Glöckner-Rot trübt Hawaii-Stimmung: "Ich habe versucht zu schlichten, sonst habe ich nichts getan!"
München – Aloha, Sportclub-Arena Verl: Kaum geht's für die Löwen nur noch um die Goldene Ananas, haben sich die Fans der Sechzger etwas ganz Besonderes ausgedacht: "Sechzig dreht frei und macht Verl zu Hawaii", schrieben die etwa tausend mitgereisten Fans und feierten in einem Duell, das keine große sportliche Bedeutung mehr hatte, ihre ganz eigene bunte Hula-Hula-Party in Hawaii-Hemden. Verls Stadion-DJ nahm dem Spielball dankend auf und legte einige Südsee-Hits auf.

"Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii", sangen die Fans fröhlich auf den Rängen des Drittliga-Dorfklubs. Während die Sommerkick-Löwen unten in einem launig-wilden Spiel ein 2:2 erreichten, mischte sich bei Cheftrainer Patrick Glöckner der Frust über den verpassten Sieg und über einen überflüssigen Platzverweis als Party-Crasher dazu.
1860-Trainer Glöckner geht dazwischen – und fliegt auf die Tribüne
"Fakt ist: Wenn der Trainer seine Coachingzone verlässt, ist das eine Rote Karte", sagte der Trainer, nämlich Glöckner selbst, bei Magentasport nach dem Unentschieden in Verl, bei dem Spielmacher Julian Guttau und Joker Soichiro Kozuki die Treffer der Giesinger besorgten, ärgerte sich aber trotzdem und beklagte mangelndes "Fingerspitzengefühl"; denn: "Ich habe versucht zu schlichten, sonst habe ich nichts getan!"
Nötig wurde die gutgemeinte, aber regelwidrige glöcknersche Einmischung, nachdem Guttaus Assistgeber Dickson Abiama in der 64. Minute vor der Trainerbank der Hausherren Gegenspieler Niki Kijewski einen Rempler mitgegeben hatte und es trotz des lauen Sommerkicks zu einer kleinen Rudelbildung kam. Der "Lohn" für Glöckner: Nun verpasst der 48-Jährige das Saisonfinale gegen Erzgebirge Aue (Samstag, 13.30 Uhr) auf Giesings Höhen.
"Nullkommanull Ballkontrolle", aber "kämpferisch gut dagegen gehalten"
Die Ananas-Geschichte rund um den Rasen ist schnell erzählt: Guttau brachte 1860 per Kopf früh in Front (14.), Verl drehte das Duell verdient nach der Pause durch Yari Otto (48.) und Lars Lokotsch (77.) zu seinen Gunsten, bevor Kozuki in der Nachspielzeit doch noch für ein Remis sorgte. Glöckner mahnte hinterher "nullkommanull Ballkontrolle" an, lobte aber, dass die Löwen "kämpferisch gut dagegen gehalten" hätten.
Auf den Rängen, wo das sportliche Duell für manche Hawaii-Hemdträger nur eine untergeordnete Rolle spielte, kam es zu einer Schrecksekunde, woraufhin beide Fanlager den Support einstellten: Ein 1860-Fan war im Gästeblock zusammengeklappt, nach einem Notarzteinsatz konnte etwas später aber Entwarnung gegeben werden.
"Froh, dass wir noch einen Punkt geholt haben"
Was bleibt also von der Partie hängen? Der Ex-Verler Maximilian Wolfram, der Sechzigs Führungstreffer eingeleitet hatte, fasste das Geschehen wie folgt zusammen: "In der ersten Halbzeit haben wir es deutlich besser gemacht. Die zweite Hälfte war etwas zu wenig von uns, da haben wir uns teils herspielen lassen." Die Löwen-Leistung sei "spielerisch nicht das Beste von uns" gewesen, daher sei Wolfram "froh, dass wir noch einen Punkt geholt haben."
Damit ist auch schon alles gesagt über den Vergleich zwischen SCV und TSV. Sechzig (52 Punkte, Rang zehn) könnte durch einen versöhnlichen Heim-Dreier gegen Aue und reichlich Schützenhilfe noch maximal Sechster werden, schlechtestenfalls Zwölfter. Stichwort Goldene Ananas. Glöckner dürfte dann, mit ziemlicher Sicherheit ohne Hawaii-Hemd auf der Tribüne, schon mal den ein oder anderen Gedanken daran verschwenden, wie es 2025/26 um mehr gehen könnte.