„Es ist sch. . ., schade wäre schon untertrieben“
Berlin - „Die ersten 10 Minuten haben wir verpennt. Es ist völlig unverständlich, dass wir uns so überraschen lassen – wie wenn wir uns gar nicht aufgewärmt hätten“, schimpfte Benno Möhlmann nach dem Schlusspfiff. Seine Löwen hatten sich vor dem Auswärtsspiel bei Union Berlin so viel vorgenommen, um den ersten Auswärtssieg der Saison einzufahren. Schon nach wenigen Minuten schien klar: Das wird wohl wieder nichts.
Weil die Eisernen den TSV 1860 in der Anfangsphase überrannten und Sechzig sich im Lauf des Spiels kaum steigern konnte, trudelt der Tabellen-Vorletzte nach der 0:3-Klatsche mehr denn je in Richtung Dritte Liga. Felix Kroos brachte die Köpenicker früh in Führung (6. Minute), Ex-Löwe Bobby Wood (80.) und Damir Kreilach (88.) machten spät den Deckel drauf. Und stürzten die Löwen nach dem zwar punktlosen, aber hoffnungsvollen Auftakt nach der Winterpause gegen Nürnberg (0:1) in eine tiefe Krise, die nicht mehr nur mit dem ausbleibenden Ergebnis zu erklären ist. Neben dem Resultat war diesmal auch die Leistung mies.
Möhlmann frustriert: "Schade wäre schon untertrieben"
„Es ist scheiße, schade wäre schon untertrieben“, klagte Möhlmann frustriert. Fünf Niederlagen in Folge, nach 21 Spieltagen nach wie vor erst 14 Punkte, seit vier Spielen nicht einmal mehr mit einem Tor – die Löwen bauen den traurigen, negativen Vereinsrekord weiter aus. Da Fortuna Düsseldorf beim Aufstiegsaspiranten SC Freiburg mit einem 2:1-Auswärtssieg eindrucksvoll unter Beweis stellte, wie man im Abstiegskampf erfolgreich ist, beträgt der Abstand ans rettende Ufer jetzt schon neun Punkte. Relegation reloaded – mehr scheint für Sechzig schon jetzt nicht mehr drin.
Dabei war man sich nach der Pleite gegen den Club einig: Spielen die rundum erneuerten Löwen so weiter und nutzen ihre Chancen, wird am Ende alles gut. An der Alten Försterei lief es allerdings von Beginn an schlecht: Kroos verpasste Jan Mauersberger mit einem Tunnel die Höchststrafe, stand frei vor Torwart Stefan Ortega und durfte von der Strafraumgrenze unbedrängt einschieben. „Wir kriegen den Gegentreffer, können auch den zweiten kriegen und müssen uns bei Stefan Ortega bedanken“, sagte Möhlmann, denn sein neuer Stammtorwart rettete für die indisponierten Kollegen gegen Wood glänzend (8.).
Aycicek mit Pfosten-Schuss kurz vor der Pause
„Danach waren wir eigentlich im Spiel, hatten auch Riesenchancen und machen das Ding nicht“, skizzierte Möhlmann die Partie nach. Sein Team agierte tatsächlich etwas stabiler und kam zu Chancen: Daniel Adlung scheiterte aus der Distanz (31.), Neuzugang Levent Aycicek hatte Pech, dass sein Schuss von Busk nicht ins Tor, sondern an den Pfosten sprang (42.).
Stimmen zur Löwen-Pleite: "Das ist Scheiße"
Nach der Pause ging es in hohem Tempo rauf und runter, Sechzig stand aber viel zu offen und hätte schon in der 49. Minute durch eine Doppelchance von Sören Brandy das 0:2 kassieren können. Am Ende war’s nur eine Gnadenfrist: Weil nun auch die 1860-Stürmer beste Chancen vergaben (siehe unten), gingen die Möhlmänner am Ende noch mehr Risiko – und wurden durch die Kontertore von Wood und Kreilach mitten ins Löwenherz getroffen. Statt des erhofften ersten Saison-Auswärtssieges, für den der Lieblingsgegner (zuvor drei Siege und drei Remis) prädestiniert schien, beendeten die Eisernen ihren Löwen-Fluch. Die mitgereisten 1860-Fans waren sich hinterher einig, wo die Reise ihrer Mannschaft endet: „Absteiger“, riefen sie schon.