Moniz & die Löwen: Chronik eines Missverständnisses

Der TSV 1860 und Ricardo Moniz waren mit großer Aufbruchsstimmung in die Saison gestartet - das Ende ist bekannt. Eine Chronik eines Missverständnisses.
von  ME/MM
Weigl wird Kapitän: Das erste Aufrufezeichen der Saison! Weigl bekommt nach der Degradierung von Ex-Kapitän Guillermo Vallori die Binde - als 18-Jähriger und nur wenige Monate nach dem Sprung zu den Profis. Moniz lässt sich Zeit bei der Entscheidungsfindung und erst unmittelbar vor dem Saisonauftakt auf dem Betzenberg ist klar: Weigl wird der jüngste Löwen-Kapitän aller Zeiten.
Weigl wird Kapitän: Das erste Aufrufezeichen der Saison! Weigl bekommt nach der Degradierung von Ex-Kapitän Guillermo Vallori die Binde - als 18-Jähriger und nur wenige Monate nach dem Sprung zu den Profis. Moniz lässt sich Zeit bei der Entscheidungsfindung und erst unmittelbar vor dem Saisonauftakt auf dem Betzenberg ist klar: Weigl wird der jüngste Löwen-Kapitän aller Zeiten. © imago

Der TSV 1860 München und Ricardo Moniz waren mit großer Aufbruchsstimmung in die Saison gestartet - das Ende ist bekannt. Eine Chronik der Missverständnisse.

München - Zu Saisonbeginn musste man sich fragen, was sich NICHT geändert hatte bei den Löwen. Neuer Trainer, neuer Sportdirektor, zehn neue Spieler, zehn alte weg - alles glänzte neu an der Grünwalder Straße. Der Umbruch schürte die Hoffnungen der Fans auf den sehnsüchtig erwarteten Aufstieg. Das Zwischenergebnis nach sieben Spieltagen: Enttäuschung pur.

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Die AZ erklärt die Meilensteine des verpatzten Saisonstarts.

Vorbereitung: In den Testspielen agieren die Löwen mit Licht und Schatten: Zwei 2:3-Pleiten gegen Borussia Mönchengladbach gegen Cardiff City, zum Schluss aber ein überzeugendes 2:0 gegen Stoke City. Die Gewinner der Vorbereitung sind Christopher Schindler mit überzeugenden Leistungen im Abwehrzentrum, der junge Linksverteidiger Maxi Wittek, der zu den Profis hochgezogen wird und sich in kürzester Zeit in die Stammelf spielt, sowie Top-Talent Julian Weigl.

Weigl wird Kapitän: Das erste Aufrufezeichen der Saison! Weigl bekommt nach der Degradierung von Ex-Kapitän Guillermo Vallori die Binde - als 18-Jähriger und nur wenige Monate nach dem Sprung zu den Profis. Moniz lässt sich Zeit bei der Entscheidungsfindung und erst unmittelbar vor dem Saisonauftakt auf dem Betzenberg ist klar: Weigl wird der jüngste Löwen-Kapitän aller Zeiten.

Meister-Ansage: Am 30. Juli verkündet Moniz vollmundig: "Wir müssen Meister werden!" Bei der Mannschaftsbusübergabe einen Tag später bestätigt der Trainer seine hohen Ziele, setzt sie aber in Relation: "Du musst immer das Maximale erreichen wollen." Poschner nennt die Aussage später "unglücklich".

Saisonauftakt am Betzenberg: Die Löwen verlieren nach 2:0-Führung und Überzahl noch mit 2:3 - der schlechtest denkbare Start in die Saison. Dazu kommen Diskussionen um Moniz' Aufstellung. Sanchez Innenverteidiger? Schindler für Wittek hinten links? Kagelmacher rechts? Dazu die Verwirrung um die Ausrichtung. Moniz nennt das System 4-3-3, Sanchez sagt 3-4-3. Die Verwirrung ist perfekt.

Blamage gegen RB Leipzig: Eine Woche später soll der verpatzte Auftakt zuhause gegen den Aufsteiger repariert werden. Das Ergebnis: 0:3. Der Auftritt gegen die Bullen gerät zum Desaster. Ohne erkennbare spielerische Linie lassen sich die Löwen auseinander nehmen.

Partylöwen-Affäre: Yannick Stark, Daniel Adlung und Vitus Eicher werden zusammen mit - ausgerechnet - Kapitän Ju Weigl degradiert. Auch Gabor Kiraly trifft es nach seineme Zöpfchen-Zupfer gegen Gary Kagelmacher. Die Party-Nacht samt Taxi-Lästerei kostet Weigl die Binde. Null Punkte, null Disziplin, null Hoffnung: Das Chaos bei den Löwen ist perfekt.

Kiraly flüchtet nach Fulham: Die Löwen verlieren mit dem 38-jährigen Kult-Keeper eines ihrer letzten Gesichter. Die Identifikationsfiguren Benny Lauth und Daniel Bierofka waren schon vor der Saison weg.

Poschner und die Transfers: Die sehnsüchtig erwarteten Neuzugänge lassen auf sich warten. Sind sich Moniz und Poschner nicht einig? Das Trio Rodri, Valdet Rama und Martin Angha kommt erst kurz vor der Schließung des Transferfensters. Angha muss direkt zur Nationalmannschaft, Rama und Rodri sind nicht fit. Sie sollen die Sofort-Hilfen sein? Das Problem tritt offen hervor: Moniz steht erst am Anfang, eine Mannschaft zu formen, während andere Teams bereits voll im Saft stehen und eingespielt sind.

Das Krisengespräch: Am 2. September setzen sich Poschner und Moniz zusammen. Das Ergebnis: Das sehr offensiv ausgerichtete 4-3-3-System des Trainers braucht einen Stabilisator: Yannick Stark soll die Probleme in der Defensive ("offen wie ein Scheunentor") lösen.

Die Hoffnung: Nach der Länderspielpause holen die Löwen den ersten Dreier. Das 2:1 auf St. Pauli soll der Knotenlöser sein. Es ist ein glücklicher Sieg, das ist allen bewusst. Aber die Hoffnung kehrt zurück. Das Selbstbewusstsein scheint plötzlich wieder da.

Die Ernüchterung: Zum Wiesn-Auftakt kommt der FC Ingolstadt zum Derby in die Allianz Arena. Es soll der zweite Sieg her. Die Sechzger wollen eine Serie starten. Das Ergebnis: ein glückliches 1:1. Die Leistung: bedenklich. Die Stimmung: wieder im Keller.

Das Finale: Die Löwen verlieren nach einer bodenlos schlechten Leistung gegen den SV Sandhausen trotz Überzahl (wie schon gegen Kaiserslautern) mit 0:1. Auch bei einem 0:0 hätte die Leistung den Trainer den Kopf gekostet. So überrascht die Entscheidung nicht: Am 24. September wird Ricardo Moniz beurlaubt. Es war sein 97. Tag im Amt.

Nebenschauplätze: Die Löwen wären nicht die Löwen, wenn die Saison ansonsten bislang ruhig verlaufen wäre. Taxi-Affäre, Kirmaier-Klage, eine nichtige Präsidentenwahl und die Papst-Posse - die erhoffte Ruhe ist bislang nicht an der Grünwalder Straße eingekehrt. Und es darf bezweifelt werden, dass es in absehbarer Zeit dazu kommen wird.

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