Post aus Wimbledon: Eiserne Ladies
Ein 15-jähriges Ballmädchen wurde zum Medien-Star von Wimbledon. AZ-Kolumnist Gunther Beth über einen folgenreichen Unfall - und die Abneigung der Royals gegen Tennis.
Die eisernste aller Ladies ist natürlich englische Queen. Unverbiegbar weigert sie sich, Wimbledon zu besuchen. Die Windsors konnten dem Tennisspiel ja noch nie viel abgewinnen, sie haben es bekanntlich mehr mit Pferd und Reiter. englische Queen war zuletzt 1977 hier, als das Turnier 100 Jahre alt wurde. Vermutlich wird sie erst wieder zum 200.Geburtstag kommen, gemeinsam mit Charles, der kurz danach vielleicht endlich den Thron besteigt.
Der war übrigens auch mal auf der Anlage, als er noch mit Lady Di verlobt war. Die wurde aber rasch aus der Royal Box entfernt, als sich der flapsige Ami John McEnroe in seinem Vokabular vergriff. Das Antltz der Prinzessin der Herzen soll deutliche Errötung gezeigt haben, aber es ist bis heute nicht seriös bewiesen, was genau dem zweimaligen Wimbledon-Sieger-Rüpel über die Lippen gekommen war.
Anyway - das Königreich ist und bleibt ein fruchtbarer Nährboden für weibliche Hardliner. Ich erinnere nur an letzten Mittwoch: Tommy Haas spielte im 1.Satz bei 4:3 und 30:15 einen Stoppball - sein Gegner, der Franzose Michel Llodra, rannte dem so ungestüm hinterher, dass er ins Straucheln kam, in den Schiedsrichterstuhl krachte und dabei das Ballmädchen Judy Watson (15) unter sich begrub. Michel verletzte sich und gab auf - Judy lächelte sanft und stand auf. Hart im Nehmen wie ein Gänseblümchen. Und wie geht‘s den beiden heute? Monsieur Llodra ist bettlägerig in Lyon und leidet still vor sich hin. Miss Watson hingegen hat in der britischen Boulevard-Presse die Girls von Seite 1 verdrängt und wird sogar in einem Atemzug genannt mit Maria Stuart, Maggie Thatcher und Camilla Parker-Bowles ...
Ach ja - eine Glückwunsch-SMS von Anne Rundle hat‘s auch noch gegeben. Die kennen Sie nicht? - Eine absolute Wimbledon-Pionierin! Sie ist nämlich der erste weibliche Zweibeiner, der es 1963 geschafft hat, in die scheinbar unzerstörbare Phalanx der Balljungen vom „All England Club“ einzudringen. Vergleichbares in Grossbritannien ist höchstens die Mondlandung von Neil Armstrong.
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