Kagelmacher: Ein Stier unter den Löwen

Gary Kagelmacher kam als Hoffnungsträger zu 1860 – und enttäuschte bislang. Das soll sich nun ändern. „Ich weiß, dass ich es besser kann“, sagt der Ex-Profi von Real. So tickt der 26-jährige Uruguayer privat.
von  Aus Marbella berichtet Marc Merten
Kopfbälle unter Palmen: Gary Kagelmacher im 1860-Trainingslager in Marbella.
Kopfbälle unter Palmen: Gary Kagelmacher im 1860-Trainingslager in Marbella. © sampics/Augenklick

Marbella - Die Stierkampf-Arena in Marbella liegt ganz in der Nähe. Doch Gary Christofer Kagelmacher Pérez kann keinen Gefallen an dem in Spanien so beliebten Spektakel finden. „Das ist Tierquälerei“, sagt der Verteidiger des TSV 1860.

Spektakel hat Kagelmacher genug, wenn er auf dem Fußballplatz steht. Einzig: Seit er im 1860-Trikot aufläuft, läuft es für den Uruguayer noch nicht rund. „Ich kam aus der ersten Liga. Die Fans hatten große Hoffnungen in mich und die anderen neuen Spieler gesetzt. Das haben wir aber nicht rechtfertigen können.“ Wer sich mit Kagelmacher unterhält, merkt schnell: Der 26-Jährige ist ehrlich, weicht nicht aus. Selbstkritisch sagt er: „Ich weiß, wer ich bin. Ich habe in vielen Ländern gespielt und weiß, dass ich es besser kann.“ Angedeutet hat er es bereits in den letzten drei Spielen vor der Winterpause. Doch Kagelmacher will mehr. Er will zu der Führungspersönlichkeit werden, die er in seinen vorherigen Klubs war.

Kapitän bei Germinal Beerschot, Kapitän beim FC Valenciennes. Kagelmacher spricht vier Sprachen (Spanisch, Deutsch, Englisch, Französisch). Er weiß, dass er eine

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Integrationsfigur sein kann in einem Team mit Spielern aus vielen Ländern. „Ich will hier eine wichtige Rolle spielen. Ich weiß, wie wichtig Kommunikation ist, besonders jetzt im Abstiegskampf. Da will ich Verantwortung übernehmen.“

Kagelmacher weiß, dass er liefern muss. Denn er weiß auch: Führungsspieler wird nur, wer Leistung bringt. „Als Führungsspieler musst du in jedem Spiel einer der Besten sein. Jeden Tag musst du professionell sein, pünktlich sein. Die jungen Spieler müssen in dir einen wichtigen Spieler sehen. Niemand darf über dich lachen oder sagen: Gott, was macht der denn?“

Trotz seiner erst 26 Jahre hat der Uruguayer schon viel gesehen. Aufgewachsen in Montevideo, musste er früh für alles kämpfen. Sein Fußballklub hatte kaum Geld für Kleidung, Schuhe oder eine gescheite Umkleidekabine. Dann wurde er von Scouts aus Europa entdeckt und wechselte zu Real Madrid. „Dort hatte ich plötzlich alles. Da lernt man wertzuschätzen, die kleinen Dinge des Lebens sicher zu haben. Da hat es ‚Klick’ gemacht. Ab diesem Moment wollte ich es unbedingt schaffen in Europa.“ Bei Real durfte er mit seinem Idol Raul trainieren, das er bis dahin nur aus dem Fernsehen gekannt hatte. Später spielte er in Monaco. Nun München.

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Seine Familie ist bei ihm, seine Frau und seine neun Monate alte Tochter. „Es ist sehr wichtig, dass sie bei mir sind. Ich will so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringen.“

Der familiäre Ruhepol bedeutet dem privat zurückhaltenden Uruguayer mit deutschen Wurzeln alles. Feiern gehen ist nicht sein Ding. Lieber trifft er sich mit Freunden wie Valdet Rama und dessen Frau.

„Wenn es aus mir rausbricht, dann richtig“

Oder er liest. Gerade die Geschichte der Natascha Kampusch, die jahrelang von ihrem Peiniger in dessen Haus gefangen gehalten wurde, ehe sie schließlich entkommen konnte. „Das ist irgendwie gruselig“, sagt er. „Aber es zeigt, dass wir unser Leben genießen sollten, weil andere Menschen so viel schlimmere Dinge erleben müssen.“ Wenn er abschalten will, schaut er TV-Serien wie Breaking Bad. Selbst ausflippen, das ist nichts für ihn. „Ich bleibe fast immer ruhig“, sagt er. „Aber wenn es aus mir rausbricht, dann richtig. Ich bin Sternzeichen Stier. Das passt.“

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