"Papa kennt alle Kniffe"
Andrea Petkovic setzt im Viertelfinale von Paris gegen Maria Scharapowa auch auf Vater Zoran. Dabei wollte der frühere Daviscup-Spieler einst ihre Karriere verhindern. Jetzt kümmert er sich ums Geld
PARIS Länger als zwei Wochen hält es Zoran Petkovic (50) nie in der großen Tenniswelt aus, ob in Melbourne, Paris, Wimbledon, New York. Anschließend muss der Vater von Deutschlands neuem Centre-Court-Star Andrea Petkovic zurück ins Alltagsleben, heim nach Darmstadt, wo er „Frau Müller und Herrn Meier einen schönen Volley beibringt”.
Petkovics ist Tennislehrer beim TEC Darmstadt, nur für die vier Major-Wettbewerbe der Tour verstärkt er die Entourage der Tochter. Echte Stars und allerlei Wichtigtuer, drängelnde Agenten und Sponsorenvertreter – all das verträgt Papa Petkovic eben nur sehr dosiert: „Es ist unglaublich, was bei so einem Event alles an Geschwätz und Gerüchten umläuft.” In Paris, bei den French Open 2011, ist seine Anwesenheit noch weiter gefragt, nun auch rund ums Kracherspiel von Andrea im Viertelfinale gegen Maria Scharapowa am Mittwoch auf dem Court Central, dem „Spiel der Spiele” im bisherigen Turnier.
Petkovic ist trotz seiner sporadischen Präsenz immer noch die wichtigste Figur im Team der Weltranglisten-Zwölften. „Er ist aber der einzige, den ich nicht bezahle. Und mit dem ich über viele andere Sachen, aber auch noch über Tennis rede”, sagt Tochter Andrea. Worauf es im professionellen Geschäft ankommt, weiß Vater Zoran ganz genau – schließlich war er mal Davis-Cup-Spieler für Jugoslawien, bevor er samt Familie in den Wirren des Bürgerkrieges Anfang der 90er nach Deutschland übersiedelte. Petkovic weckte zwar die Liebe fürs Tennis bei der kleinen Andrea, doch der älteren Andrea empfahl er mehrfach, wegen der exzellenten Schulnoten auf die unsichere Tennis-Karriere zu verzichten.
„Ihr standen alle Möglichkeiten offen mit einem Einser-Abitur”, sagt Petkovic, „wir hatten damals sogar Streit.” 2006 schlossen Vater und Tochter einen Pakt: Schafft es Andrea binnen zwei Jahren nicht unter die Top 50, ist Schluss. 2008 erlitt die mehrfache deutsche Jugendmeisterin einen Kreuzbandriss, das Ultimatum wurde verlängert. Dann verlief das Comeback so glanzvoll, dass es keinen Zweifel mehr gab: Alle Petkovics würden nun auf die Karte Profitennis setzen.
Vater Petkovic bleibt selbst dann im Spiel, wenn er nicht vor Ort ist. Als Andrea in Miami gegen die ehemalige Weltranglisten-Erste Jelena Jankovic zurücklag, rief sie in einer Regenpause daheim an. Der Papa korrigierte ein paar Kleinigkeiten, riet dazu, die „Bälle schlicht höher übers Netz zu spielen, um mehr Sicherheit zu bekommen”. Der Tipp half, die Tochter gewann.
Sie sind Tenniseltern der besonderen Sorte, er und Frau Amira, die der Tochter schon mal den Marsch bläst, wenn die sich auf die Coach fläzt und sich nicht an den Hausarbeiten beteiligt: „Dann wird ruckzuck zum Abwaschen oder Putzen eingeteilt. Verwöhnprogramm ist da nicht drin”, sagt Andrea Petkovic.
Zoran Petkovic ist und bleibt der einflussreichste Ratgeber, ganz gleich, ob da noch ein Trainer Petar Popovic, ein Berater Heinz Günthardt oder auch noch ein Mentalcoach im Team sind. Das Gespür für strategische Planung ist dem 50-Jährigen dabei genau so wenig abhanden gekommen wie das Auge für sportliche Fehler. „Mein Vater war mein erster Trainer. Und ist sozusagen mein Trainer auf Lebenszeit. Papa kennt alle Schliche und Kniffe”, sagt Andrea.
Daheim in Darmstadt hat das Telefon der Petkovics in den letzten Wochen kaum stillgestanden. Marketingagenturen und Manager boten ihre Dienste an. Doch Zoran Petkovic will selbst den Finger draufhaben bei der Geschäftstätigkeit um Andrea. „Wir sind alle der Meinung, dass uns niemand die Entscheidungen abnehmen muss”, sagt er. Und auf das „große Ding”, den schweren Deal mit einem Top-Sponsor, könne man ruhig noch warten: „Niemand leidet, wenn das noch dauert.”
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