Rice: "Nicht nur Hähnchen, auch mal Gemüse"
AZ: Herr Rice, Sie führen abseits des Parketts ein ungewöhnliches Leben für einen Basketballprofi: Sie sind alleinerziehender Vater.
TYRESE RICE: Ich habe vor zwei Jahren nach meiner ersten Saison in Europa mit Athen gemerkt, dass ich Ashawn unbedingt bei mir haben möchte. Damals war er vier und ich war ständig unterwegs. Ich wusste aber, dass bald eine Zeit kommt, die ihn prägen wird.
Ihr Sohn ist jetzt sechs, Sie trainieren zwei Mal pro Tag. Wie funktioniert der Tagesablauf?
Das geht ganz leicht. Ich bringe ihn um neun in die Schule und wir trainieren um zehn. Nachmittags hole ich ihn um vier von der Schule und um fünf nehme ich ihn zum Training mit. Dann fahren wir gemeinsam nach Hause. Wir wohnen in Schwabing.
Sie teilen bei Twitter gerne Bilder von Spielzeug. Was machen Sie abends?
Manchmal spielen wir zusammen mit der Spielkonsole, manchmal bauen wir Lego. Ganz normale Dinge.
Sie kaufen auch gerne Spielzeug, oder?
Ja, es gibt ein paar coole Sachen! Und es ist schön, wenn sie uns beiden gefallen, oder?
Kochen Sie manchmal?
Also ich kann kochen. Aber ich koche nicht oft. Meistens sind wir beide schon ein bisschen müde: Dann frage ich ihn, was er will und besorge das dann.
Hat er ein Lieblingsgericht?
Wenn er könnte, würde er jeden Tag Hähnchenteile essen. Zu jeder Mahlzeit. Aber das erlaube ich ihm nicht. Er soll genügend Gemüse essen.
Ist die Erziehung nicht manchmal auch anstrengend?
Ich bin immer für meinen Sohn da, das ist selbstverständlich. Jeder Junge braucht einen Vater – und zwar bei sich.
Was ist Ihnen dabei wichtig?
Er soll vor allem lernen, zuzuhören. Gut zuzuhören. Und Respekt vor anderen Menschen zu haben. Er soll auf dem Boden bleiben. Manchmal will er etwas haben und hört dann nicht auf zu fragen. Ich bleibe beim Nein – er muss verstehen, dass er nicht alles einfach so kriegen kann.
Im Fernsehen war Ashawn auch schon zu sehen – als er Uli Hoeneß bei einem Interview in der Halle das Mikrofon geklaut hat.
Er ist immer für einen Spaß gut, beim Training turnt er am Spielfeldrand herum. Er lockert das Ganze auf.
Freunde hat er im Verein auch schon gefunden.
Er versteht sich sehr gut mit Luka, dem Sohn von Sportdirektor Marko Pesic. Wir haben zuletzt einen Ausflug in einen Freizeitpark gemacht.
Sie scheinen sich als Vater sehr wohl zu fühlen – auf dem Parkett wirken Sie oft kühl und distanziert.
Ich habe in meinem Leben gelernt, immer gelassen zu bleiben, egal, wie groß die Aufgabe ist. Ich habe schon unzählige Spiele gemacht. Wir waren 30 Punkte hinten und haben trotzdem gewonnen. Alles kein Grund, aus sich heraus zu gehen. Das passiert in den großen und wichtigen Spielen von ganz alleine.
Manchen Zuschauern fällt es noch schwer, Bezug zu Ihnen aufzubauen.
Ich war immer so und habe immer so gespielt. Und eigentlich bin ich immer ganz gut bei den Fans angekommen. Aber wenn das bedeutet, die Fans mehr miteinzubeziehen, ist das überhaupt kein Problem für mich!
Mittlerweile haben Sie Ihr eigenes kleines Film-Format beim FC Bayern – Sie dokumentieren Ihr Leben per Videokamera.
Ich mache das, damit die Menschen einen Eindruck bekommen, wie das tägliche Leben eines Profis aussieht. Angefangen hat das im Trainingslager, beim Fan-Treffen an einem Abend. Ich habe damals auch ganz bewusst Dirk Bauermann interviewt. Ich wusste, dass er keine Lust hatte, etwas zu sagen. Ich glaube, das hat man ihm auch angemerkt.
Sind Sie schon der Spielgestalter, der Sie für den FC Bayern sein sollen?
Im Moment muss ich noch mehr punkten, als es eigentlich notwendig wäre. Wir haben viele besonders uneigennützige Spieler. Da braucht es einen, der sich ein Herz fasst.