Löwen-Kapitän: Vallori statt Lauth?
Urgestein Benny Lauth vor der Ablösung als Kapitän beim TSV 1860 München: Benny spielte zuletzt im B-Team. Auch Gabor Kiraly und Kai Bülow haben Chancen auf das Amt
München - Das Löwen-Stüberl erhält dieser Tage einen neuen Anstrich. Die Farbe der Außenfassade war abgebröckelt, nun strahlt wieder ein frisches Blau. Ein paar Meter weiter ist ein ähnlicher Vorgang erkennbar – auf dem Trainingsplatz. Trainer Alexander Schmidt nutzt seine erste Sommervorbereitung, um sich die Mannschaft nach seinen eigenen Vorstellungen zusammenzubasteln. Nun scheint der Löwen-Trainer aufs Ganze zu gehen. Das Ganze ist in diesem Falle Benny Lauth, genauer gesagt seine Rolle als Kapitän.
Seit zwei Spielzeiten hat der Löwen-Rekordtorschütze dieses Amt inne, damals löste er Daniel Bierofka ab. Ob Lauth mit der Binde um den Oberarm jedoch in seine dritte Saison geht, ist fraglich. Im Umfeld der Löwen ist von einer Degradierung des Stürmers die Rede. Alexander Schmidt sagt dazu lediglich: „Noch haben wir ja einen Kapitän.” Noch? Ein Vertrauensbeweis ist das nicht. Für Lauth, neben Bierofka schon jetzt eine Legende bei 1860, wäre die Degradierung ein Schlag ins Gesicht. Äußern will sich Lauth derzeit nicht zur Kapitänsfrage.
Doch möglicherweise wird Lauth nicht mehr so oft spielen wie in den letzten Jahren. „Gesetzt ist bei mir keiner”, sagte Schmidt. Also auch nicht Lauth, den derzeit Achillessehnenprobleme plagen und der im Training lediglich in der B-Elf zum Einsatz kam – neben Testspieler Andreas Neumeyer, der aus der Regionalliga kommt.
Als erster Nachrückkandidat fürs Kapitänsamt gilt Guillermo Vallori, der bereits im letzten Saisonspiel gegen Aalen (3:0) die Binde trug, als Benny Lauth nicht spielte. „Wenn Alexander Schmidt sich dazu entscheiden würde, stünde ich bereit. Ich habe vor dem Amt keine Angst”, sagt der Innenverteidiger. Vor allem, weil Vallori schon bei seinem vorherigen Klub, den Grashopper Zürich, Kapitän war. Der 30-Jährige selbst sieht sich als Führungsspieler: „Ich versuche das gesamte Spiel, die Mannschaft zu dirigieren”, sagt er. Auch außerhalb des Platzes ist der Mallorquiner sehr beliebt. Dabei sah es nach Amtsantritt von Alexander Schmidt im November letzten Jahres erst gar nicht danach aus, dass Vallori zum Kapitän aufsteigen könnte. Schmidt verbannte ihn zunächst auf die Ersatzbank, die Spieltage 17 und 18 kam er nicht zum Zuge. „Im ersten Moment habe ich die Entscheidung nicht verstanden”, sagt Vallori, „im Nachhinein muss ich sagen: Es hat mir geholfen!”
Ein weiterer Kandidat wäre, na klar, Schlussmann Gabor Kiraly, der allein schon durch seine unglaubliche Erfahrung besticht. Der 37-Jährige ist Rekordtorhüter Ungarns, überholte Ende letzten Jahres mit seinem 87. Länderspiel die ungarische Legende Gyula Grosics. Doch ob Kiraly als Keeper nicht etwas zu weit weg vom Geschehen auf dem Platz ist?
Eher Außenseiterchancen hätte Kai Bülow. Er spielt zusammen mit Vallori in der Innenverteidigung, hat bei Schmidt einen Stein im Brett. Was auch für Bülow spricht: Er ist Kassenwart der Mannschaft und somit auch im Mannschaftsrat, im Gegensatz zu Vallori – und auch Kiraly – allerdings ein deutlich ruhigerer Typ.
Fakt ist: Schmidts Entscheidung ist von großer Tragweite. Peter Grosser, der Kapitän der Meistermannschaft, meint: „Der Kapitän heute hat viel mehr Mitspracherecht. Damals, als ich noch Kapitän war, hatte mein Trainer Max Merkel ja noch eine viel größere Macht, sogar mehr als der Präsident. Er war wie ein Diktator und es war selten, dass er einen an sich heranließ. Das ist heute ganz anders.”