Svetislav Pesic: Eine Legende als Retter

Nach nur zwei Monaten feuern die Basketballer des FC Bayern den bisherigen Trainer Yannis Christopoulos – und entscheiden sich für die große Lösung: Erfolgscoach Svetislav Pesic.
von  J. Galinski, M. Merz
Sportdirektor Marko Pesic, Trainer Svetislav Pesic und Präsident Uli Hoeneß.
Sportdirektor Marko Pesic, Trainer Svetislav Pesic und Präsident Uli Hoeneß. © dpad

Nach nur zwei Monaten feuern die Basketballer des FC Bayern den bisherigen Trainer Yannis Christopoulos – und entscheiden sich für die große Lösung: Erfolgscoach Svetislav Pesic übernimmt.

München - Uli Hoeneß hat nicht mal persönlich am Spielfeldrand sitzen müssen, um zu verstehen, dass bei seinen Basketballern etwas schiefläuft. Die peinliche 73:78-Pleite des FC Bayern am Samstag offenbarte nach zehn Spieltagen eine zerrüttete Mannschaft – und einen hilflosen Trainer Yannis Christopoulos. Was Hoeneß aber schnell verstand: Dass der Verein handeln muss, wenn er die Saison noch retten möchte.

Trotz aller Vertrauensbekundungen in den vergangenen zwei Monaten feuerten die Bayern am Montag Christopoulos. Sein Nachfolger wird Svetislav Pesic, Vater von Sportdirektor Marko. Dirk Bauermanns Lehrling folgt nun eine Trainerlegende – obwohl der Verein noch im September eine Verpflichtung kategorisch ausgeschlossen hatte.

„Nach dem Spiel am Wochenende haben wir uns viele Gedanken gemacht – zehn Punkte aus zehn Spielen waren nicht vorgesehen”, sagt Hoeneß. „Am Montag haben wir uns mit Svetislav Pesic getroffen, er hat ein klares Bekenntnis zum FC Bayern gegeben.” Der neue Coach erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2012. Christopoulos sollte Assistenzcoach bleiben – er entschied sich allerdings dagegen und reiste zurück zur Familie nach Griechenland.

Schon am Samstag saß Pesic senior im Audi Dome. Nach dem Spiel hatte Marko Pesic noch erklärt, sein Vater habe sich nur ein gemeinsames Wochenende mit Enkel Luka gegönnt. Aber spätestens nach dem Krisengespräch am Sonntagabend waren sich die Bayern einig: Sie trauen es Christopoulos nicht mehr zu, das Team zu führen und seine Basketball-Ideen zu vermitteln.
Zwar betonte der Verein stets seinen Arbeitsethos und seine Fachkompetenz. Ob er allerdings der richtige Mann für die von Vorgänger Bauermann in Teilen fragwürdig zusammengestellte Mannschaft ist und, vielmehr, ob der schüchterne Christopoulos der richtige Mann für die Marke FC Bayern ist, hat der Verein nun selbst beanwortet.

Die Bayern brauchten eine große Lösung, einen Trainer mit der Selbstverständlichkeit und der Erfahrung, auch schwierige Teams unter Druck zu führen. Der sportartübergreifend Respekt genießt. Auf niemanden, der auf dem Markt war, trifft das mehr zu als auf Svetislav Pesic.

„Ich freue mich sehr, Teil eines der größten Klubs der Welt zu sein. Ich bin stolz, dass mich die Verantwortlichen in dieser Situation gefragt haben”, sagte Pesic. „Ich bin mir sicher, dass ich mit meiner Erfahrung und meinem Engagement den Spielern helfen kann. Wir müssen so schnell wie möglich unser wahres Potential zeigen.”

Der 63-Jährige bisherige Bundestrainer ist Welt- (2002) und Europameister (2001) mit Jugoslawien geworden, hat 2003 und 2004 mit dem FC Barcelona die spanische Liga und die Euroleague gewonnen. Im Sommer führte er die deutsche Nationalmannschaft durch die EM-Qualifikation. 1993 wurde er in der Olympiahalle mit Deutschland Europameister. Mit Alba Berlin wurde er von 1997 bis 2000 viermal nacheinander Deutscher Meister.

Mitgespielt hat damals auch sein Sohn Marko, der jetzt bei Bayern die Geschicke der Abteilung lenkt. Model und Künstlerin Ivana Pesic, Markos Schwester, hat Jan Jagla geheiratet – der Nationalspieler steht ebenfalls beim FC Bayern unter Vertrag. Die Familie ist fußballbegeistert, erst am Samstag waren Opa Svetislav und Enkel Luka in der Arena. Auch wenn die Pesics in Berlin Wurzeln haben – in München finden sie wieder zusammen.

Die Vater-Sohn-Konstellation bedeutet mittelfristig aber auch ein Risiko: Was ist, wenn Veränderungen anstehen? Würde dann Marko Pesic seinen Vater auf die Straße setzen? Oder gleich der gesamte Clan den Verein verlassen? 

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