Topspiel verloren, aber "beste Werbung"
Bayerns Basketballer verlieren das Topspiel gegen Alba Berlin mit 79:85, Freude sich aber trotzdem: Über den ausverkauften Audi Dome, die packende Atmosphäre, den schnellen Fortschritt des Projekts
München - Das Spiel war ein paar Minuten zu Ende, als Bernd Rauch noch mal träumte. „Stellen Sie sich vor, wir würden am Sonntag aufstehen und könnten sagen, wir hätten Alba Berlin geschlagen”, sagte Bayerns BasketballBoss, „das wäre doch großartig, oder?”
Natürlich hätte ein Sieg gegen eine der Top-Mannschaften der Liga den Bayern und ihrem Projekt äußerst gut getan. Erstaunlich ist aber, dass ihnen auch die 79:85-Niederlage nur geholfen hat.
„Das war beste Werbung für Basketball in München”, sagte Trainer Dirk Bauermann. „Alba hat großartig gespielt”, fand Rauch, „aber wir waren auch grandios.” 6700 Zuschauer waren in den erstmals in der Liga ausverkauften Audi Dome gekommen – und entfachten angesichts des packenden Partie auf Spitzenniveau eine grandiose Stimmung, die auch Bastian Schweinsteiger und seinen Spezl, den verletzten Ski-Star Felix Neureuther in Reihe eins mitriss. „Eine sensationelle Atmosphäre”, bemerkte Bauermann, „damit sind wir wirklich in der Liga angekommen.”
Und ganz Basketball-Deutschland hat’s mitbekommen: Sport1 übertrug live, das ZDF-Sportstudio zeigte Ausschnitte, und Präsident Uli Hoeneß kündigte dort schon Meisterschaftsambitionen für die nächste Saison an.
Es waren zwei gleichwertige Mannschaften, die im bebenden Audi Dome aufeinandertrafen, „ein Spiel auf Augenhöhe”, sagte Rauch, „wir hätten genauso knapp gewinnen können.” Mehr noch: „Wir hätten einen Sieg verdient gehabt”, fand Trainer Bauermann, der seine Spieler tags darauf vor dem Abflug zum Eurocup-Spiel in St. Petersburg einschwor: „Wir waren das bessere Team. Alba hatte ein paar entscheidende Einzelaktionen, aber als Mannschaft sind wir besser aufgetreten.” Sieben Spieler der Bayern erzielten mehr als acht Punkte, die Besten: Chevon Troutman (14) und Je’Kel Foster (13).
Eine unglückliche Figur gab nur Steffen Hamann ab: Der Kapitän scheiterte kurz vor Schluss erst mit einem leichten Korbleger und verantwortete dann den entscheidenden Fehlpass, der die Niederlage besiegelte. „Sowas kommt vor”, vergab ihm Bauermann generös, „nächstes Mal wird er es sein, dem der entscheidende Wurf gelingt”.
Und wenn auch „das Ergebnis weht tut” (Bauermann): der Unterhaltungsfaktor stimmte. Das ist wichtig, weil die Bayern bewusst nicht nur aufs Fachpublikum abzielen, sondern auch aufs Lifestyle-Fans, denen es in erster Linie um Entertainment geht. Spannend wie ein Thriller war die Schlussphase gegen Berlin, wenngleich ohne Happy End.
Bauermann blickt über das Ergebnis hinaus: „Ich habe in den Kalender geschaut, vor einem Jahr auf den Tag genau haben wir noch irgendwo in der 2. Liga in Crailsheim gespielt”, erinnert sich der Trainer, „und jetzt, genau ein Jahr später, hier vor 6700 Zuschauern”. Mittlerweile misst sich der Verein mit den ganz Großen im Sport und spielt im Eurocup. Die jüngsten beiden Partien gegen Zagreb und Berlin haben die Bayern zwar verloren – aber Bernd Rauch sollte am Sonntag trotzdem mit einem guten Gefühl aufgewacht sein: Wenn’s so weitergeht, wird’s großartig.