Löwen-Erfolg: Der Fröhling-Faktor
München - „Ich werde den Teufel tun, diese Spieler schlecht zu machen“, sagte Torsten Fröhling. Es war nicht das erste Mal, dass er diese Worte gebraucht hat in dieser Saison. Aber diesmal konnte es der Trainer des TSV 1860 nicht nur mit der Inbrunst seiner Überzeugung tun, sondern er konnte es allen Skeptikern, Zweiflern und Unkenrufern gegenüber endlich auch mit dem passenden Ergebnis untermauern. Nach dem 2:0 über Bundesligist TSG Hoffenheim in der 1. Runde des DFB-Pokals ging ihm dieser Satz ungleich leichter von den Lippen als zuletzt. Für den Trainer ist die Pokal-Sensation nicht nur ein Riesen-Erfolg, sie ist auch ein Spiegelbild seiner Arbeit. Seiner Vision. „Das ist meine Mannschaft! Das ist unsere 1860-Mannschaft!“, bekannte der Coach. Die AZ zeigt den fröhling’schen Einfluss auf die Sechziger.
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Junglöwen-Strategie: Fröhling ist bekennender Fan seiner ehemaligen U21-Schützlinge, die er von 2013 bis zu seinem Profi-Einstand im Februar 2015 trainierte. Und er ist der Überzeugung, dass eine junge, erfolgshungrige Truppe aus Spielern, deren Identifikation mit dem Verein größer kaum sein könnte, viel bewegen kann – und wird. Vitus Eicher, Maxi Wittek, Marius Wolf und Korbinian Vollmann gehören zur besagten Kategorie „Löwen durch und durch“, wenngleich sie ihre Debüts vor Fröhlings Cheftrainer-Karriere gaben. Aber: Der 42-Jährige baut weiter auf sie und setzt den begonnenen Weg zielsicher fort: Mit Vladimir Kovac, Richard Neudecker und Fejsal Mulic zog er drei weitere Talente hoch. Letzterer dankte es ihm gegen Hoffenheim mit seinem ersten Pflichtspiel-Tor. Fröhling: „Die Mannschaft ist sehr, sehr jung. Aber sie lernt weiter. Wir dürfen die Jungen nicht weggeben. Die müssen wir behalten, um bei 1860 was aufzubauen.“
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Gemeinsam verteidigen: In der Defensive hat Fröhling ein ebenso einfaches wie effektives Credo: alle gemeinsam! Er wird nicht müde, diese Worte ins Gedächtnis seiner Spieler einzubläuen. „Man sieht, dass jeder für jeden kämpft“, sagt Wolf und stellt fest: „Wie wir schon gegen Freiburg und Heidenheim gesehen haben: Wir haben aus dem Spiel heraus noch kein Gegentor kassiert.“ Löwen-Kapitän Christopher Schindler weiß: „Das Wichtigste in unserer Situation ist, zu sehen, dass es funktioniert, dass alle mitmachen. Dass wir auch nach den Niederlagen nicht von unserer Spielweise abgerückt sind, sondern uns weiterentwickeln wollen.“ Haben sie auch getan, denn das Löwen-Bollwerk hielt gegen Hoffenheim.
Aggressives Pressing: In Heidenheim ließ es noch arg zu wünschen übrig, gegen Freiburg und Hoffenheim hat’s geklappt: Sechzig ging früh drauf, zwang den Gegner durch konsequentes Pressing zu Fehlern – wie vor dem 1:0 durch Daylon Claasen. „Die Mannschaft will. Wenn man sieht, was sie für eine Laufbereitschaft an den Tag gelegt hat und wie einer für den anderen gearbeitet hat und es vor allem auch geklappt hat, mutig nach vorne zu spielen – das ist der Weg“, sagt Fröhling: „Erfolgserlebnisse sind immer wichtig. Damit man sieht, wenn man so einen Aufwand betreibt, dass es funktioniert.“
Spaßfaktor: „Der Trainer hat vor dem Spiel gesagt, was er immer sagt: Wir sollen Spaß haben! Es ist Pokal, wir spielen gegen einen Erstligisten und haben nix zu verlieren. Ohne Spaß geht’s nicht. Wenn du so in die Partie gehst, kannst du nur gewinnen“, erklärt Wolf. Fröhling, der auch in der Horror-Saison unter größtem Druck seinen Humor nie verlor, weiß genau, wie wichtig eine gewisse Lockerheit ist. Die soll auch beim nächsten Liga-Auftritt gewahrt sein. Wolf frech: „Wenn wir in Nürnberg dieselbe Einstellung zeigen, bin ich mir sicher, dass wir auch dort drei Punkte holen werden.“ Kaum auszudenken, wie groß der Spaßfaktor der Fröhlinge erst bei regelmäßigen Erfolgserlebnissen wäre.
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