Löwen: Pro 1860-Mann Reisinger neuer Fußball-Boss

Unberechenbarkeit zeichnet den TSV 1860 aus. So gab es heute bei der Mitgliederversammlung der Fußballabteilung eine Überraschung. Pro 1860-Mann Robert Reisinger - und nicht der leicht favorisierte Gastronom Hirschberger - wurde als Nachfolger von Wolfgang Hauner zum neuen Fußball-Boss der Löwen gewählt.
von  Abendzeitung
Robert Reisinger, der neue Fußballchef des TSV 1860.
Robert Reisinger, der neue Fußballchef des TSV 1860. © Rauchensteiner/Augenklick

UNTERSCHLEISSHEIM - Unberechenbarkeit zeichnet den TSV 1860 aus. So gab es heute bei der Mitgliederversammlung der Fußballabteilung eine Überraschung. Pro 1860-Mann Robert Reisinger - und nicht der leicht favorisierte Gastronom Hirschberger - wurde als Nachfolger von Wolfgang Hauner zum neuen Fußball-Boss der Löwen gewählt.

Weil am letzten Starkbierwochenende in München kein großer Saal mehr zur Verfügung stand, mussten die Löwen ausweichen. Im Ballhausforum Unterschleißheim trat die Fußballabteilung zusammen - und die AZ berichtete mit einem Liveticker. Vor Ort war AZ-Mitarbeiter Stefan Maurer.

17.30 Uhr Allzu zu viel über seine Ziele wollte der Neue noch nicht verraten. Von der AZ befragt, forderte Reisinger für sich und sein Team "wie in der Politik 100 Tage, nach denen man sich erst ein Urteil erlauben" solle. Außerdem liege ihm besonders "die Jugendarbeit am Herzen". Eine seiner ersten Amtshandlungen soll denn auch ein Gespräch mit dem scheidenden Nachwuchs-Boss Ernst Tanner sein. "Ich werde versuchen, ihn zum Bleiben zu überreden", sagte Reisinger zur AZ, schränkte jedoch ein: "Ich glaube aber. dass das sehr, sehr schwierig werden dürfte."

17.04 Uhr: Nichts Neues von Reisinger, aber auch sein Vize Daniel Bauer und der neue Kassier Thomas Probst sind Sympathisanten von "Pro 1860". Glatter Sieg.

16.55 Uhr Nun stellt sich an dieser Stelle folgende Frage: Wer ist Reisinger? Bislang ist der neue Fußball-Boss der Löwen jedenfalls weder positiv noch negativ aufgefallen. Sobald wir mehr über ihn wissen, wird selbstverständlich sofort wieder getickert. Bis bald.

16.45 Uhr Jetzt ist's amtlich! Der Mann von der Pro 1860-Liste ist's! Reisinger erhält 607 Stimmen, Hirschberger 304 Stimmen und Kirchmeier tatsächlich nur drei. Der Gewinner beteuert: "Ich bin in keiner Fan-Vereinigung, aber für Sechzig." Ist ja auch das Mindeste, was man erwarten konnte. Der Mann ist verheiratet, hat einen Sohn und früher selbst in der Jugend der Löwen gekickt. Im Alter von 18 musste er jedoch nach einer Verletzung aufhören. Löwen-Mitlgeid ist er seit seiner Kindheit. Ist ja auch das Mindeste, was man erwarten konnte. Hirschberger hingegen ist geknickt.

16.38 Uhr Ein paar Stimmen für Hirschberger, drei Stimmen für Kirchmeier - and the winner is: Robert Reisinger! Der 45-jährige Spediteur erhält augenscheinlich die meisten Stimmen und wird voraussichtlich Nachfolger von Wolfgang Hauner als Fußball-Abteilungsleiter des TSV 1860. Alles natürlich noch ohne Gewähr.

16.13 Uhr: Könnte sein, dass demnächst Entscheidungen fallen. Kern war der letzte Redner. Versammlungsleiter und Wahlbeschleuniger Maget reibt sich schon die Hände. Die pure Vorfreude! Warum er so heiß aufs Wählen ist? Vielleicht, weil er selbst nicht zur Wahl steht!

