Schüttler im Viertelfinale

Der deutsche Tennis-Profi Rainer Schüttler ist der älteste Spieler auf dem heiligen Rasen von Wimbledon. In der Runde der letzten Acht könnte sich seine Erfahrung bezahlt machen.
Auf der Zielgeraden seiner Karriere sorgt Rainer Schüttler in Wimbledon für Furore und knüpft an seine besten Tennis- Zeiten an. Eiskalt und spielstark wie schon lange nicht mehr setzte sich der 32-Jährige am Montag im sommerlichen London mit 6:4, 3:6, 6:4, 7:6 (7:4) gegen den Serben Janko Tipsarevic durch und erreichte erst zum zweiten Mal in seiner vor 13 Jahren begonnenen Profikarriere das Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers. Dort trifft der Australian-Open-Finalist von 2003 in einem Duell der Tennis-Senioren auf Arnaud Clement, der mit seinen 30 Lenzen zweitältester Akteur neben ihm bei den 122. All England Championships ist. Der Franzose bezwang Marin Cilic aus Kroatien mit 6:3, 7:5, 6:2.
Nicht alles perfekt
«Im zweiten Satz war ich wieder viel zu passiv», ärgerte sich Schüttler. Nach souveränem Beginn hatte ihn eine Verletzungspause seines Freundes und Trainingspartners irritiert. Einer längeren Behandlung seines linken Oberschenkels ließ Tipsarevic eine Toilettenpause folgen, während Schüttler seelenruhig auf seinem Stuhl verharrte. Doch bei Wiederbeginn blieb der Hesse in den Startlöchern hängen und musste den Satzausgleich hinnehmen. «Am Ende habe ich mit Kampf gewonnen. Der Tiebreak war richtig gut», sagte er nach dem Sieg im ersten Vergleich mit der Nummer 40 der Weltrangliste, der ihn von Platz 97 wieder in die Nähe der besten 50 bringen wird.
Titelverteidiger Roger Federer gab auf dem Weg zum dritten Traumfinale gegen Rafael Nadal auch gegen Lleyton Hewitt keinen Satz ab und untermauerte seine Ansprüche auf den sechsten Titel. Der Schweizer kam nach einem zähem ersten Satz auf Touren und setzte sich im Duell der Wimbledonsieger mit 7:6 (9:7), 6:2, 6:4 gegen den 2002 erfolgreichen Australier durch, der die dritte Pleite auf dem «Heiligen Rasen» und die zwölfte nacheinander kassierte. «Der Schlüssel war der Tiebreak», sagte der Branchenprimus.
Nadal souverän
Trotz schmerzendem Knie dominierte auch Nadal seine Achtelfinal-Partie gegen den Russen Michail Juschni. Zwar sorgte der French-Open-Sieger schon nach dem gewonnenen ersten Spiel für eine Schrecksekunde, als er ausrutschte und minutenlang an der rechten Patellasehne behandelt werden musste. Doch dann war das an Nummer zwei gesetzte Kraftpaket aus Mallorca nicht zu stoppen und siegte mit 6:3, 6:3, 6:1 ebenso klar wie in der Runde zuvor gegen Nicolas Kiefer. Sein nächster Prüfstein ist der Brite Andy Murray, der Thomas Haas aus dem Wettbewerb geworfen hat, oder der Franzose Richard Gasquet.
Für Federer kommt es am Mittwoch gegen Mario Ancic zu einer Begegnung mit der Vergangenheit. Der Kroate, der den Spanier Fernando Verdasco 3:6, 4:6, 6:3, 6:4, 13:11 schlug, war vor sechs Jahren zum Wimbledon-Auftakt der Letzte, der den danach 63 Matches auf Rasen ungeschlagenen Eidgenossen auf dessen liebsten Belag bezwingen konnte. Die Revanche konnte Federer vor zwei Jahren ebenfalls im Viertelfinale gewinnen. «2002 habe ich ihn komplett unterschätzt», erinnerte er sich. Sein Landsmann Stanislas Wawrinka schied dagegen aus. Er unterlag Djokovic-Bezwinger Marat Safin aus Russland, der jetzt vom Spanier Feliciano Lopez geprüft wird.
Die Williams-Show
Auch bei den Damen kündigt sich ein altbekanntes Endspiel an. Venus und Serena Williams machten nach erledigtem Achtelfinale deutlich, dass sie am Samstag zum dritten Mal nach 2002 und 2003 gemeinsame Sache machen wollen. Die viermalige Siegerin Venus Williams setzte sich mit 6:3, 6:4 gegen die 18-jährige Russin Alisa Kleibanowa durch und erklärte: «Dies ist der Platz zum Gewinnen.»
In der Runde der besten Acht trifft die Titelverteidigerin am Dienstag auf Tamarine Tanasugarn aus Thailand. Serena Williams, welche die beiden «Sisters Acts» an der Church Road gewonnen hat, kam im US-Duell mit Bethanie Mattek zu einem 6:3, 6:3. Ihre nächste Gegnerin ist die Polin Agnieszka Radwanska, die Swetlana Kusnetzowa aus Russland mit 6:4, 1:6, 7:5 niederrang. Nach der topgesetzten Ana Ivanovic sowie Jelena Jankovic und Maria Scharapowa ist in Kusnetzowa auch die Nummer vier der Setzliste gescheitert. Ein Grand-Slam-Viertelfinale ohne die Top-Vier hat es noch nicht gegeben. (dpa)