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"Bringt uns keinen Zentimeter weiter": Gräfer attackiert Stadion-Debatte – Mang kontert sofort

Martin Gräfer, Vorstand von 1860-Hauptsponsor "die Bayerische", äußert auf Social Media Kritik an Gernot Mang und dessen Scharmützel mit dem FC Bayern. Zudem fehlt ihm eine Zukunftsvision für die Löwen.
von  Bernhard Lackner, Matthias Eicher
Vorstand von 1860-Hauptsponsor "die Bayerische": Martin Gräfer
Vorstand von 1860-Hauptsponsor "die Bayerische": Martin Gräfer © IMAGO/Ulrich Wagner

Quo vadis, TSV 1860? Es ist eine Frage, die sich nach acht Jahren Drittliga-Zugehörigkeit immer mehr Fans der Löwen stellen – darunter auch Martin Gräfer, Vorstand bei Hauptsponsor "die Bayerische". Über seine Social-Media-Kanäle teilt Gräfer nun seine Gedanken zur aktuellen Lage beim Giesinger Traditionsklub und lässt dabei durchblicken, dass ihm von Seiten der Vereinsverantwortlichen eine klare Vision fehlt.

"Im Profifußball – wie in jedem Wirtschaftsunternehmen – ist es verlockend, sich von der Tagesstimmung treiben zu lassen. Gerade in München. Ein bisschen Spott gegen den Nachbarn hier, ein bisschen Traditionspathos dort. Das bringt Klicks und kurzfristige Zustimmung", schreibt der Vorstand des Hauptsponsors und meint damit offenbar auch Präsident Gernot Mang, der jüngst mit seinem Scharmützel mit dem FC Bayern bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat, ohne den Namen des Oberlöwen konkret zu nennen.

1860-Präsident Gernot Mang (l.) und Martin Gräfer, Vorstand von Hauptsponsor "die Bayerische", präsentierten am vergangenen Wochenende noch Einigkeit.
1860-Präsident Gernot Mang (l.) und Martin Gräfer, Vorstand von Hauptsponsor "die Bayerische", präsentierten am vergangenen Wochenende noch Einigkeit. © Die Bayerische

Gräfer über Bayern-Scharmützel: "Bringt es uns keinen Zentimeter weiter"

Sich am großen Stadtrivalen abzuarbeiten, "mag für manche identitätsstiftend wirken. Wirtschaftlich und sportlich bringt es uns keinen Zentimeter weiter", stellt Gräfer klar. Viel mehr gehe es darum, die eigenen strukturellen Defizite zu lösen. "Wer nach außen laut ist, muss nach innen lieferfähig sein", schreibt der Vorstand des Hauptsponsors.

Explizit nennt Gräfer dabei auch das Stadionthema. Bei seinem Besuch auf dem AZ-Sofa sprach sich Mang erneut deutlich für einen Verbleib im Grünwalder Stadion aus und sprach davon, "dass man mit 25.000 plus wirklich ein Schmuckkästchen in der Stadt München" habe, das "vielleicht dann irgendwann auch zum Wahrzeichen" werde und das man "CO₂-neutral und nachhaltig nutzen" könne. Noch schöner, so der Oberlöwe, wäre eine Kapazität von 30.000 Zuschauern. 1860 werde demnächst ein Lärmschutzgutachten in Auftrag gegeben, man wolle "im Bestand umbauen". Bis Ende November werde man alle Zahlen haben – und etwa im März die Machbarkeitsstudie.

Gräfer kritisiert Grünwalder-Diskussion: "Debatte, die das Pferd von hinten aufzäumt"

Für Gräfer ist dies die falsche Herangehensweise. Bevor man keine konkrete Zukunftsvision für den Verein habe, brauche man auch nicht über die Stadionthematik zu diskutieren. Wo will man genau hin? Und wie genau will man dort hinkommen? Erst wenn diese Fragen geklärt seien, mache es Sinn, sich über die künftige Spielstätte zu unterhalten, so der Tenor.

"Aktuell erleben wir beim TSV 1860 München eine Debatte, die das Pferd von hinten aufzäumt. Wir diskutieren leidenschaftlich über Immobilien (Stadion), während wir operative und strategische Hausaufgaben noch nicht in einem, die wichtigen Stakeholder einbindenden Diskurs definiert haben", schreibt der Vorstand der Bayerischen.

"Wo wollen wir sportlich und wirtschaftlich in 5 Jahren stehen? Ist das Ziel die Rückkehr in die Top 25 Deutschlands? Oder ist die 3. Liga unser dauerhaftes Zuhause?", fragt Gräfer. Beides sei legitim, erfordere aber unterschiedliche Herangehensweisen.

Zukunftsvision für 1860: Gräfer schlägt Mitgliederbefragung vor

Um eine konkrete Zukunftsvision herauszuarbeiten, schlägt er eine Mitgliederbefragung vor. "Warum fragen wir nicht unsere wichtigste Stakeholder-Gruppe – die Mitglieder – valide und transparent nach ihrer Vision? Nicht: "Welches Stadion wollt ihr?", sondern "Welchen Anspruch habt ihr an den Profifußball?". Strategie darf nicht auf Bauchgefühl basieren, sondern auf Daten", meint Gräfer.

Auch im Fazit seines Posts richtet sich der Vorstand des Hauptsponsors an Präsident Mang, ohne dessen Namen zu nennen. "Wer Verantwortung trägt, darf nicht beim Wunschdenken stehen bleiben. Streit in der Sache ist notwendig – aber er muss konstruktiv sein und einem Plan folgen", schreibt Gräfer.

Mang reagiert in der AZ auf Gräfers Kritik: "Ich bin irritiert"

Am Freitag reagierte Oberlöwe Mang gegenüber der AZ auf die Äußerung vom Vorstand des Hauptsponsors: "Ich bin irritiert über die Aussagen von Herr Gräfer und den Zeitpunkt, weil beide Gesellschafter aktuell konstruktiv zusammenarbeiten", sagt Mang zur AZ: "Selbstverständlich haben wir einen Plan, wir arbeiten Schritt für Schritt unsere Themen ab. Natürlich wollen wir nicht in der Dritten Liga bleiben oder gar in die Regionalliga. Wir wollen so erfolgreich sein wie möglich."

Was Sechzigs Strategie angeht, verweist Mang auf seine bereits auf dem AZ-Sofa getätigten Aussagen im Hinblick auf die Neuausrichtung der KGaA, die möglichst zeitnahe Lösung der Stadionfrage mit einer Sanierung des Grünwalder Stadions und einer Kapazitätserweiterung auf mindestens 25.000 Zuschauer sowie eine enge Verzahnung zwischen Profifußballabteilung und Nachwuchsleistungszentrum.

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