AZ-Analyse der Löwen-Pleite: Verpennt und vergeben

Der TSV 1860 hat das erste Auswärtsspiel nach der Winterpause bei Union Berlin mit 0:3 verloren. Vor allem der verpennte Start, ein Ex-Löwe und erneut vergebene Großchancen sorgten für die Niederlage an der Alten Försterei - die AZ-Spielanalyse.
von  M. Eicher
Überflügelten die Löwe deutlich: Unions Benjamin Kessel im Zweikampf mit Löwen-Profi Daniel Adlung.
Überflügelten die Löwe deutlich: Unions Benjamin Kessel im Zweikampf mit Löwen-Profi Daniel Adlung. © dpa

München - Der TSV 1860 hat auch sein zweiten Spiel nach der Winterpause verloren: Dem 0:1 gegen den 1. FC Nürnberg folgte ein 0:3 bei Union Berlin. Nach dem spielerisch vielversprechenden Auftakt gegen den Club enttäuschten die Löwen diesmal nahezu auf ganzer Linie.

Das Spiel: Vom Anpfiff weg dominierte Union das Spielgeschehen und setzte Sechzig enorm unter Druck. Dem hatten die Löwen kaum etwas entgegenzusetzen. Erst mit zunehmender Spieldauer erarbeitete sich die Möhlmann-Elf mehr Spielanteile und auch einige Chancen. Nach der Pause jedoch dasselbe Bild: Die Köpenicker drückten zu Beginn, die Löwen agierten zu passiv. Es folgte eine temporeiche Phase, in der es beide Mannschaften wissen wollten und die Löwen auch dominieren konnten. Am Ende musste die Möhlmann-Elf gezwungenermaßen noch mehr aufmachen, die Eisernen nutzten den ihnen gebotenen Platz für zahlreiche Konter und schlugen eiskalt zu.

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Die Tore: Jan Mauersberger rückte aus dem Abwehrzentrum, um Felix Kroos den Ball abzuluchsen. Der tunnelte den Löwen-Neuzugang gekonnt und stand dadurch plötzlich vor dem Tor. Kroos blickte auf, nahm Maß und schoss die Kugel platziert in die rechte untere Ecke (6.). 1860-Stammkeeper Stefan Ortega hätte ohnehin seine liebe Müh' und Not mit dem präzisen Abschluss gehabt, trat aber gar nicht erst in Aktion, sondern fiel auf sein Knie und gab dadurch nicht die beste Figur ab. Kurz vor dem Ende machten die Köpenicker durch zwei späte Treffer alles klar: Erst setzte sich Ex-Löwe Bobby Wood im Laufduell mit Löwen-Kapitän Christopher Schindler durch und traf unter Ortega hindurch zum 2:0 (80.), dann legte Damir Kreilach per Hacke nach einer Hereingabe von der rechten Seite nach (88.) - und die Löwen kassierten eine bittere, aber auch in der Höhe nicht unverdiente Pleite.

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Die Szene des Spiels: Über den Ausgang der Partie entschieden hauptsächlich zwei Aktionen innerhalb nur 70 Sekunden: Erst scheiterte der eingewechselte Löwen-Stürmer Rubin Okotie an Union-Keeper Busk, im Gegenzug machte es Wood besser und verpasste den Löwen den Knockout. Aus Sicht der Löwen darf man gar nicht daran denken, was geschehen wäre, hätte der Österreicher seine Chance genutzt.

Das war gut: Wie gegen Nürnberg hatten die Löwen, zumindest ab der 30. Minute, mehrere Chancen, um den Ausgleich oder gar die Führung zu erzielen: Neben der geschilderten Möglichkeit für Okotie feuerte Daniel Adlung einen sehenswerten Schuss ab, der Busk zumindest zu einer Flugeinlage zwang (31.). Ayciceks Pfostenschuss kurz vor der Pause (42.), ein Heber des freistehenden Stefan Mugosa - würden die Löwen die Dinger kaltschnäuzig im Kasten unterbringen, wäre auch in Berlin ein Sieg drin gewesen - wenn er auch äußerst unverdient gewesen wäre.

Das war schlecht: Die Defensiv-Leistung ließ diesmal neben der schwachen Chancenverwertung sehr zu wünschen übrig. Zu Beginn unter Dauerfeuer, aber auch nach der Pause und gegen Spielende, als die Mannschaft zwangläufig aufmachen musste, kamen die Eisernen zu Chancen - die Gegenspieler wurden gleich des öfteren wie Slalomstangen stehen gelassen. Vor allem auf der linken Seite kristallisiert sich eine Schwachstelle heraus - Linksverteidiger Maximilian Wittek erwischte wie schon gegen den Club einen gebrauchten Tag. Aber auch Kapitän Christopher Schindler und Neuzugang Jan Mauersberger schafften es nicht, der Viererkette Stabilität zu verleihen.

Das sagt Löwen-Trainer Benno Möhlmann: "Die ersten zehn Minuten haben wir verpennt. Das ist für mich unverständlich. Wir sind da weggerutscht, als ob wir uns gar nicht aufgewärmt hätten. Wir können uns beim Torwart bedanken, dass es da beim 1:0 bleibt. Danach waren wir aber besser im Spiel, bis eigentlich zum 0:2. Wir hatten auch Riesenchancen, aber machen das Ding nicht. Das ist Scheiße - schade wäre schon untertrieben."

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Das sagt Berlin-Trainer Sascha Lewandowski: "Wir haben das Spiel am Ende durch viel Willen, Kampf und Laufbereitschaft für uns entschieden."

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