16.07 Uhr Andreas Kern ist noch immer da! Er redet nun sogar selbst. Die Arena sei zu den derzeitigen Kondition zwar zu teuer, aber: "Ein Spontanauszug macht auch keinen Sinn." Spontan ist mit der Arge also nicht zu machen. Wohin auch? Nach Unterschleißheim? Die haben blaue Sitze!!!!

15.55 Uhr: Der einfache Delegierte Karsten Wettberg ersucht ums Wort - und darf selbstverständlich reden. War ja immerhin mal Teil des Präsidiums, der Mann. Und er zieht sich clever aus der Affäre. "In der Stadionfrage kann man geteilter Meinung sein", erklärt der frühere Löwen-Trainer, "aber wenn eines gar nicht geht, dann, dass DER Münchner Verein in Unterhaching spielt." Er muss es wissen, schließlich hat er auch die SpVgg mal trainiert.

15.42 Uhr: Magets Wunsch wird vorerst nicht erfüllt. Und dann spricht Andreas Petri, der Pro 1860-Boss. Er verkündet, dass er den Fan-Streit unbedingt beenden wolle. Ein gutes Ziel, dass er durch die Abschaffung des Delegiertensystem zu erreichen gedenkt: "Ich will hier bei der nächsten Versammlung nicht die Wahl zwischen Pro 1860- und Arge-Mitgliedern haben." Er plädiert für eine Rückkehr zum Mitgliedersystem. Im Maget'schen Sinn bringt der ehrenwerte Vorschlag allerdings nichts - die Wahl wird weiter verzögert.

15.35 Uhr: War eigentlich jemand auch bei der letzten Delegiertenversammlung am Nockherberg? Auch da war Franz Maget Versammlungsleiter - und auch da zeichnete er sich als Antreiber aus. Maget jedenfalls forderte auch diesmal: "So, jetzt wird's aber langsam Zeit zu wählen." Fraglich, warum ein bayerischer SPD-Politiker immer wieder so heiß auf Wahlen ist.

15.30 Uhr: Hört! Hört! Boss Stoffers erklärt, dass der Verein den Etat für die Nachwuchsförderung nun doch nicht kürzen werde. Er hat sich schlau gemacht. "Die Jugendarbeit ist für 1860 unglaublich wichtig", sagt er. Er habe sich zu diesem Thema am Donnerstag nochmals mit Ernst Tanner unterhalten. Stoffers jedenfalls behauptet: "Ich hätte ihn gerne gehalten." Den Tanner.

15.03 Uhr: Kurz nach drei - und Andreas Kern ist immer noch da! Und das, obwohl gerade mal der Schiedsrichter-Obmann spricht. Bis zur Wahl kann's noch dauern...

15.00 Uhr: Da sich gerade wenig tut, nur nochmal zur Erinnerung: Als Abteilungsleiter bewerben sich Thomas Hirschberger, Günter Kirchmeier und Robert Reisinger. Sausalitos-Boss Hirschberger übrigens ist fürs Catering im Ballhausforum verantwortlich. Bislang läuft die Getränkeversorgung reibungslos. Vorteil Hirschberger?

14.40 Uhr: Immer noch Hauner. Aber jetzt wird's wirklich unruhig. Zuerst bedankt er sich nämlich bei Finanzboss Markus Kern - und dann bei OB Ude. Und zwar dafür, dass beide den Schwarzer-Deal haben platzen lassen. Dann schickte er noch eine Grußadresse an den bei vielen Mitgliedern umstrittenen Ude: "Ich hoffe, dass er auch weiterhin schützend seine Hand über den Verein hält." Dafür gab's Pfiffe. Stimmungswechsel beim Thema Nachwuchs-Chef. Hauner lobte den (nicht so ganz freiwillig?) scheidenden Ernst Tanner: "Danke, Ernst! Viele werden erst merken, was du geleistet hast, wenn du weg bist." Was spätestens mit Jahresende der Fall sein wird.

