Löwen im Abstiegskampf - "Ohne Adlung wären wir gar nicht hier"
München - Klasse, Adi!“ hallte es über den Rasen. Der Absender des Lobes, Sascha Mölders, hatte eben beobachtet, wie Kollege Daniel Adlung im Training des TSV 1860 eine Flanke einnetzte. Mit Übersicht und Kopf, wie ihn der Winter-Neuzugang im Sturm selbst nicht besser hätte verwerten können. Obwohl Adlung mit seinen 1,75 Metern nicht gerade ein prädestiniertes Kopfball-Ungeheuer ist – auf dem Feld ist er einer der Großen bei den Löwen. Vor allem dann, wenn es zählt.
Adlung: "Die jetzige Lage schockt mich nicht mehr"
Der Vize-Kapitän ist nach überstandener Sprunggelenksverletzung, nach gut einem Monat außer Gefecht, wieder im Vollbesitz seiner Kräfte. „Passt wieder alles“, sagte Adlung, der zuletzt beim 0:1 gegen Greuther Fürth in der 73. Minute sein Comeback gefeiert hatte, der AZ. Und will nicht viele Worte über sich selbst verlieren: „Wir sollten weniger reden, sondern mehr kämpfen. Es zählt kein Einzelschicksal, sondern nur die Mannschaft“, sagt Adlung, Mann der Taten, „ich denke, das hat jeder begriffen.“ Denn es geht, wie im letzten Jahr, allein um den Klassenerhalt. Die Existenz. „Ich habe schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, habe schon viel erlebt, positiv wie negativ. Die jetzige Lage schockt mich nicht mehr“, so Adlung, „ich versuche einfach, voranzugehen, in jedem Spiel mein Ding durchzuziehen. Mehr kann ich nicht machen.“
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In der letzten Spielzeit war das just im Saisonendspurt eine ganze Menge: 32. Spieltag, 1860 beim FSV Frankfurt: Adlung bereitet Valdet Ramas Siegtreffer vor. 33. Spieltag, Heimspiel gegen Nürnberg: Der 28-Jährige legt Gui Valloris Ausgleich auf, den 2:1-Siegtreffer erzielt er selbst per Elfmeter. Relegations-Rückspiel gegen Kiel: Der gebürtige Fürther ist es, der den Löwen mit dem späten 1:1 erst den Grundstein dazu legt, dass Kai Bülow mit seinem Abstauber in der Nachspielzeit zum Retter avanciert. Adlung cool: „Das waren schöne Momente, die sind aber Vergangenheit. Jetzt sind es andere Gegner, die wir schlagen müssen.“
Kreuzer: Adlung hatte großen Anteil am Klassenerhalt
Einer, der damals noch nicht bei Sechzig wirkte, weiß dennoch, wozu ein fitter Adlung fähig ist: „Das sind so Momente, an die man sich erinnert. Daniel hatte mit seinen Toren und Assists einen großen Anteil am Klassenerhalt. Ohne ihn wären wir gar nicht mehr hier“, sagt Sportchef Oliver Kreuzer. In der laufenden Saison sind die entscheidenden Adlung-Momente bislang spärlicher gesät: Ein Treffer im Hinspiel gegen Nürnberg, drei Vorlagen beim spektakulären 4:4 in Paderborn – das war's. Formkrise, keine Harmonie mit Spielmacher Michael Liendl, dazu die anhaltenden Sprunggelenks-Probleme, die den Mittelfeldspieler zur OP zwangen.
Jetzt soll alles besser werden – mit Adlung, zweifellos einem der besten Fußballer im Löwen-Trikot. Kreuzer: „Es ist gut, dass er wieder da ist: Er ist ein wichtiger, erfahrener und polyvalenter Spieler, der fast alle Offensiv-Positionen bekleiden kann. “ Kapitän Christopher Schindler stimmt ein: „Du brauchst ihm nicht viel erklären, er weiß auch als offensiverer Spieler im Defensiv-Verhalten immer, was er zu tun hat, definiert sich über den Kampf.“
Kein Selbstläufer gegen Duisburg
Trifft sich gut, dass Entscheider Adlung im möglicherweise schon vorentscheidenden Abstiegs-Endspiel bei Zweitliga-Schlusslicht MSV Duisburg am Freitag (18.30 Uhr, live bei Sky) erstmals wieder von Beginn an auflaufen könnte. Kreuzer sagt vor dem Duell mit den wiedererstarkten Zebras: „Das wird kein Selbstläufer. Jetzt zu sagen: Gegen Fürth haben wir gut gespielt, also sind wir gut drauf und machen das in Duisburg genauso? Nein, das geht nicht!“, so Kreuzer.
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Seine Ansage lautet: „Verlieren verboten!“ Dabei dürfe Adlung seiner Meinung nach gerne einmal mehr beweisen: „In solchen Momenten da, wenn es eng wird, ist er da.“