Post aus Wimbledon: Der Besuch der alten Dame

Ausnahmezustand in Wimbledon! Nach 33 langen Jahren war die Queen nun endlich wieder beim legendärsten Tennis-Turnier der Welt. Wirklich "amused"schien sie aber nicht zu sein.
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*  Gunther Beth, Schauspieler &  Autor („Der Neurosen-Kavalier“, „Trau keinem über 60!“) lebt in München. Seit 2004 ist er Wimbledon-Kolumnist der AZ
AZ * Gunther Beth, Schauspieler & Autor („Der Neurosen-Kavalier“, „Trau keinem über 60!“) lebt in München. Seit 2004 ist er Wimbledon-Kolumnist der AZ

Ausnahmezustand in Wimbledon! Nach 33 langen Jahren war englische Queen nun endlich wieder beim legendärsten Tennis-Turnier der Welt. Wirklich "amused"schien sie aber nicht zu sein.

Oh my goodness: Sie ist also wirklich gekommen, die alte Dame aus dem Hause Windsor. Ein Ereignis passend zum Farbton ihres Mantels und des Hutes - irgendwo auf halbem Weg zwischen Himmelblau und Mintgrün. Ein historischer Besuch: 33 Jahre lang hatte englische Queen sich nicht mehr auf der berühmtesten Tennisanlage der Welt sehen lassen.

Tennis hat sie nie interessiert, Wimbledon ist für sie nun mal nicht Ascot. Und wenn man sie da nun auf dem Center Court in der ersten Reihe der Royal Box so sitzen sah, schien sie auch nicht wirklich amused zu sein. Wimbledon dagegen war im Ausnahmezustand. Schon morgens um sechs kreisten die Hubschrauber über dem Londoner Stadtteil SW 19, und bevor die Besuchermassen auf die Anlage strömten, suchten Elitehunde jeden Papierkorb ab. Um 11 Uhr 18 wurde englische Queen dann in einem Jaguar vorgefahren - und auch mit ihren 84 Jahren machte Majestät bei ihrem Weg zum Spieler-Bereich fußläufig einen absolut fitten Eindruck.

Acht Topspieler wurden d er Queen vorgestellt. Boris Becker, obwohl er sich extra eine violett-grüne Wimbledon-Krawatte umgebunden hatte, war nicht dabei. Und John McEnroe auch nicht. (Secret Warning vom Protokoll-Chef?) Von den ehemaligen Superstars genossen nur Billie Jean King und Martina Navratilova, die beiden erfolgreichsten Wimbledon-Queens aller Zeiten, die Ehre einer persönlichen Begrüßung. Martinas unruhiges Private Life ist ja längst über jeden Nasenrümpfer erhaben. Die inzwischen 53-jährige ist gerade von einem New Yorker Gericht zu drei Millionen Dollar Abfindung an ihre lesbische Ex-Freundin Toni Layton verdonnert worden. Nachdem dieses Doppel also schief gelaufen ist, hat die Ex-Championesse nun die Ex-“Miss Universe“Julia Lemigova (36) als neue Partnerin erkoren.

Der royale Lunch fand übrigens auch nicht mit Boris und Lilly Becker statt, sondern mit dem Ehepaar Federer. King Roger durfte als Einziger seine Frau mitnehmen und saß direkt neben der Queen. Er hat ja mit ihr die exklusive Gemeinsamkeit, daß es beide bereits zu Lebzeiten als Briefmarke gibt. Der sechsfache Wimbledon-Sieger aus Basel, der auch in diesem Jahr als Top-Favorit gilt, war von Kopf bis Fuß auf Ralph Lauren‘s British Style eingestellt und soll mit superbem Smalltalk gepunktet haben. Was für ein Repräsentant: Zuverlässiger Winner, untadeliger Ehemann und frischgebackener Vater von entzückenden Zwillingen. Gingen Lizzy da vielleicht ein paar wehmütige Gedanken durch den Kopf, wenn sie so ihre Windsors Revue passieren ließ ?...

Aber exakt als die Stadionuhr auf 1.00 Uhr umsprang, betrat sie unter dem Jubel ihrer Untertanen die Königliche Loge, um sich die Partie zwischen dem schottischen Hoffnungsträger Andy Murray und dem Finnen Jarkko Nieminen anzutun und bewältigte diesen Pflichtbesuch mit der ihr eigenen Contenance. Auch der Finne hielt sich ans Drehbuch: Er verneigte sich höflich und leistete auf dem Platz wenig Widerstand. Für Andy könnte der erste Besuch der Queen seit 1977 ein gutes Omen sein: Damals nämlich triumphierte mit Virginia Wade die bisher letzte Britin. Aber auch wenn Murray es tatsächlich schaffen sollte - als Schönheitsfehler würde er trotzdem Schotte bleiben. Also ich persönlich glaube ja: Wenn Elizabeth zum Finale am 4.Juli wieder herkommen sollte, kann es dafür nur einen Grund geben - und der heißt Roger Federer.

Gunther Beth

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