper ist heute noch voll in Schuss. Mit 34 noch Nationalspieler zu sein, das ist Wahnsinn. Er pusht sich psychisch und physisch immer wieder neu.

Auch Sie sind bei 1860 Stammspieler und Leistungsträger. Was machen Sie dafür, dass Ihr Körper das nach all den Verletzungen noch mitmacht?

Im Moment habe ich alles super im Griff, aber ich weiß, dass ich mehr machen muss als andere. Gerade für den Rücken arbeite ich sehr viel vorbeugend. Ich habe eine Wärmekabine zu Hause, die ich oft nutze. Sie erhitzt mit Infrarot-Strahlen den Rücken auf 38 Grad und fördert die Durchblutung. Die Körpertemperatur wird nur leicht erhöht, man schwitzt dann von innen heraus, das ist auch in Sachen Entschlackung sehr gut.

Die Löwen haben ja diesen Sommer einige erfahrene Spieler geholt, die auf die 30 zugehen. Fühlen Sie sich im neuen Kader eigentlich jünger als in dem vom letzten Jahr?

Sagen wir mal so, es sind jetzt mehr Jungs dabei, die so langsam in meinen Bereich kommen. Die Drei vorne hatte ich ja fast exklusiv, jetzt sind es doch schon einige, die ein bisschen was auf dem Buckel haben. Ich 33, Necat 32, Benny 31, Gui 30, da bin ich nicht mehr so allein. Erst letzte Woche musste Dominik Stahl mal die Bälle tragen nach dem Training, weil er der jüngste war. Er ist 24.

Noch ein Grund mehr, wieso man bei Ihnen das Gefühl hat, dass Sie die Zeit im Moment sehr genießen.

Ich versuche die Zeit zu genießen, das stimmt. Eigentlich müsste ich das jeden Tag machen, denn meine Karriere war ja schon so gut wie zu Ende. Als ich damals in Stuttgart gespielt habe und wegen einer Infektion vier Monate im Krankenhaus lag, schlimmer konnte es nicht mehr werden. Leider vergisst man so was zu schnell, auch ich. Normalerweise müsste ich jeden Tag dankbar sein, an dem ich gesund auf dem Platz stehen kann. Aber die Normalität holt einen sehr schnell ein.

Normalität heißt auch, für einen neuen Vertrag bei 1860 zu kämpfen, nicht wahr?

Ich kann mir das gut vorstellen, ja klar. Wenn der Verein und der Trainer dahinterstehen, dann kann ich bestimmt noch ein oder zwei Jahre auf dem Niveau spielen. Im Moment möchte ich auf jeden Fall noch nicht aufhören, wieso auch?

Würden Sie für ein paar weitere Jahre den Verein noch mal wechseln?

Das kann ich so nicht sagen. Ich weiß, dass ich kein Problem damit hätte, in der dritten oder vierten Liga zu spielen. Dafür macht mir Fußball zu viel Spaß. Aber ich bin hier zu Hause, ich will hier eigentlich nicht mehr weg.

Es müsste also was in der Nähe sein. Also wenn jetzt zum Beispiel St. Pauli anrufen würde, dann...

... würde ich nein sagen. Das geht nicht, das könnte ich meiner Familie nicht antun. Wir sind Münchner, der David ist sechseinhalb, er hat hier seine Freunde, er spielt hier Fußball. Die Kleine (Tochter Zoe, d. Red.) ist auch schon zwei. Da will man eigentlich nicht weg, das kann ich mir nicht vorstellen.

Ihr Sohn kickt ja schon eifrig, legt denn Ihre Tochter auch bald los?

Wenn ich ehrlich bin: Sie fährt schon voll auf Fußball ab. Ich finde das selbst verrückt. Aber da sie immer dabei ist, bei David und bei mir, scheint sie schon angesteckt zu sein. Wenn sie einen Ball sieht, haut sie immer dagegen. Da bin ich selbst mal gespannt, wie das weitergeht.

Gab es denn jemals eine Familie, in der es einen männlichen sowie einen weiblichen Nationalspieler gab?

Oh, keine Ahnung. Aber irgendwann ist immer das erste Mal (lacht).

 

 

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