Kai Bülow: „Jeder Gedanke an den Aufstieg verbietet sich“

1860-Nichtabstiegsheld Bülow im AZ-Interview über sein Retter-Tor, die Fortschritte unter dem Trainer Fröhling – und die Zukunftswünsche.
Matthias Eicher |
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Rettete die Löwen vor dem Abstieg: Kai Bülow.
sampics Rettete die Löwen vor dem Abstieg: Kai Bülow.

München - Der 29-Jährige Kai Bülow spielt seit 2010 beim TSV 1860, mit seinem Tor zum 2:1 in der Nachspielzeit gegen Holstein Kiel rettete er die Löwen vor dem Abstieg. Die AZ hat mit dem Relegationshelden der Löwen gesprochen.

 

AZ: Herr Bülow, Ex-Löwe Francis Kioyo hat sich durch seinen verschossenen Elfmeter 2004, der den Bundesliga-Abstieg bedeutet hat, nicht nur ins Gedächtnis der Löwen-Fans eingebrannt, bestimmt auch in Ihres.

KAI BÜLOW: Klar.

Haben Sie mal daran gedacht, was wäre, wenn Sie den Ball in den Schlusssekunden der Relegation gegen Holstein Kiel daneben geschossen hätten?

Nein, nie. Auch nicht danach. In dem Moment habe ich sowieso nichts gedacht. Von mir aus hätte ihn auch Valdet Rama vorher reinmachen dürfen.

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Es war der perfekte Moment

 

Weil er aber an den Pfosten schoss und Sie das Tor trafen, ist 1860 diesmal nicht abgestiegen. Und Sie sind der Nichtabstiegsheld.

Als Innenverteidiger macht man nicht jeden Tag ein Tor, ein so wichtiges schon gar nicht. Klar, dass ich sehr stolz bin. Es war mein erstes Saisontor. Dann war es der perfekte Moment. Man begreift immer mal wieder, wie unfassbar knapp das war. Wenn man in der Relegation steht, ist es ja schon eng – wir waren nach 90 Minuten sogar abgestiegen.

Dieses Drama dürfte Sie auch im Urlaub begleitet haben.

Der war dringend nötig. Ich war bei meiner Familie in Rostock, auch am Meer. Ich habe eine Woche lang einfach gar nichts gemacht. Weg vom Sport, aber viele Gespräche geführt, um das zu verarbeiten. Danach hat es langsam wieder gejuckt. Ich bin ein Fan von allen möglichen Teamsportarten, habe mich mit Basketball und Beach-Volleyball fit gehalten.

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Verlängerung - Belohnung für den Retter der Löwen?

 

Nach dem sportlichen Stillstand haben Sie nun bis 2016 verlängert, mit Option auf ein weiteres Jahr. Eine schöne Belohnung für den Retter der Löwen?

Ja, absolut. Ich Freude mich sehr, dass ich in meine sechste Saison hier gehen kann. Wobei wir ja schon vor der Relegation in Gesprächen waren. Ich denke nicht, dass es davon abhängig war. Ich wollte auch nicht zurück zu Hansa in die Heimat: Mein Anspruch ist, so lange wie möglich die größte sportliche Herausforderung zu suchen.

Gleichzeitig wurde der Vertrag von Trainer Torsten Fröhling verlängert. Das dürfte Ihnen gefallen, nachdem Sie mal gesagt haben, er habe das Team nach vorne gebracht.

Absolut. Er geht konsequent seinen Weg, jeder muss mitziehen. Durch tägliche, fokussierte Arbeit auf dem Platz. Oft heißt es, dass wir nur Glück hatten und er uns spielerisch nicht weitergebracht hat. Da muss ich widersprechen. Klar gibt es noch viel zu verbessern, aber für mich ist seine Handschrift deutlich erkennbar. Ihm haben wir zu verdanken, dass wir immer an uns glauben. Wir haben ja nicht nur das Kiel-Spiel gedreht, auch gegen Bochum oder Nürnberg.

Mit Christopher Schindler soll noch ein Spieler verlängern, zögert aber und fordert eine sportliche Perspektive. Wie fatal wäre es, wenn er gehen würde?

Es ist völlig klar: Chris ist Kapitän, er ist eine große Stütze der Mannschaft. Es wäre sehr, sehr bitter, wenn so ein Spieler Sechzig verlassen würde.

Können Sie seine Haltung nachvollziehen? Stichwort Machtkampf…

Es steht mir nicht zu, die Entscheidung eines Mitspielers zu beurteilen. Für mich zählt nur, was auf dem Platz passiert.

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Störfeuer bei 1860 - "Da wird es nie langweilig"

 

Wie würden Sie Sechzig mit all den Störfeuern und dem unruhigen Umfeld denn beschreiben?

Bei uns ist immer was los. Da wird es nie langweilig. (lacht)

Wird es bestimmt auch in der kommenden Spielzeit nicht. Wie sehen Ihre Ziele aus?

Für die Mannschaft: Ich hoffe, dass wir alle unsere Lehren aus der aufreibenden Saison ziehen. Gerade mental. Vielleicht können wir diesmal mit einem Sieg starten und gar nicht erst in eine solche Abwärtsspirale geraten. Und für mich persönlich: Ich werde um meinen Platz in der Mannschaft kämpfen. Bin ich ja mittlerweile gewohnt.

 

Aufstieg als Ziel der Löwen?

 

In der Innenverteidigung könnten Sie ja noch Konkurrenz bekommen.

Die belebt bekanntlich das Geschäft. Im Ernst: Ich würde das gut finden. Dass wir Verstärkungen brauchen, ist unbestritten.

Julian Weigl ist schon weg, Ilie Sanchez könnte noch gehen – das defensive Mittelfeld könnte ziemlich dünn besetzt sein, wenn nicht noch ein Abräumer kommt.

Ich kenne die Planungen nicht, kann nicht sagen, wer kommt und wer geht. Natürlich wäre das eine Option für mich.

Trotz der Katastrophen-Saison und bei all dem Potenzial, das die Löwen haben, wie man an dem großen Fan-Andrang gesehen hat: Wann darf man wieder vom großen Ziel der Löwen sprechen – dem Aufstieg?

Jeder Gedanke daran verbietet sich. Natürlich haben wir gewisse Rahmenbedingungen, die passen, aber die sportliche Perspektive muss auch stimmen. Dazu braucht es eine Mannschaft, die ein Gerüst hat und punktuell verstärkt wird. Darmstadt, Paderborn oder Braunschweig haben vorgemacht, wie es geht.

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