Löwen: So läuft die Rettung

Die Sechzger wollen die Insolvenz mit der Hilfe einer Privatbank, eines Bankenkonsortiums und des FC Bayern abwenden. Auch Ministerpräsident Horst Seehofer sendet plötzlich wieder positive Signale
von  Filippo Cataldo, Angela Böhm
Geschäfstfüher Robert Schäfer Schäfer und Präsident Dieter Schneider stehen bei der Rettung des TSV 1860 kurz vor dem Durchbruch.
Geschäfstfüher Robert Schäfer Schäfer und Präsident Dieter Schneider stehen bei der Rettung des TSV 1860 kurz vor dem Durchbruch. © sampics/Augenklick

Die Löwen wollen die Insolvenz mit der Hilfe einer Privatbank, eines Bankenkonsortiums und des FC Bayern abwenden. Auch Ministerpräsident Horst Seehofer sendet plötzlich wieder positive Signale

München -  Die schlaflosen Nächte, die unzähligen Gesprächsrunden, der emotionale Hilferuf, der öffentlichkeitswirksame Streit zwischen OB Christian Ude und Bayern-Präsident Uli Hoeneß – das alles scheint sich gelohnt zu haben.
Die Löwen stehen kurz vor der Rettung.

„Nach unserem Schritt in die Öffentlichkeit am Freitag ist richtig Bewegung in die Sache reingekommen”, sagt Geschäftsführer Robert Schäfer, der explizit auch die Rettungsaktion der AZ lobt: „Die großen Solidaritätsbekundungen haben uns definitiv geholfen.” Zwar möchte er noch keinen Vollzug vermelden, ehe nicht wirklich alle Verträge unterschrieben sind. Bis es soweit ist, spricht Schäfer lieber von „sehr konkreten Verhandlungen” – doch Optimismus ist ab sofort mehr als angebracht. Am Dienstag oder spätestens am Mittwoch wollen Präsident Dieter Schneider und Schäfer dem Aufsichtsrat das rund zwölf Millionen Euro schwere Rettungsmodell vorstellen, in dem auch die Landesbank wieder eine Rolle übernehmen soll. Bis dahin sollen, um die letzten Verhandlungen nicht doch noch zu gefährden, auch nicht die Namen der beteiligten Banken genannt werden.
Wie die Rettung funktionieren soll, scheint aber schon klar.

Wer beteiligt sich am Rettungspakt?

Eine deutsche Privatbank soll die Koordination des gesamten Rettungspaktes übernehmen. Die Altlasten der Löwen – insgesamt rund zwölf Millionen Euro – sollen vor allem mit einem zumindest teilweisen Forderungsverzicht oder Forderungsaufschüben der Gläubiger in den Griff gekriegt werden. Schäfer würde versuchen, sich mit dem frischen Geld, das ein Bankenkonsortium unter Führung der Privatbank gewähren soll, mit den bisherigen Hausbanken und anderen Gläubigern zu vergleichen. Ein Mix aus Umschuldung und teilweisen Forderungsverzichten. Der FC Bayern als Hauptgläubiger – der TSV 1860 steht mit rund vier Millionen Euro in der Schuld – soll einem Forderungsaufschub bereits zugestimmt haben. Auch bei den Mietkonditionen für die Allianz Arena sollen Bayern zu Zugeständnissen bereit sein. Laut „SZ” müssen die Löwen künftig für das Catering nur noch so viel zahlen wie sie tatsächlich konsumieren – je nach Auslastung des Business-Bereichs würde dies eine bis zu siebenstellige Summe einsparen. Positive Signale bezüglich eines teilweisen Forderungsverzichts soll der Klub auch vom Berliner Immobilienunternehmer Nicolai Schwarzer, mit 2,5 Millionen Euro der größte Privatgläubiger, erhalten haben. Die Löwen würden also Zeit gewinnen, bis ein Investor gefunden ist. Ein Anteilsverkauf an einen ausländischen Investor ist nach AZ-Informationen im aktuellen Rettungsmodell nicht vorgesehen.

Wieso kann sich die Landesbank jetzt doch am Rettungspakt beteiligen?

Im letzte Woche gescheiterten Rettungspakt hätte die Landesbank auch einen Teil der Altlasten übernehmen müssen. Dieser Kredit sollte durch eine Bürgschaft der landeseigenen LfA-Förderbank besichert werden – was aber gegen die Förderrichtlinien verstoßen hätte. Auf Betreiben von Ministerpräsident Horst Seehofer scheinen Finanzminister Georg Fahrenschon und Wirtschaftsminister Martin Zeil nun offenbar doch eine legale Möglichkeit gefunden haben, um 1860 zu helfen. „Wenn die Löwen ihr Problem mit den Altlasten in den Griff bekommen, dann würden wir sie behandeln wie jedes andere Unternehmen auch”, sagte Seehofer der AZ. Die Gremien würden dann prüfen, ob dem Klub ein normaler Kredit für Investitionen gewährt werden kann. Dem Vernehmen nach beobachtet die Staatskanzlei die Bemühungen des Sanierungsduos Schäfer und Schneider sehr wohlwollend. Wenn die anderen Banken mitspielen, würde auch die Landesbank ihren Beitrag leisten. 

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