1860 gewinnt gegen Borussia Dortmund mit 1:0
1:0 schlägt der TSV 1860 den BVB im Grünwalder. „Kulisse und Stimmung waren geil.“ Ärger gibt’s um Andrade. Die fünf Erkenntnisse des Spiels.
München - Kosta Runjaic blickte nachdenklich drein. Es wirkte, als wäre der Löwen-Trainer in Gedanken schon bei den nächsten Trainingseinheiten. Dabei hatte der TSV 1860 keinen geringeren Gegner bezwungen als Borussia Dortmund (1:0), den Zweiten der abgelaufenen Bundesliga-Saison und Dauergast im internationalen Fußball. Ein gehaltener Elfmeter von Keeper Jan Zimmermann gegen Gonzalo Castro (34. Minute), ein Treffer durch Levent Aycicek (37.) – und die Sensation war perfekt.
„Die Kulisse und die Stimmung hier waren einfach geil“, sagte der Torschütze. Auch Investor Hasan Ismaik Freude sich via Facebook: „Natürlich war es nur ein Testspiel, aber die Tendenz bei unseren Löwen stimmt mich positiv.“ Der BVB schonte zwar mehrere Stars, unter anderem Ex-Löwe Sven Bender. Dennoch: Das Gros der 12 500 Zuschauer im Grünwalder Stadion war begeistert. „Das fühlt sich gut an“, sagte Runjaic: „Das Spiel war gut in dieser Phase, auch für die Fans.“ Der Löwen-Coach, der einige Profis testete, sagte aber auch: „Das war nicht das Sechzig, das wir in der Zweiten Liga sehen werden.“ Die AZ erklärt, welche Erkenntnisse das Spiel dem Löwen-Trainer lieferte.
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Die T-Frage
Wie erwartet stand Zugang Zimmermann im Tor. Er spielte über weite Strecken stark, aber riskant. So verursachte er den Elfmeter, der den BVB beinahe in Führung brachte. Auffällig: wie hoch der 31-Jährige steht, wie aktiv er den Spielaufbau einleitet. „Er soll schon seine Ausflüge machen. Es ist nur die Frage, gegen wen und wann. Er hat diesen Elfmeter verursacht, weil er zum zweiten Mal das gleiche Dribbling angesetzt hat“, sagte sein Coach hinterher. Den Strafstoß parierte Zimmermann stark. Runjaic kritisierte dennoch: „Das geht vielleicht einmal gut, aber zweimal gegen solch eine Spitzenmannschaft? Da sieht man, was dabei rauskommt. Er muss ein Gefühl dafür entwickeln, wann er rausläuft.“
Das Defensivverhalten
„Wir haben sehr gut gegen den Ball gearbeitet. Dortmund hat uns in der ersten Halbzeit laufen lassen. Für meinen Geschmack haben wir den Ball zu oft zum Torwart zurückgespielt“, sagte Runjaic. Eine weitere Erkenntnis: Sechzig braucht noch einen Innenverteidiger. Youngster Ohis Felix Uduokhai machte seine Sache ordentlich, zeigte mehrfach aber Nervosität und Schwächen im Stellungsspiel.
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Das System
Runjaic begann wieder mit einem 4-3-3, das die Löwen in der Defensive zu einem kompakten 4-5-1 verschoben. Vorne durften nur die Stürmer Stefan Mugosa und später Sascha Mölders bleiben. Ansonsten arbeitete das komplette Team gegen den Ball.
Der Schlüsselspieler
Sein Name: Karim Matmour. Die Partie verdeutlichte, warum Runjaic den Algerier unbedingt haben wollte. Das Spiel der Sechzger lief meist über die rechte Seite. Immer wieder versuchte der 31-Jährige, die Stürmer mit schnellen Pässen in die Schnittstelle in Schussposition zu bringen.
Der Aufreger
Mehr als ein bisschen runterkühlen müsse er Victor Andrade, meinte Runjaic. Beim Brasilianer ist immer noch nicht klar, wann und für wie lange 1860 ihn ausleihen wird. Verspielt, launisch, unbeherrscht – Andrade musste sich einiges vorwerfen lassen. Vor allem, dass er beinahe mit Rot vom Platz geflogen wäre, als er kurz vor Schluss mit dem Dortmunder Burak Camoglu zusammenstieß. Der 20-Jährige ließ sich theatralisch fallen und hatte offenbar mit der Hand gegen seinen Gegenspieler ausgeholt. Zumindest hielt sich der BVB-Profi die Nase.
Dabei hatte Flügelstürmer Andrade wenige Minuten zuvor Gelb gesehen, weil er den Ball aufs Tor schoss, obwohl die Szene abgepfiffen war. „In der Art und Weise, wie er sich heute präsentiert hat, werden wir zwei keine Freunde werden“, sagte Runjaic. Er müsse die Mentalität Andrades „entsprechend dosieren und in die richtigen Bahnen lenken“.