„In Häßlers Fußstapfen zu treten, das wäre ein Traum“
Wie Daniel Halfar, der erste Neuzugang der Löwen, beim TSV 1860 seine Karriere retten will – und warum er nicht mehr feiern geht
AZ: Willkommen in München, Herr Halfar. Warum haben Sie sich für den TSV 1860 entschieden?
DANIEL HALFAR: Weil mich das komplette Konzept von Trainer Lienen und Manager Stevic überzeugt hat. 1860 ist ein guter Klub, ein Traditionsverein ähnlich wie Lautern. 1860 hat sehr viel Potenzial. Die guten Gespräche mit dem Trainer haben mir gezeigt, wie er mich im Verein sieht.
Wie denn?
Herr Lienen hat mir das Gefühl gegeben, dass er mich absolut will. Er sieht mich als Offensivspieler, der noch Entwicklungspotenzial nach oben hat – und er will mich weiter nach vorne bringen. Ich habe bei 1860 den richtigen Trainer und das richtige Umfeld. Jetzt bin ich an einem Punkt in meiner Karriere, an dem ich den richtigen Schritt machen muss, um nochmal angreifen zu können.
In der Tat: Sie sind an einem entscheidenden Punkt Ihrer Karriere. Mit 18 schossen Sie bei Lauterns 2:2 in Duisburg als jüngster Spieler der Bundesliga zwei Treffer in einem Spiel, danach kam nicht mehr viel. Kritiker bezeichnen Sie als ewiges Talent...
Was heißt ewiges Talent? Das Gerede interessiert mich nicht! Ich bin erst 22 Jahre alt und habe schon viel erlebt. Ich habe meinen Weg gemacht und werde ihn auch weiter gehen. Ich habe schon etliche Spiele auf dem Buckel, bin zweimal abgestiegen (mit Kaiserslautern und Bielefeld, d.Red.) und habe schon Erste Liga gespielt. Und jetzt gehe ich zu Sechzig – so sagt man das hier doch, oder?
Und mit Sechzig wollen Sie bestimmt in die Bundesliga?
Klar, natürlich will ich mit 1860 aufsteigen.
Sie hatten auch Angebote aus Duisburg und Karlsruhe. Da hat München schon mehr Lebensqualität, oder?
Auf alle Fälle, aber die Stadt hat nicht den Ausschlag gegeben. Der Verein TSV 1860 reizt mich. München ist eine Riesenstadt, aber ich muss mich da erstmal dran gewöhnen. Bislang war ich nur als Tourist hier. München ist ja für mich wie ein Kulturschock nach Kaiserslautern und Bielefeld.
Zu Ihrer Zeit beim FCK galten Sie als einer, der gerne mal feiert. Das galt auch als Grund für Ihren Abschied aus der Pfalz. Dort gibt es Weinfeste, in München das Oktoberfest. Eine Gefahr für Sie?
Nein, damals wurde ich in ein falsches Licht gestellt. Ich war sicher früher der Typ, der gerne unterwegs war, der auch mal ein Glas zu viel getrunken hat, aber es wurde immer so hingestellt, dass nur ich gefeiert habe. Dabei waren viele mit dabei, wenn wir unterwegs waren. Heute bin ich ein ruhiger Zeitgenosse. Das muss ich auch…
Warum?
Ich heirate am Freitag in Bielefeld meine Freundin Marina (23, d. Red.) und werde im August Vater eines Sohnes. Da spielt Party keine Rolle mehr. Für mich zählen jetzt nur noch die Familie und der Job.
Wissen Sie eigentlich, dass die Mittelfeldspieler bei den Löwen oft klein waren? So gab es Thomas Häßler und Peter Nowak. Auch Sie sind mit 1,72 Metern nicht der Größte.
Aber mit einem Häßler zusammen genannt zu werden? Da gibt es schlimmere Sachen im Leben. Bei Sechzig in Häßlers Fußstapfen zu treten, das wäre ein Traum.
Interview: Reinhard Franke
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