Olympia-Kolumne von Martina Ertl: "Würdige Sieger!"
Bei Olympischen Spielen gibt es immer wieder diesen "Lucky winner", Athletinnen und Athleten, die vor den Spielen keiner auf der Rechnung hatte - und die danach auch auf ewig wieder abtauchen. Die einfach an einem Tag den Sprung oder den Lauf ihres Lebens zeigen, dann mit Gold nach Hause gehen und damit wieder einmal mehr zeigen, dass bei Olympischen Spielen ein Wettkampftag ein singuläres Ereignis ist, zu dem auch mal das Glück gehört.
Ryoyu Kobayashi: Gold ist durch und durch verdient.
Natürlich freue ich mich mit jedem Athleten über sein Edelmetall. Aber ehrlich gesagt: Mein Herz schlägt für die, die auch im Weltcup vorne liegen und über lange Strecken zeigen, dass er oder sie die oder der Beste ist. Wenn sie Gold holen, haben sie es wieder bestätigt,
haben vor allem Nervenstärke gezeigt und konnten mit dem Druck umgehen. Dann ist für mich die Sache wirklich rund - und das Gold ist durch und durch verdient.
So sehe ich den Olympiasieg des Japaners Ryoyu Kobayashi auf der Skisprungschanze. Nachdem er die Vierschanzentournee bereits dominiert hatte, präsentierte er sich auf den Punkt präpariert und segelte mit Traumsprüngen in die goldene Wirklichkeit.
Johannes Ludwig: Spaß am Sport und an der Auseinandersetzung mit sich selbst
Dann gibt es noch die, die sich langsam über Jahre hochkämpfen, die Rückschläge wegstecken, die sich nicht lange mit einem Ärgern über vierte Plätze aufhalten. Die halt resilient sind und einfach weiter an sich arbeiten, auch wenn sie bei Nominierungen durchfallen. Das sind die, die Spaß am Sport und an der Auseinandersetzung mit sich selbst haben und an sich glauben. Wenn diese Typen eines Tages auf dem olympischen Podest ganz oben stehen, verneige ich mich auch.
Unser Rodler Johannes Ludwig ist so einer, auf den das Gesagte zutrifft. Beide beschriebenen Sportlertypen sind so durch und durch würdige Sieger, die auch ohne Corona auf dem Zettel bei der Medaillenvergabe gestanden hätten - und das ist gut so!