Regionalliga-Derby FC Bayern II gegen TSV 1860: Ärger um Karten-Kontingent
München - Der Münchner Fußball-Fan wird da richtig nostalgisch. Vielleicht sogar eine Spur melancholisch. Was bot das Münchner Stadtderby in all den Jahren nicht für herrliche Bilder.
In der Saison 1999/2000 zum Beispiel, als die Löwen beide Derbys für sich entschieden. Oder am vierten Spieltag der Saison 2002/03, als die Südkurve der Bayern die Sechzger mit einer beeindruckenden Choreo begrüßte: "100 Jahre Münchner Derby - Wann gebt ihr endlich auf?"
Heutzutage wirken solche Szenen Lichtjahre entfernt , der FC Bayern ist längst entrückt, spielt um Champions-League-Titel. Sechzig dagegen kämpft in der Regionalliga Bayern um die Rückkehr in den Profifußball. Ärgster Widersacher: der FC Bayern II. Berührungspunkte gibt es also weiter. Doch der Rahmen wird ein gänzlich anderer sein. Während einstmals die eine Kurve in tiefes Himmelblau getränkt war, werden die Löwen - Stand heute - am 29. April durch vergleichsweise wenige Fans in der Arena in Fröttmaning unterstützt werden. Wie Sechzig-Sportchef Günther Gorenzel in der Sendung "Sport Arena" bei muenchen.tv erklärte, stellt der FC Bayern den Giesingern nur das übliche Regionalliga-Kontingent zur Verfügung.
"Wir müssen die Lage jetzt so nehmen, wie sie ist. Wir waren in gutem Austausch, hatten gehofft, dass es eine Konsenslösung gibt. Heute haben wir eine E-Mail vom FC Bayern bekommen", erzählte der Österreicher. Und deren Inhalt gefiel den Löwen-Bossen gar nicht.
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"Das Spiel hätte einen größeren Rahmen verdient"
"Wir bekommen ein Kontingent nach den Regularien gestellt, das heißt: Zehn Prozent der Stehplatzkarten, fünf Prozent der Sitzplatzkarten. Dann sind wir bei 4.700 Karten. Das finde ich etwas schade. Ich bin der Meinung, dass wir ein Fußballfest hätten haben können. Eines, zu dem die Fußballfans aus ganz München gerne ins Stadion gegangen wären. Mit dem Kontingent von 4.700 Karten wird unserer Fanbasis sicher nicht Rechnung getragen."
Klar sei ohnehin, meinte Gorenzel weiter, "dass wir lieber in unserem Stadion gespielt hätten. Unsere Wurzeln sind in Giesing, im Grünwalder Stadion". Auch Trainer Daniel Bierofka hätte auf mehr Unterstützung der Bayern gehofft. "Wenn der FC Bayern das so sieht, müssen wir es akzeptieren. Es ist schließlich ihr Heimspiel. Das Spiel hätte vielleicht einen größeren Rahmen verdient", sagte der 39-Jährige auf der Pessekonferenz zur Partie gegen Unterföhring an diesem Mittwoch (19 Uhr). Am Ende kommt ein begrenztes Kontingent auch dem Bayerischen Fußball Verband nicht entgegen.
Der BFV hatte die Spielverlegung eingangs gefeiert. "Mit der Verlegung des Stadtderbys in die Allianz Arena kann der FC Bayern auch den Löwen-Fans ausreichend Tickets zur Verfügung stellen und zudem denke ich, dass es einen neuen Zuschauerrekord für die vierte Liga geben wird", hatte BFV-Präsident Rainer Koch geschrieben. "Ich bin sicher, ab Mai wird der Rekord der Regionalliga Bayern gehören." Am Dienstag war Koch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Im Februar 2015 waren laut BFV-Boss 30.313 Zuschauer zum Spiel der Regionalliga West zwischen Alemannia Aachen und Rot-Weiß Essen gekommen.
Ob diese Marke fällt? Der FC Bayern äußerte sich auf Nachfrage der AZ bisher nicht zu verkauften Tickets. Auch eine Bestätigung des Kontingents für die Löwen von Seiten der Bayern fehlt bisher. Bierofka: "Vielleicht tut sich ja nochmal was." Und Gorenzel meinte: "Ich hoffe nach wie vor, dass es noch eine Konsenslösung geben wird." Heute heißt die Regionalliga-Realität Unterföhring. Bierofka kündigte an, erstmals Neuzugang Michael Görlitz in den Kader nehmen zu wollen.
Immerhin hier eine positive Nachricht.