Dennis Dressel: "Haching ist mein Lieblingsgegner"

München - AZ-Interview mit Dennis Dressel. Der gebürtige Dachauer (22) ist mit vier Toren und einem Assist gegen Unterhaching der S-Bahn-Derby-Spezialist bei den Löwen.
AZ: Herr Dressel, an welches S-Bahn-Derby gegen Haching denken Sie am liebsten: Das Hinspiel der Saison 2020/21 oder das Rückspiel der vergangenen Spielzeit?
DENNIS DRESSEL: Die sind beide noch sehr präsent. Das 3:0 und meine drei Treffer letztes Jahr, das war natürlich top! Im Duell davor (2:0, d. Red.) sind mir ein Tor und ein Assist geglückt - und das an meinem Geburtstag. Scheint so, als wäre Haching mein Lieblingsgegner. (lacht) Die beiden Spiele sind definitiv in meiner Top 5 - besser war eigentlich nur das 6:1 gegen Halle mit meinem Viererpack.
Hat Ihre Vorliebe für Haching mit dem Derby-Charakter des Duells zu tun?
Kann sein. Man will natürlich immer gewinnen, aber in einem Derby ist man schon nochmal ein bisschen mehr motiviert, brennt noch ein bisschen mehr. Auch in der Jugend waren es schon immer besondere Spiele: in erster Linie gegen den FC Bayern, aber auch gegen Haching. Eigentlich haben wir gegen Haching in den letzten Jahren immer gut ausgesehen und wollen natürlich auch jetzt wieder einen Sieg einfahren.
"Die drei Punkte können wir unserem Konto jedenfalls noch lange nicht gutschreiben"
An den Spielort Völklingen hatte 1860 auch gute Erinnerungen - die Neuauflage des damaligen Relegationshinspieles beim 1. FC Saarbrücken (3:2) ging letztes Wochenende aber mit 1:2 verloren. Wie sehr ärgert Sie diese Pleite?
Wir haben uns sehr geärgert, denn wir wollten unbedingt drei Punkte holen. Das war eine extrem bittere Niederlage, die hätte es nicht gebraucht, wenn man unsere vergebenen Chancen sieht. Aber: Kopf in den Sand stecken gibt's nicht, jetzt wollen wir endlich zurück in die Spur finden.
Die Spielvereinigung steckt mitten im Abstiegskampf, hat zuletzt acht Spiele am Stück verloren. Kommt so ein Gegner wie am Freitagabend (19 Uhr) jetzt gerade recht, oder warnen Sie eher vor dem angeschlagenen Boxer?
Die drei Punkte können wir unserem Konto jedenfalls noch lange nicht gutschreiben. Haching steckt ganz schön in der Krise, was ich gar nicht verstehe. Sie spielen einen guten Fußball und haben da hinten eigentlich gar nichts verloren.
1860 liegt schon vier Punkte hinter Relegationsrang drei zurück, wobei Hansa Rostock noch ein Nachholspiel in der Hinterhand hat. Ist der Aufstiegskampf schon abgehakt?
Nein, es ist noch alles offen. Letztes Jahr hat es mit Würzburg auch eine Mannschaft gepackt, die eine Aufholjagd aus dem Mittelfeld hingelegt hat. Aber wir müssen erstmal punkten, dann schauen wir, was am Ende dabei herauskommt. Klar wollen wir so lange wie möglich oben dranbleiben. Wenn wir angreifen wollen, müssen wir eine gute Serie hinlegen.
Sprechen wir über Dennis Dressel, den Senkrechtstarter der vergangenen Saison: Unter Michael Köllner galten Sie als Gewinner, in der laufenden Saison waren Sie mehrfach nur Joker. Woran liegt das?
Am Anfang der Saison habe ich jedes Spiel gemacht, dann kam diese unglückliche Rote Karte gegen Türkgücü (2:2, d. Red.). Danach hat die Mannschaft beim 5:0 gegen Waldhof Mannheim sehr gut performt. Es gehört eben zum Fußball dazu, dass da mal ein bisschen rochiert wird. Damit musst du als Spieler klarkommen. Aber natürlich möchte ich so viel wie möglich spielen und arbeite deswegen daran, meine Stärken mehr zu zeigen. Mit meiner Entwicklung bin ich aber sehr zufrieden.
"Konstruktive Kritik ist etwas Gutes, um besser zu werden"
Die Erwartungshaltung ist bei 1860 traditionell hoch. Wie gehen Sie damit um als junger Spieler, der vielversprechende Anlagen hat, aber selbstverständlich nicht in jedem Spiel so abliefern kann wie Sie gegen Haching oder Halle?
Wenn du vier Tore machst, bist du der Größte - und wenn du dann mal ein schlechteres Spiel drin hast, kannst du plötzlich gar nichts. Es ist wichtig, einen klaren Kopf zu behalten. Konstruktive Kritik ist etwas Gutes, um besser zu werden. Beleidigungen darf man sich nicht zu Herzen nehmen. Keiner von uns ist perfekt, sonst würden wir alle so spielen wie Ronaldo oder Messi. Aber wir geben alle unser Bestes. Ich finde es völlig legitim, dass die Fans von der Zweiten Liga träumen, denn dort war 1860 ja vor nicht allzu langer Zeit. Wir wollen doch alle dorthin zurück und wollen unsere Fans glücklich machen. Es ist Wahnsinn, wie sie uns mit den Geistertickets unterstützen, auch jetzt wieder gegen Haching. Wenn wir weiter Schritt für Schritt gehen, werden wir es früher oder später auch schaffen.
Ihr Vertrag bei 1860 soll sich per Option bis 2022 verlängert haben. Wie schaut es mit Ihren Zukunftsplänen aus?
Ja, die Option hat schon gegriffen. Ich bin schon sehr lange ein Löwe und kenne nichts anderes, ich kann mir momentan auch gar nichts anderes vorstellen. Am liebsten würde ich mit 1860 den Weg in die Zweite Liga gehen - mit dem Verein, bei dem ich schon seit 13, 14 Jahren bin.
Womit wir wieder beim nächsten Derby wären: Wie muss Ihre Mannschaft auftreten, damit es klappt mit der eigenen Trendwende - und 1860 nicht zu Hachings Aufbaugegner wird?
Grünwalder, Flutlicht - ich freue mich darauf! Wir müssen genauso mit 110 Prozent rangehen, wie wenn es gegen den Spitzenreiter Dynamo Dresden gehen würde. Das wird ein extrem schwieriger, zweikampfbetonter Fight. Jeder muss punkten. Ich wünsche es Haching absolut nicht, in die Regionalliga abzusteigen. Sie dürfen das Ruder gerne rumreißen. Aber erst nach Freitag.