Kamara noch "ein wenig eingerostet"
Der Neuzugang Ola Kamara trifft beim 1:1 im Test der Löwen. Nicht ausgeschlossen, dass 1860 trotzdem noch einen weiteren Stürmer holt
Belek - Nein, nein, der Neue schnarche nicht, keine Angst. „Er ist ein netter Kerl, alles gut”, berichtete Grigoris Makos. Der Grieche teilt sich in den letzten zwei Nächten des Trainingslagers das Zimmer mit Ola Williams Kamara, dem bisher einzigen Winterzugang der Löwen.
Dass der Norweger aber über einen gewissen Torriecher verfügt, das bewies der 23-Jährige bereits bei seinem Debüt im 1860-Trikot. Beim 1:1 gegen den ukrainischen Klub Ushhorod erzielte der 23-Jährige den Treffer zum Ausgleich (57.).
Überhaupt präsentierte Kamara sich in seinen ersten 60 Minuten für 1860 – Coach Alexander Schmidt wechselte den Stürmer, dessen Vater aus Sierra Leone stammt und den die Löwen zunächst für ein halbes Jahr vom SV Ried ausgeliehen haben nach 30 Minuten ein – recht gut in Form. Dass sein letztes Spiel zwei Monate her war – die Saison in Norwegen endete am 20. November –, war ihm nicht anzumerken. Kamara rannte sich mit seinem geschmeidigen Laufstil die Seele aus dem Leib, bekam in der ersten Halbzeit schon Szenenapplaus von den Fans, als er in einen missglückten Rückpass grätschte und da schon fast getroffen hätte. Im Verlauf der zweiten Halbzeit forderte er von seinen neuen Kollegen lautstark die Bälle an. „Ich bin fit. Körperlich geht es mir gut. Hat Spaß gemacht”, bestätigte Kamara. Doch das Gefühl für den Ball sei noch nicht wieder hundertprozentig da. „Ich fühle mich ein wenig eingerostet”, hatte er zuvor nach seinem ersten Training mit den Löwen gesagt. Aber vielleicht hatte er ja das Öl für die Scharniere dann beim Mittagessen gefunden.
Zwar ist er zunächst nur ausgeliehen, doch Kamara, der unbedingt nach Deutschland wollte, scheint sich in München einrichten zu wollen. „Ich werde die ersten sechs Wochen im Hotel leben, aber dann möchte ich mir auf jeden Fall eine Wohnung nehmen und richtig heimisch werden”, sagte er. Und das gilt nicht nur für ihn. „Meine Freundin kommt am Samstag oder Sonntag nach. Sie hat sofort gesagt, dass sie mich begleiten wird, egal, wohin ich wechsle”, erklärte er. Seit zwei Jahren ist Kamara mit seiner Sandra zusammen, einer Studentin aus Oslo. „Sandra studiert Geschichte und Religionswissenschaften und muss eigentlich nur noch ihre Bachelorarbeit schreiben. Das kann sie auch in München machen”, sagte er. Kamara selbst ging aufs Handelsgymnasium, debütierte schon als Schüler in der Tippeligaen. „Ich war noch nicht ganz 17, als ich mein erstes Spiel in der ersten Liga gemacht habe und war damals der zweitjüngste Spieler, der jemals in der Tippeligaen gespielt hat”, verriet er.
Bei den Löwen will er zum Nationalspieler reifen, bisher spielte er in der U 23-Nationalmannschaft seines Landes.
Um das zu schaffen, muss er aber spielen. Wie oft er das in der Liga wirklich darf, hängt auch davon ab, ob die Löwen nochmal nachlegen. Denn obwohl Kamara einen guten Eindruck machte bei seinem ersten Spiel, der von Schmidt ersehnte Stoßstürmer ist er nicht. Und ob Kamara den Löwen sofort weiterhelfen kann, davon scheint Schmidt noch nicht restlos überzeugt, auch intern sprechen die Sechzger von Kamara als 1b-Lösung. „Jemand aus einem fremden Land zu holen, den man vorher nur in Videos gesehen hat, ist sicher nicht das Ideale”, hatte der Coach schon am Mittwoch gesagt. Doch die Stürmer, die Schmidt haben will, waren den Löwen bisher zu teuer – oder wollten nicht zu 1860.
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