Ist der FC Augsburg ein Vorbild für die Löwen?

München - Aggressiv und offensiv gegen den Löwen-Blues. Das ist das neue Credo beim TSV 1860. Ungeachtet der mageren Punkteausbeute in der Rückrunde (nur zwei Siege aus elf Spielen).
Im Gespräch mit der AZ gab Finanz-Geschäftsführer Markus Rejek diese Marschroute vor und lobte die neue Spielweise der Löwen: „Wir spielen einen attraktiveren Fußball.“ Und lobte damit Trainer Friedhelm Funkel gleich mit: „Die Spielweise hat sich geändert. Das braucht Zeit und dafür haben wir Verständnis. Dieses Vertrauen brauchen das Trainerteam und die Mannschaft.“
Im Umkehrschluss könnte das heißen: Friedhelm Funkel sitzt auch in der kommenden Saison als Löwen-Trainer auf der Bank. In dieser Woche beginnen jedenfalls die Gespräche über Funkels Zukunft – unabhängig der offenen Stelle des Sportchefs.
Machen es die Löwen wie der FC Augsburg? Und setzen trotz einer Krise weiter auf ihren Trainer? Mit Blick auf eine langfristige Entwicklung? Im Dezember 2012 entschieden sich die Augsburger weiter auf ihren Trainer Markus Weinzierl zu setzen. Der hatte zuvor nur neun Punkte aus 17 Spielen geholt, schaffte nach dem Vertrauenszuspruch aber noch sensationell den Klassenverbleib. Mittlerweile steuert der FCA mit Markus Weinzierl auf die Europa League zu, verzückt die Konkurrenz mit attraktivem Spiel und haben mit 39 Zählern schon jetzt einen neuen Punkterekord in der Bundesliga aufgestellt.
Vorbild FC Augsburg? Markus Weinzierl kann jedenfalls nur dazu raten, auch in Krisenzeiten zum Trainer zu halten. „Das war in unserer Situation absolut der richtige Weg. Auch wenn die Tabellensituation alles andere als glücklich war“, sagt Weinzierl der AZ.
Für ihn und den Verein seien das keine einfachen Wochen gewesen. „Aber du lernst mit dem Druck umzugehen“, sagt Weinzierl, der mittlerweile zu den gefragtesten Bundesliga-Trainern gehört.
Als der 39-Jährige im Dezember 2012 kurz vor dem Aus gestanden hatte, konnte er die Verantwortlichen beim FC Augsburg von seiner Arbeit überzeugen: „Der Verein hat die Ruhe bewahrt, immer meine Arbeit und die Entwicklung der Mannschaft gesehen und nicht nur auf die Ergebnisse geschaut.“
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Genau darauf setzt jetzt auch Friedhelm Funkel bei den Löwen. Wichtig sei der langfristige Erfolg und nicht kurzfristige Ergebnisse. Deshalb sei er der richtige Trainer für den TSV 1860: „Weil man eine klare fußballerische Entwicklung bei der Mannschaft sieht.“ Aggressiver und offensiver eben.
Bleibt die Frage: Bekommt Funkel letztlich das Vertrauen von Präsident Gerhard Mayrhofer und Markus Rejek ausgesprochen und nehmen sich den FC Augsburg zum Vorbild? Oder überwiegt doch die ungenügende Punkteausbeute der Funkel-Amtszeit?
Auch Markus Weinzierl weiß, dass seine Situation nicht auf jeden Verein übertragbar ist: „Das Umfeld spielt da eine entscheidende Rolle, dass man in Ruhe arbeiten kann. Der FC Augsburg bietet dafür die perfekten Voraussetzungen.“
Von Ruhe im Umfeld konnten die Löwen in den vergangenen Jahren nur träumen. Mit einer Vertragsverlängerung von Funkel würde zumindest etwas Kontinuität in die sportliche Arbeit einkehren. Falls das überhaupt gewünscht ist.
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