Rakete auf Abruf
AZ: Herr Jagla, am Samstag (19 Uhr) kommt Oldenburg in den Audi-Dome. Sie werden wieder vor allem auf der Bank sitzen, kommen bei Bayerns Basketballern nicht über die Rolle des Wechselspielers hinaus. Wie schwer ist das für Sie?
JAN HENDRIK JAGLA: Klar ist die Situation alles andere als schön, aber meine Frau und ich fühlen uns in München sehr wohl und ich bin froh, wieder in Deutschland zu sein. Es ist auch schön mit den ganzen Nationalspielern, die man schon lange kennt. Weggefährten, die in den über zehn Jahren, seit ich jetzt Profi bin, immer dabei waren – wie Steffen Hamann oder Demond Greene.
Aber Sie können Ihre Situation doch nicht als schön empfinden.
Das tue ich auch nicht. Die sportliche Situation mit dem zehnten Platz nach der Hinrunde ist zudem schon enttäuschend. Auch haben sich die Spielzeiten von mir in den letzten Wochen sehr verringert, das ist natürlich unbefriedigend. Jeder Basketball-Profi will spielen. Aber ich habe vom ersten Tag, als ich bei Bayern unterschrieben habe, gesagt, dass ich der Mannschaft helfen und gewinnen will. Ich will weiter mit dem Verein nach vorne kommen und meine persönlichen Ziele da nicht in den Vordergrund rücken.
So denkt nicht jeder Profi.
Es geht darum, dass wir gewinnen müssen. Als ich zum FC Bayern gekommen bin, war für mich klar, dass der Erfolg dieses Projekts im Vordergrund steht. Ich muss nicht zeigen, dass ich ein besonderer Spieler bin. Ich kann mit der Situation umgehen.
Im Sommer wurden Sie von Präsident Uli Hoeneß als „Rakete” angekündigt. Warum zündet die Rakete noch nicht?
Keine Ahnung. Ich fühle mich eigentlich körperlich ganz gut. Die Situation ist wie sie ist. Die Entscheidung, dass andere Jungs spielen, ist nun mal getroffen worden und damit ist es auch okay.
Wie sehen Sie Ihren Stellenwert im Team? Wird der als Reservist weniger?
Nein. Die Mannschaft hält super zusammen, so wie ich es noch nie erlebt habe. Wir sind alle eng miteinander befreundet und unternehmen viel zusammen. Keiner hat weniger Respekt vor mir, nur, weil ich jetzt weniger Spielzeit habe. Mir geht es nicht mehr darum, was mit mir ist. Ich bin 30 Jahre, habe viel erreicht und auf allen Leveln gezeigt, dass ich Basketball spielen kann.
Haben Sie mit Trainer Bauermann über Ihre Situation mal unter vier Augen gesprochen?
Klar, er hat mir seine Punkte klar gemacht. Er will weiter von mir sehen, dass ich Ruhe reinbringe als erfahrener Spieler. Gerade in hektischen Momenten. Das versuche ich umzusetzen.
Was muss sich aber ändern, damit Ihre Situation besser wird?
Ich muss weiter hart arbeiten und kämpfen, wenn ich die Möglichkeiten im Spiel habe. Ich muss versuchen, Rebounds zu holen und gut in der Defense zu spielen. Und mich anbieten.
Sprechen wir über das Team. Wie kann die Auswärtsschwäche abgestellt werden?
Das ist ein mentales Problem und daran müssen wir arbeiten. Wir müssen mit der letzten Überzeugung in die Spiele reingehen.
Warum fehlt die?
Am Anfang lief es nicht gut und dann schleicht sich so etwas ein. Als FC Bayern musst du überall hinfahren, um dort zu gewinnen. Wir sind auch besser geworden, nur hatten wir zuletzt auswärts die zwei besten Teams der Liga. Uns war klar, dass wir eine Mannschaft sind, die sich über die Saison entwickeln wird. Wir sind nicht so eingespielt wie Bamberg, wo jedes Jahr nur Puzzleteile ersetzt werden müssen.
Warum ist der Respekt bei den Gegnern nicht so da?
Jeder freut sich so sehr auf das Spiel gegen uns und jeder spielt noch einen Tick besser. Die Hallen sind voll. Jeder Deutsche hat ein Gefühl zum FC Bayern.
Ihr Vertrag läuft bis 2013. Wie ist Ihre Zukunftsplanung?
Was nach der Karriere ist, weiß ich noch nicht. Ich studiere noch Marketing & Management und kann mir vorstellen, im Business-Bereich zu arbeiten. Trainer auf gar keinen Fall. Vielleicht gehe ich irgendwann zurück nach Berlin, da habe ich noch eine Wohnung.
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