Nachhaltigkeit: Die leisen Löwen
München - Lautes Gebrüll ist nicht bei den Löwen, zumindest nicht in diesen Tagen. Im Gegensatz zur Vergangenheit, als man stets große Pläne hatte und sogar eine Jagdsaison ausrief, sind sie beim TSV 1860 derzeit auf leisen Pfoten unterwegs. Und auf leisen Motoren.
Denn nach der Katastrophen-Saison soll’s an der Grünwalder Straße nachhaltiger zugehen. Nach dem Slogan von Sponsor VW „Think Blue“ ist derzeit die „Blaue Woche“ angesagt: Die Löwen denken blau!
Am Montag radelte man nach dem 2:2 in Nürnberg naturfreundlich durch die City bis zum Viktualienmarkt, gestern weihte Geschäftsführer Markus Rejek am Trainingsgelände eine Elektro-Tankstelle ein. „Weil wir uns als Verein das ökologische Programm, nachhaltig zu arbeiten, selbst mit auf den Weg geben“, sagte Rejek. Zum nächsten Heimspiel am Sonntag gegen Union Berlin appellierten die Löwen an ihre Fans, am besten ohne Auto in die Arena zu reisen. Und auch das Team ist betroffen – die AZ zeigt, wo die Löwen auf Nachhaltigkeit setzen:
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Sportliche Nachhaltigkeit: „Man muss realistische Ziele haben“, sagte Trainer Torsten Fröhling. Seine eigenen folgen einem Mehrjahresplan, wie er schon öfter erklärte: Gezielt verstärken, ein funktionierendes Gerüst schaffen und erst danach höhere Ziele anvisieren. „Wenn wir das jetzt gemacht hätten, wäre das Größenwahn gewesen.“ Fröhlings Devise: „Attraktiven Fußball spielen, gezielt die nächsten zwei, drei Jahre was aufbauen und nicht immer Dinge übers Knie heraus brechen.“ Angesichts der gesunkenen Erwartungshaltung aller Beteiligten scheint das bei einer längeren Talfahrt schwierig, aber nicht unmöglich.
Gemeinsames Auftreten: Um an der Grünwalder Straße das seltene Gefühl der Ruhe einkehren zu lassen, empfiehlt Geschäftsführer Noor Basha: „Wir sitzen alle in einem Boot. Es geht nur miteinander“, sagt der Cousin von Gesellschafter Hasan Ismaik, der kürzlich in München weilte und den Konsolidierungskurs unterstützt. „Dieser Verein verdient mehr, aber das gelingt uns nur, wenn wir alle zusammen hart arbeiten. Momentan sieht das gut aus. Und auch die Mannschaft ist stabil.“ Und tatsächlich: Trotz nur eines Pünktchens aus drei Spielen bleiben die Löwen ruhig. Weil die Mannschaft als Kollektiv funktioniert. Und gerade ausnahmsweise mal kein Machtkampf tobt.
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Nachwuchsleistungszentrum stärken: Die Löwen wollen weiter auf ihr preisgekröntes Nachwuchsleistungszentrum setzen. Rejek: „Wir haben elf Spieler im erweiterten Profi-Kader. Das soll ein Kernelement von Sechzig bleiben.“
Identifikation schärfen: Umso wichtiger, junge Leistungsträger wie Marius Wolf zu halten. Rejek: „Jeder Fan wünscht sich, aus diesen Spielern ein Gesicht zu zaubern. Natürlich ist das Ziel, langfristig mit Marius zu arbeiten. Beide Parteien sind sich einig über ein Miteinander, jetzt müssen wir noch Nuancen besprechen, wie wir das machen.“