2:1-Sieg gegen Nürnberg: Das war gut, das war schlecht
München – Es war der ganz normale Wahnsinn beim TSV 1860: Die Löwen gewannen ein verrücktes Spiel vor einer Rekord-Kulisse von 68.500 Zuschauern mit 2:1 gegen den 1. FC Nürnberg. Rückstand, Spiel gedreht, Ausgleich kassiert und wieder zurückgenommen - es war ein packendes und hochdramatisches Abstiegs-Endspiel für die Löwen - von denen mindestens ein weiteres folgen wird.
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Das Spiel: Die Löwen begannen nervös, der Club hatte anfangs mehr vom Spiel. Valdet Rama vergab die einzige hochkarätige Löwen-Chance per Kopf, ehe Niklas Stark die Löwen fast mit dem Pausenpfiff schockte und zum 1:0 für die Gäste traf. Nach dem Seitenwechsel rissen sich die Löwen zusammen und kamen, angeführt von einem überragenden Mittelfeld-Chef Daniel Adlung und den Tore von Gui Vallori und Adlung selbst per Elfmeter noch zum umjubelten Sieg. Es war eine Energieleistung, die den Löwen Rang 15 bescherte - am letzten Spieltag haben es die Löwen selbst in der Hand, den Nichtabstieg oder zumindest die Relegation klar zu machen.
Die Tore: Gui Vallori ließ Danny Blum auf der rechten Abwehr-Seite der Löwen entwischen und störte den Clubberer auch nicht bei der Flanke. Am Fünfmeterraum war Niklas Stark schneller als Dominik Stahl und traf an Keeper Vitus Eicher vorbei ins kurze Eck zur Führung (45.) - 0:1. Beim Ausgleich machte Vallori seinen Fehler wieder wett: Der Innenverteidiger traf nach einer Freistoßflanke von Adlung per Kopfball-Aufsetzer (56.). Adlung selbst war es schließlich, der nach Starks Handspiel zum Elfmeter antrat und abgezockt aus seiner Sicht links unten verwandelte (72).
Szene des Spiels: Die gehörte Schiedsrichter Dr. Jochen Drees und seinem Gespann: In der 85. Minute traf Nürnberg durch Dave Bulthuis zum 2:2-Ausgleich. Während frustrierte Löwen die Früchte ihrer Arbeit wieder zu verlieren drohten, jubelten die Gäste. Dann kam es an der Seitenlinie plötzlich zu einer Diskussion: Linienrichter Christian Gittelmann hatte beim Treffer die Fahne nicht gehoben, Drees aber nachträglich auf Abseits entschieden! Wie die Zeitlupe zeigte, war das falsch: Jakub Sylvestr leitete den Ball auf Bulthuis weiter und der stand NICHT im Abseits. Die Referees hatten zunächst weiterlaufen lassen, weil sie dachten, dass Sylvestr gar nicht erst an den Ball gelangt war. Nachträglich wähnten sie ihn als Vorlagengeber (war korrekt war) und Bulthuis im Abseits (das war jedoch falsch). Zum großen Glück der Löwen zählte der Treffer nicht und 1860 behielt die drei Punkte.
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Das war gut: Die sensationelle Kulisse von 68.500 Zuschauern. Die Löwen-Fans warteten vor dem Spiel mit zwei tollen Choreografien auf und peitschten ihre Mannschaft nach vorne. Das änderte sich auch nach dem Rückstand nicht. Aber auch, wie die Löwen nach dem Rückstand aus der Kabine kamen und die Partie drehten, war aller Ehren wert.
Das war schlecht: Die zittrige Anfangsphase. Man merkte den Löwen an, wie sehr sie unter Druck standen - dass im Falle einer Pleite und Siegen der Konkurrenz der Abstieg schon hätte feststehen können. Die guten Vorsätze waren allesamt nur schwer zu erkennen, Nürnberg machte das Spiel und führte zur Pause verdient.
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Das sagte 1860-Trainer Torsten Fröhling: "Das war ein typisches Derby mit einer Super-Kulisse. Darüber haben wir uns richtig Freude. Auch nach dem Rückstand waren die Fans sehr positiv. Da kann man sich nur bedanken. Wir sind in der ersten Halbzeit gar nicht ins Spiel gekommen. Dann kam das 0:1. Kompliment an meine Mannschaft, dass sie das Spiel trotzdem noch gedreht hat. Jetzt haben wir endlich mal ein zweite Spiel in Folge gewonnen, das nur für die Statistik. Wir leben noch. Ich bin sehr glücklich."
Das sagte Nürnberg-Coach Rene Weiler: "Nach so einem Spiel muss man erst einmal nach Worten ringen. Es war ein tolles Rahmenprogramm, tolle Stimmung, das hat richtig Spaß gemacht. Das 2:2 muss ich noch mal ansprechen. Mit diesem Tor hatte sich jeder abgefunden. Dann wird es zurückgenommen, obwohl die TV-Bilder belegen, dass es regulär war. Das ist schon eigenartig. Aber es gibt im Fußball offenbar nichts, was es nicht gibt. Der Schiedsrichter hat mir gesagt, dass er das Tor wegen Abseits zurückgenommen hat. Ich kann das nicht nachvollziehen, und nach Betrachtung der TV-Bilder kann ich es noch weniger nachvollziehen. Ich möchte zu dem Thema aber nicht weiter Stellung nehmen und Polemik verbreiten. Derjenige, der das Tor zurückgenommen hat, muss sehr viel Phantasie haben. Da kann man schon auf interessante Gedanken kommen."
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