Fragen und Antworten: Hat Investor Ismaik gelogen?
Erneute Ungereimtheiten beim Löwen: Kurz vor dem Spiel gegen Bochum hat Vereinspräsident Peter Cassalette die jüngsten Aussagen von Investor Hasan Ismaik widerlegt. Einer Entlassung der Geschäftsführer habe er "nie zugestimmt".
München - Beim Treffen mit Fan-Vertretern in Rudelzhausen sprach Investor Hasan Ismaik am Freitagabend unter anderem über die Entlassungen der 1860-Geschäftsführer Noor Basha und Markus Rejek. Für sein Vorhaben habe er sich bereits die Zustimmung von Vereinspräsident Peter Cassalette abgeholt, sagte der Jordanier. Das entspricht offenbar nicht der Wahrheit.
"Ich habe es ihm nie zugesagt. Das stimmt nicht.", erklärte Cassalette am Sonntag in der Allianz Arena vor dem Spiel der Löwen gegen Bochum. Man wolle sich gleich nach dem Spiel noch einmal mit Ismaik zusammensetzen und darüber sprechen, wie es mit den Noch-Geschäftsführern Rejek und Basha weitergehen soll.
Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie würde eine Entlassung der beiden Geschäftsführer ablaufen?
Cassalette berichtet: „Am Freitag hat er mir gesagt, dass er die Beiden entlassen will. Ich habe dem nie zugestimmt.“ Warum? „Ich muss mir zunächst mal das OK vom Präsidium dazu einholen. Dann müssen wir das mit dem Verwaltungsrat abstimmen.“ So einfach sei es also nicht, „dass ich da raus gehe und die Entscheidung treffe.“
Letztlich entscheidet der Löwen-Beirat. In diesem sitzen neben Cassalette auch Karl-Christian Bay, Ismaik und sein Bruder. Kommt es dabei zu einer Patt-Situation, blieben die beiden Geschäftsführer im Amt. Daher kommt es besonders auf die Stimme von Cassalette an - dass Ismaik und sein Bruder für eine Entlassung stimmen, dürfte auf der Hand liegen.
Will Cassalette überhaupt die Absetzung von Rejek?
So richtig überzeugt scheint Cassalette von Rejek nicht zu sein. Doch er deutet an, dass er nicht unbedingt gewillt ist, für seine Entlassung zu stimmen: "Ich habe einen guten Eindruck von Herrn Rejek. Ich werde das von meiner Seite nicht vorantreiben, weil es zu einer Unzeit käme."
Zur Unzeit deshalb, weil der TSV 1860 kurz vor der Beantragung der Lizenzen für die Zweite und Dritte Liga steht. Und die macht? "Ein Team um Herrn Rejek herum. Mit Juristen, mit einigen Fachleuten aus unserem Team heraus", so Cassalette. Heißt: Eine Absetzung Rejek´s würde die Planungen gerade gehörig durcheinander bringen.
Was strebt Cassalette stattdessen an?
Am Liebsten wäre dem Präsidenten wohl, mit Ismaik einen Kompromiss zu erreichen. "Deswegen treffen wir uns mit ihm und schauen, dass wir die Prüfung meistern. Ich bin immer versucht, das im Einvernehmen zu regeln. Ich habe guten Kontakt mit ihm und das schaffen. Ich kann aber nicht garantieren, wie das ausgeht."
Ein möglicher Kompromiss wäre es, einen der beiden Geschäftsführer vorzeitig im Amt zu behalten. Denn: "Wir brauchen ja einen Geschäftsführer, um handlungsfähig zu sein und können nicht beide entlassen. Das heißt: Wir dürfen das gar nicht.“
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Wie schnell könnte es nun eine Entscheidung geben?
Laut Cassalette wird das Thema schon bald entschieden: „Relativ zeitnah. Keine Wochen." Auch habe Ismaik "keine zeitlichen Forderungen" gestellt, wie er auf AZ-Nachfrage betont.
Am Ende entscheidet der Beirat, zuvor geht das Thema durch mehrere Gremien. Eine lange Kette, weshalb Cassalette betont: "Ich kann es nur mittragen, wenn es unsere Gremien mittragen."
Was sagt Cassalette über die Ismaik-Kritik an hohen Kosten?
Cassalette dazu: "Die Ansicht kann ich nicht teilen. Wir haben Vergleichszahlen mit anderen Zweitligaclubs. Da sind wir im absolut unteren Drittel." Ebenso wie Ismaik am Freitag betont Cassalette auch: "Die Zahlen sind ja öffentlich, die kann man wunderbar vergleichen."
Der Präsident gibt aber zu, dass so manche Angestellte strittig sind: "Um die einzelnen Positionen bei uns im Verein kann man immer diskutieren – ob wir den wirklich brauchen, ob man drei da oder da brauchen. Insgesamt sind wir im unteren Drittel der zweiten Liga."
Glaubt der Präsident an Ismaik´s Stadionpläne?
Cassalette ist erst einmal vorsichtig, was Ismaiks Vorschläge angeht: "Wenn er das jetzt macht, finde ich das eine Super-Entscheidung zu ihm. Ich glaube ihm, dass er aktuell den Willen hat, das zu machen."