Der TSV 1860 verliert beim SSV Ulm: Vom Winde verweht

München - Der Wind, der Wind, Ulms himmlisches Kind. 1860-Trainer Maurizio Jacobacci hatte gleich vier (!) Innenverteidiger in seiner Viererkette aufgeboten, um den stürmischen Aufsteiger SSV 1846 Ulm in den Griff zu kriegen. Es sollte nicht sein.
Sensationelle 17.000 Zuschauer hatten dem Duell der Traditionsklubs Sechsundvierzig gegen Sechzig entgegengefiebert, über 8000 Löwen-Fans sorgten dafür, dass das Donaustadion erstmals seit 23 Jahren ausverkauft war. Sie alle sahen, dass der Wirbelwind euphorisierter Ulmer trotz der jüngsten 0:4-Pleite gegen den FC Ingolstadt neu entfacht wurde.
"So ein Eiertor": Marco Hiller kassiert Bogenlampe in Ulm
1860-Torhüter Marco Hiller kassierte schnell eine so krumme Bogenlampe von Bastian Allgeier, die nur die Kombination aus dem äußerst forschen Beginn der Hausherren und einer Ulmer Sturmböe in den Kasten geweht haben konnte (9.). Ob es am Tag der Deutschen Einheit eine Klatsche setzen sollte, wie beim 0:3 im letzten Duell in Ulm (im Jahr 2000 in der Bundesliga)?
"Normalerweise kommen wir mit Rückenwind hierher, haben zwei Spiele gewonnen, das gibt Selbstvertrauen - und dann kriegst du so ein Eiertor", klagte Kapitän Jesper Verlaat und ließ seinen Gefühlen nach der 0:1-Pleite freien Lauf: "Das ärgert mich extrem."
Nach dem frühen Schock kam der TSV 1860 besser ins Spiel
Nach knapp 25 Minuten gab es schon die nächste Hiobsbotschaft für 1860, deren Chaoten unter den Fans einen Zug derart beschädigten, dass er nicht mehr weiterfahren konnte: Verteidiger Niklas Lang musste mit Verdacht auf Knieverletzung raus. Verl-Entdeckung Kilian Ludewig kam früh rein und brachte erstmal Schwung, wobei sich seine Nebenleute nach schwachem Beginn langsam aber sicher fingen.
So scheiterte Spielmacher Eroll Zejnullahu wenig später zuerst an einem eigentlich einfachen Zuspiel auf den mitgelaufenen Torjäger Joel Zwarts, danach mit einem Distanzschuss an Torhüter Christian Ortag (32.). Immerhin: Bis zur Pause hielt 1860 dem Ulmer Unwetter Stand.
Jacobaccis taktischer Kniff mit Greilinger geht nicht auf
Nach dem Seitenwechsel musste Schiedsrichter Lars Erbst die Partie erstmal kurz unterbrechen, weil die Anhängerschaft der Blauen ihrem Team wie dem (beruflichen) Geldbeutel von Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer einen Bärendienst erwiesen und Pyrotechnik zündeten. Wären doch die Löwen auf dem Rasen explodiert! Wenig später aber die nächste Ulmer Böe per Konter, doch Dennis Chessa verpasste das 2:0 (52.). Und 1860? Wie weggefegt.
Jacobacci, der gleich mehrere wütende Tänzchen aufführte und eine Verwarnung sah, brachte Mentalitätsmonster Fabian Greilinger für den enttäuschenden Abräumer Marlon Frey. "Wir wollen im Mittelfeld eine gewisse Stabilität haben", erklärte Jacobacci vor Anpfiff über die Hereinnahme von Frey in seine Startelf. Ein Wechsel, der nicht aufgehen sollte. Nach der "Korrektur" hatte 1860 zwar mehr Ballbesitz, kam aber zu selten vor den Kasten. Wo blieben Tempo und Torchancen? "Wir waren zu ungeduldig, wollten es mit der Brechstange", kritisierte Jacobacci danach.
Unter dem Strich stand also kein Wiesn-Hattrick für die Blauen zum Ende des Oktoberfestes, sondern nach zwei Dreiern in Serie die fünfte Saison-Pleite. Verlaat dazu: "Wir haben in den letzten Wochen schon alles miterlebt, positiv wie negativ. Es wird Zeit, dass wir aus unseren Fehlern lernen." Ob das am Samstag (14 Uhr) ausgerechnet gegen Tabellenführer Dynamo Dresden klappt?