1860-Sportdirektor Stevic: „Der HSV war nie ein Thema“

Matthias Sammer wollte seinen Spezl von den Löwen mit nach Hamburg nehmen. Der 1860-Sportdirektor sagt, er habe sich mit dem HSV „nur aus Höflichkeit“ getroffen. Die Sechzig-Bosse nehmen’s gelassen
MÜNCHEN Am liebsten hätte Miki Stevic gar nichts zu diesem Thema gesagt. Es hatte ihn sowieso schon genervt, dass seine Gespräche mit Matthias Sammer und HSV-Chef Bernd Hoffmann über ein mögliches Engagement bei den Hamburgern publik geworden sind. „Ich hatte gar keinen Einfluss darauf, dass auch mein Name auf einmal in den Zeitungen stand“, sagte Stevic. Sammer, der als Sportdirektor beim HSV einsteigen sollte, hatte ihn gefragt, ob er sich vorstellen könne, als Assistent mit nach Hamburg zu kommen. „Es gab eine Anfrage, mehr aber auch nicht“, so Stevic.
Letztlich sagte Sammer den Hamburgern zu deren Entsetzen am Freitagmittag ab und feierte seine Zukunft als DFB-Sportdirektor mit seiner Gattin Karin am Abend auf einer Weißwurstparty in Kitzbühel. Und damit war zwar auch für seinen langjährigen Freund und Grünwalder Nachbarn Stevic das Thema vom Tisch; doch der Serbe will sich bereits vorher gegen den möglichen Job in Hamburg und für seine Zukunft beim TSV 1860 entschieden haben. „Ich habe nur aus Höflichkeit mit Hamburg gesprochen“, erklärte Stevic der AZ, „Hamburg ist ein großer Verein, und man weiß ja nie, wann man sich im Leben wiedersieht. Aber der HSV war für mich nie ein Thema. Ich habe eine Mission bei 1860, und die ist noch lange nicht beendet. Auch wenn in diesem Sommer mein Vertrag ausläuft.“
Wohl auch, weil Stevic also nicht ernsthaft über einen sofortigen Abschied von den Sechzgern nachgedacht haben will, reagierten seine Vereinskollegen öffentlich keineswegs enttäuscht, als sie von den Gesprächen mit Sammer und HSV-Boss Bernd Hoffman erfuhren. Stevic soll sich laut Hamburger Zeitungsberichten am vergangenen Donnerstag, also dem Tag vor dem 1860-Spiel in Osnabrück, mit HSV-Boss Hoffmann in einem Bremer Hotel getroffen haben. „Ich war immer über alles informiert, wir haben ein sehr offenes Verhältnis“, kommentiert dies 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer. „Dass er sich das Interesse der Hamburger angehört hat, ist für mich kein Problem. Wir sind ganz gelassen geblieben. Denn wenn jemand unbedingt wegwollen würde, könnte man ihn eh nicht halten. Trotzdem hat es mich sehr Freude, dass sich Miki klar für seine Zukunft hier entschieden hat, auch wenn seine Arbeit bei uns natürlich nicht leicht ist.“ Und 1860-Vizepräsident Dieter Schneider fügt hizu: „Wir leben in einer Demokratie, jeder Spieler, Trainer oder Sportdirektor darf mit einem Auge auch in seine Zukunft schauen. Und reden ist ja nicht verboten.“
Für Stevic kam die Jobanfrage jedoch zu einem äußerst unglücklichen Zeitpunkt. Denn nur einen Tag vor seinem Treffen mit Hoffmann, das wegen Sammers Drängen zustande gekommen sein soll – und beim HSV nicht gerade für Begeisterungsstürme gesorgt haben soll – hatte der Löwen–Sportchef im AZ-Interview seine Zukunftsabsichten bei 1860 beteuert. „Ich sehe meine Arbeit hier als ein langes Rennen. Die ganze Aufgabe ist erst dann abgeschlossen, wenn Erfolg da ist.“ Die Sechzger sind aktuell Zweitliga-Neunter, da kann von Erfolg keine Rede sein. „Ich bin altmodisch“, sagte Stevic nun, „wenn ich mir etwas vornehme, will ich es auch mit aller Kraft machen.“
Sammer begründete seine Absage in Interviews damit, dass ihm der öffentliche Druck aus Hamburg nicht gepasst habe. Doch ist das alles? HSV-Kenner Dieter Matz schreibt in seinem „Abendblatt“-Blog „Matz ab!“: „Besonders interessant finde ich die Theorie, Sammer sei nur umgefallen, weil ihn Uli Hoeneß kontaktiert habe und ihm die Rolle des Cheftrainers beim FC Bayern in Aussicht gestellt hat.“ Sollte da etwas Wahres dran sein, hätte Sammer ein Problem: Dass auch die Roten am blauen Stevic interessiert sein könnten, ist auszuschließen.
Marco Plein