14.35 Uhr: Hauners Bericht gerät zu einer Art Generalabrechnung. Vor allem Teil eins, in dem er sich mit der Stadiondebatte befasst, bringt ihm Pfiffe ein. "Mittelfristig ist die Allianz Arena die einzige Alternative und der einzige Hoffnungsschimmer in Sachen Erste Liga", sagt Hauner. Nach dem Pfeifkonzert meint er: "Ich muss mir das ja jetzt anhören, aber ich bin froh, wenn ich es mir ab Montag nicht mehr anhören muss." Da hat einer genug. Danach geißelt er noch den geplatzten Investoren-Deal: "Das Schwarzer-Investment wäre für 1860 der Anfang vom Ende gewesen." Bleibt die Frage: Darf man auf einer 1860-Versammlung eigentlich Uli Hoeneß zitieren?

14.20 Uhr: Sowas gibt's wohl nur bei Sechzig - eine Debatte über die Debatte als solche! Nachdem Versammlungsleiter Maget angekündigt hatte, dass man nur bis 18 Uhr Zeit habe ("Dann wird hier in der Halle umgebaut"), stellt Andreas Kern - der Ex-Arge-Vorstand ist offenbar ein ungeduldiger Mensch - den Antrag, dass die Wahl des neuen Fußball-Abteilungsleiters bis spätestens 15 Uhr begonnen haben soll. "Pro 1860"-Vonavka ist empört. Dennoch wird allen Ernstes über den Antrag abgestimmt. Als per Akklamation keine sichtbare Mehrheit zustande kommt, soll sogar ausgezählt werden. Kern erkennt, dass sein Antrag in Sachen Heimreise kontraproduktiv ist - und zieht ihn zurück. Genial.

13.50 Uhr: Ober-Löwe Beeck ergreift das Wort - und redet den Delegierten ins Gewissen - von wegen "alle müssen dasselbe Ziel haben und zusammenhalten" etc. pp. Die ganze Versammlung sei für den Verein "richtungsweisend", schließlich müssten die "Machtverhältnisse neu geklärt" werden. Wer hätte das gedacht? Voller Respekt (kein Witz) dankt Beeck schließlich dem scheidenden Abteilungsleiter Hauner. Auch dafür, dass er Interna stets als solche betrachtet habe. Applaus von den Delegierten - für Hauner.

13.35 Uhr: Als Erster spricht natürlich der Kollege Hauner. Er wünscht sich und der Presse (!) einen anständigen Verlauf der Versammlung und bedroht selbigen - indem er den Bürgermeister von Unterschleißheim zu einem Grußwort auf die Bühne bittet. Der Mann heißt Rolf Zeitler und sorgt gleich mal für Buh-Rufe und Empörung im Saal. Der hochmotivierte Lokalpolitiker - definitiv kein Delegierter - sagt nämlich zum Ende seiner kurzen Ansprache: "Ich hoffe, dass die Allianz Arena das Heim der Löwen wird." Stimmungsmache in Sachen Stadiondebatte?

13.15 Uhr: Jetzt geht's los! Noch ist im Saal nicht auszumachen, wer die Mehrheit hat. Ist es diesmal die Fanvereinigung Arge? Vor knapp drei Jahren, im Mai 2006, hatte die konkurrierende Fraktion von "Pro 1860" mehr Delegierte in die Kleine Olympiahalle locken können.

13.00 Uhr: Jetzt müsste es eigentlich losgehen, doch der Start verzögert sich offenkundig. Vor dem Podium unterhält sich Stoffers mittlerweile angeregt mit dem komplett versammelten Präsidium: Boss Rainer Beeck und seine beiden Stellvertreter Franz Maget und Michael Hasenstab haben auch den Weg ins Ballhausforum gefunden. Die Stimmung beim Quartett der Bosse? Entspannt. Es wird gelacht.

12.45 Uhr: Bislang ist die Stimmung trotz des ungewöhnlichen Versammlungsortes gut. Shuttle-Busse brachten die Delegierten aller Fraktionen raus nach Unterschleißheim. Der Saal füllt sich so langsam. Allerdings hat bislang kaum einer Platz genommen auf seinem blauen Sitz. Vielleicht auch aus Neugier. Schließlich steht draußen im Foyer kein Geringerer als 1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers. Der hat nach eigener Aussage "keine Ahnung vom Fußball" und ist offensichtlich enorm wissbegierig. Er unterhält sich angeregt mit Delegierten - etwa über die geplante Kürzung des Etats für den Jugendbereich?

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