Leipzig gegen Löwen: Dose gegen Tradition

Am Wochenende ist RB Leipzig bei 1860 zu Gast – es wird ein Duell der Gegensätze. „Wenn wir am Sonntag rausgehen, wird die Tradition etwas wiegen“, sagt Sanchez. Fans planen einen Protestmarsch.
Matthias Eicher |
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Das Duell am Samstag: Die Profis von RB Leipzig sind in der Allianz Arena zu Gast und treffen dort auf den TSV 1860.
dpa/sampics/AK Das Duell am Samstag: Die Profis von RB Leipzig sind in der Allianz Arena zu Gast und treffen dort auf den TSV 1860.

München – „Tradition ist sehr wichtig für mich. Ich hätte zu mehreren Erstligisten in verschiedenen Ligen wechseln können, aber ich habe mich für 1860 entschieden, weil der Klub die Tradition eines Erstligisten hat.“ Starke Worte von Neuzugang Ilie Sanchez, der vor der Saison gemeinsam mit Edu Bedia vom FC Barcelona II zum TSV 1860 kam. Von einem stolzen Klub mit langer Geschichte.

Jetzt spielt Sanchez bei einem nicht ganz so erfolgreichen, aber ebenso traditionsreichen Klub bei seinem Heimspielauftakt gegen einen neureichen Verein: Der TSV 1860 trifft am Sonntag auf den von Red Bull unterstützten RB Leipzig (15.30 Uhr, Allianz Arena und live im AZ-Ticker). Geschichtsträchtige Löwen gegen Brause-Bullen.

Lesen Sie hier: Mayrhofer: "Moniz darf auch drei, vier Mal verlieren"

Zwei völlig unterschiedliche Klubs, die eine gemeinsame Zielsetzung vereint: der Aufstieg in die Bundesliga. „Leipzig ist einer unserer schärfsten Rivalen um den Aufstieg“, sagt Sanchez. Ansonsten lassen sich zwischen beiden Vereinen nur wenig Parallelen ziehen. Auch ist das Duell in der Allianz Arena der erste Vergleich überhaupt in der Liga, nachdem Leipzig erst in der vergangenen Saison aufgestiegen war.

„Man merkt bei Sechzig, dass die Geschichte eine große Rolle spielt. Ganz München hat eine riesengroße fußballerische Tradition. Die Unterstützung der Fans ist gigantisch. Ich kann schon jetzt mit ganzem Herzen für 1860 spielen, weil ich spüre, was alles daran hängt“, sagt Sanchez. Nicht nur die großen Erfolge der Sechziger Jahre, als die Löwen 1964 DFB-Pokalsieger und 1966 Meister wurden, auch der sensationelle Durchmarsch von der drittklassigen Bayernliga in die Bundesliga ist legendär. Aber leider auch die mittlerweile zehnjährige Leidenszeit nach dem Abstieg 2004.

Auf der anderen Seite der Rasenball-Klub, der erst im Mai 2009 auf Initiative des Brauseherstellers und Hauptsponsors Red Bull gegründet wurde. Der Aufsteiger kann auf keine große Tradition zurückblicken, aber auf kurzfristige Erfolge und dank Red Bull auch ein prall gefülltes Konto. „Ich möchte Leipzig nicht schlechtreden, nur weil der Verein keine Tradition hat“, sagt Sanchez, „Ich habe viel Respekt davor, was dort in kurzer Zeit geschaffen wurde. Dann muss nämlich auch gute Arbeit geleistet worden sein.“

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Das sieht auch Trainer Ricardo Moniz so: „Leipzig hat keine Tradition, aber das ist egal. Für uns zählt das Sportliche: Sie sind einer der Favoriten, haben einen unglaublichen Erfolgshunger. Ihre Mentalität ist es, noch kompromissloser aufzutreten als andere Mannschaften. Ich habe bei Salzburg gearbeitet, kenne auch Leipzig und Herrn Matzschitz. Ich weiß: Es zählt nicht nur der Kapitalismus. Auch die Sympathie für den Sport, die Emotion. Und es steckt harte Arbeit dahinter.“

Und dennoch – die langjährige Historie, die 1860-Anhänger, das ganze Umfeld verpflichtet die Löwen. „Wenn wir Sonntag rausgehen, wird die Tradition etwas wiegen“, sagt Sanchez. „Man sieht es auch an den Fans: Ich war überrascht, wie viele Fans uns nach Kaiserslautern begleitet haben und wie laut sie waren. Das gibt einen guten Vorgeschmack auf Sonntag. Ich Freude mich, vor dieser Kulisse zu spielen.“

Die Fans wollen auf dem Weg zur Allianz Arena protestieren

Besagte Fans planen unter dem Motto „Alle gegen Kommerz“ am Sonntag vor Beginn des Spiels einen Protestmarsch. Ab 13 Uhr werden sich die Löwen-Anhänger am Stachus versammeln und gemeinsam lautstark in der U-Bahn auf dem Weg zur Allianz Arena gegen Red Bull protestieren – und für die Tradition.

Auf dem Spielfeld können die Löwen dann einen kleinen Schritt dazu beitragen, dass sie ihre Erstliga-Tradition wieder aufleben lassen – und gleichzeitig ihren Teil dazu beitragen, dass Leipzig es den Löwen nicht gleichtut und auch bis in die Bundesliga durchmarschiert.

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