Rittmüller-Debüt und das nächste Joker-Tor: TSV 1860 zieht souverän ins Viertelfinale des Toto-Pokals ein

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So gut wie der Club ziehen die Sechzger offenbar nicht. Hatten sich bei der jüngsten Pokalsensation des FV Illertissen gegen den 1.FC Nürnberg noch rund 5000 Fans ins Vöhlin-Stadion gedrängt, waren diesmal nur knapp 3484 gekommen, 1200 davon aus Giesing (darunter auch Ex-Präsident Robert Reisinger) und umliegenden Münchner Stadtvierteln. Dafür hatten sie allerdings mehr zu jubeln als die Franken: Mit 3:1 besiegte der Dritt- den Regionalligisten und zog damit erwartungsgemäß, wenn auch nicht restlos überzeugend ins Viertelfinale des Toto-Cups ein.
Stadionsprecher: "Wir hoffen auf ein neues FVI-Wunder"
"Ich bin sehr zufrieden", sagte Coach Patrick Glöckner: "Es war die erwartet schwere Aufgabe." Dabei hatten die Hausherren aus dem 17.000-Einwohner-Städtchen nichts unversucht gelassen, um dem Favoriten vielleicht doch ein Bein stellen zu können. FVI-Trainer Holger Bachthaler hatte selbstbewusst gemeint: "Wir wissen, wie wir es angehen müssen." Selbst der Stadion-DJ hatte sich vorab etwas überlegt: "Don‘t stopp believing", der Knaller der Band Journey, sollte den Pokalschreck zum nächsten Höhenflug animieren: "Wir hoffen auf ein neues FVI-Wunder", schickte der Stadionsprecher noch hinterher.
In den vergangenen fünf Jahren erreichte der Regionalligist viermal das Endspiel des Bayerischen Toto-Pokals und schnappte sich dreimal den Sieg. Unlängst musste Miroslav Klose mit Zweitligist Nürnberg in der ersten Runde des DFB-Pokals nach Elfmeterschießen hier die Segel streichen, und auch die Löwen hatten in Schwaben mal das bittere Nachsehen: Nachdem man 2020 den Cup noch gewinnen konnte, war in den Jahren darauf vorzeitig Schluss gegen Türk Gücü (zweite Runde), beim TSV Aubstadt (Halbfinale), 2022 hier in Illertissen, im Jahr darauf in Pipinsried (Viertelfinale) sowie im Vorjahr gegen die Nachbarn aus Unterhaching.

FV schon nach vier Minuten mit dem ersten Warnschuss
Heuer sollte das gefälligst anders aussehen: Löwen-Coach Patrick Glöckner bat sogar zum Geheimtraining: "Wir sind gewarnt", sagte Glöckner. Auch der neue Löwen-Bus kam erstmals zum Einsatz. Der zuletzt angeschlagene Florian Niederlechner saß zu Spielbeginn bei den ganz in weiß antretenden Löwen zunächst nur auf der Bank. Auch Neuzugang Marvin Rittmüller blieb erst mal nur die Zuschauerrolle.
Erster Warnschuss für die Gastgeber schon nach vier Minuten, als Jesper Verlaat die Kugel mit viel Schwung, aber ein wenig zu unplatziert Richtung FVI-Tor hämmerte: knapp drüber. Erste Bewährungsprobe für FVI-Keeper Michel Witte in Minute zehn nach einem feinen 20-Meter-Schuss von Maximilian Wolfram: bestanden.
Führungstreffer lässt Partie in Richtung des TSV 1860 kippen
In Minute 18 musste er dann allerdings erstmals hinter sich greifen: Nach einer Jacobsen-Ecke auf den langen Pfosten, landet der Ball auf einem Löwen-Schädel, von da aus am Pfosten, den Abpraller schob Max Reinthaler aus kurzer Distanz zum 1:0 ein – so in etwa hatte man sich das vorgestellt im Lager der Blauen. Der Führungstreffer der Löwen ließ die eh schon einseitige Partie nun vollends in Richtung der Sechzger kippen.
Nur selten schafften es die Hausherren mal samt Ball über die Mittellinie, den gegnerischen Strafraum sahen sie nur aus der Ferne – bis auf eine Ausnahme: In Minute 36 rollte doch tatsächlich mal ein Schüsschen auf Löwen-Keeper Thomas Dähne zu. Das war`s dann aber auch schon mit der Offensive des FVI in Halbzeit eins.

Rittmüller gibt Debüt in Illertissen
Die Halbzeitpause nutzte dann nicht der zurückliegende Klub zum Wechseln, sondern die Münchner Löwen: Torschütze Reinthaler durfte vorzeitig Feierabend machen, Kollege Philipp Maier kam für ihn ins Spiel. Wenig später hat Sigurd Haugen das 2:0 auf dem Fuß, doch in letzter Sekunde ist dann doch noch ein Illertisser Abwehrbein dazwischen.
Kurz darauf war auch für Haugen Schicht im Schacht: David Philip ersetzte ihn, so wie Marvin Rittmüller kurz darauf für Manuel Pfeifer kommen durfte. Wirklich dominant wirkte das Spiel der Löwen da schon nicht mehr, vielmehr bekam der Underdog zunehmend mehr Spielanteile. Nennenswerte Torszenen blieben jedoch auf beiden Seiten Mangelware – bis Illertissen in der 62. Minute durch Yannick Glessing um ein Haar den Ausgleich erzielt hätte; Löwen-Keeper Dähne parierte jedoch.

Jacobsen macht den Deckel drauf
Ausgerechnet in die erste zaghafte Drangphase der Gastgeber dann dieser feine Pass in die Tiefe: Kevin Volland schickte in Minute 64 David Philipp, der völlig freistehend zum 2:0 einnetzen kann – ein günstiger Zeitpunkt, um die knappe Führung auszubauen. Zwölf Minuten später war es allerdings wieder eine knappe Führung: Durch ein gewaltiges Loch in der Löwen-Defensive marschierte FVI-Stürmer Daniel Hausmann mühelos hindurch und schob überlegt zum Anschlusstreffer ein – nur noch 1:2. "Wir haben in der zweiten Hälfte ein bisschen nachgelassen", meinte auch Glöckner.
Der Stadionsprecher jubelte: "Ja Kinners, wir sind noch da!" Vielleicht auch deshalb schickte der Löwen-Coach doch noch Florian Niederlechner aufs Feld (80.). Illertissen fand nun nämlich Gefallen am Offensivspiel: Torschütze Hausmann hätte fast seinen zweiten Treffer markiert (81.). Doch sieben Minuten später verwandelte Thore Jacobsen für die Löwen einen Elfmeter und machte mit dem 3:1 sozusagen den Deckel drauf.