Löwen-Oldie Olic: "Ein geiles Gefühl"

München - Trainingsplatz des TSV 1860. Nachmittagseinheit. Steilpass in die Spitze, eigentlich viel zu lang und längst von Trainer Kosta Runjaic mit seiner Pfeife wegen Abseits unterbrochen. Ivica Olic hatte den Pfiff nicht gehört. Oder besser: Er wollte ihn nicht hören. Der kroatische Neu-Löwe sprintet los, erläuft den Ball noch vor der Auslinie. Zack, vors Tor geflankt. Abgepfiffen? Egal.
Es war eine typische Olic-Aktion, die der Neuzugang der Sechzger hinterher kaum treffender hätte beschreiben können: „Immer Vollgas“, sagte er der AZ gestern nach dem Training – mit hochrotem Kopf und Schweiß-Bächen auf der Stirn, aber einem breiten Grinsen im Gesicht.
Glückloser Kroate
Drei Spiele hat der einstige Bayern-Star im Löwen-Dress hinter sich. Und freute sich wie ein junger Nachwuchskicker, der eben erst sein Profdebüt hinter sich hat: „Das war das beste Gefühl überhaupt für mich! Es ist einfach ein geiles Gefühl, wenn du weißt, du hast gewonnen und hast für Deine Mannschaft alles rausgehauen, was geht. Wenn du richtig platt bist und es hat sich gelohnt – besser geht es nicht“, so Olic, dessen Kampfgeist bis zur letzten Sekunde ihn stets geprägt habe: „Das war immer meine Spielweise.“ Und das gilt auch noch mit seinen 36 Lenzen. Olic, der Dauer(b)renner!
Bei der Auftaktpleite in Fürth waren nicht nur schwache Sechzger, sondern auch ein glückloser Kroate zu beobachten. Der ehemalige HSV-Profi ist vom 0:1 noch angefressen: „Das war natürlich nicht so gut, auch nicht aus meiner Sicht. Ich habe zwei Chancen vergeben, wir haben verloren und bin damit alles andere als zufrieden.“
Beim HSV fehlten ihm die Einsatzzeiten
Nach den beiden knappen Siegen gegen Bielefeld in der Liga und den KSC im Pokal „haben wir eine Steigerung gezeigt, auch ich habe mich besser gefühlt. Nicht nur wegen meiner Position ganz vorne, das ging von der ganzen Mannschaft aus: Wir hatten viel mehr Ruhe im Spiel und haben verdient gesiegt“, so das Olic-Urteil, verschmitzt ergänzt er noch: „Natürlich habe ich auch viel Spaß gehabt.“
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In der vergangenen Spielzeit und im Dress des HSV war nicht Vollgas, sondern Bremse angesagt. „Das hat mir letztes Jahr gefehlt beim HSV – ich weiß gar nicht mehr, wann ich zum letzten Mal drei Spiele über 90 Minuten gespielt habe. Das habe ich sehr vermisst.“ Im April 2015 war’s, vom 28. bis zum 30. Spieltag gegen Wolfsburg, Bremen und den FC Augsburg. Beim 3:2 gegen den FCA war es auch, als dem Kroaten sein vorletzter Bundesliga-Treffer gelang. Danach gab’s nur noch ein einziges Olic-Bundesligator, in der vergangenen Saison ging der 36-Jährige in nur neun Kurzeinsätzen leer aus.
Am Samstag soll es klappen
Bei den Blauen hat er auch noch nicht getroffen. 270 Minuten, null Tore – für Runjaic und auch Olic selbst zu wenig. „Er ist unheimlich wichtig nach hinten, er tut weh und läuft immer wieder an“, verteidigte Runjaic seinen stürmenden Arbeiter, dem die Kollegen Sascha Mölders und Stefan Mugosa im Nacken sitzen, „er ist jemand, der sich vorbildlich über die komplette Spielzeit als Teamplayer komplett verausgabt.“
Der 45-Jährige würde sich nicht nur aus Eigennutz, sondern auch für den Torjäger „sehr freuen, wenn der Knoten platzt“. Geht’s nach Olic, ist es schon am Samstag beim schnellen Wiedersehen mit dem KSC soweit, diesmal in der Liga und auswärts im Wildpark (13 Uhr, live bei Sky): „Jetzt ist mein nächstes Ziel, so schnell wie möglich ein Tor zu schießen. Am besten am Samstag.“
Im Falle eines Sieges oder zumindest einer guten Leistung hatte der Coach seinen Spielern Sonderurlaub in Aussicht gestellt. Eine kleine Verschnaufpause dürfte sogar Olic gefallen. Aber nur eine kleine.