"Olli ist mein Held"
MÜNCHEN - Die 26-jährige Münchnerin ist seit fünf Jahren Golf-Proette und Mitfavoritin bei den Ladies German Open. Wie Bayern-Star Oliver Kahn der Golferin nach ihrer Bulimie geholfen hat.
AZ: Frau Eberl, in Ihren fünf Jahren auf der European Tour haben Sie 340 000 Euro verdient. Michelle Wie ist acht Jahre jünger als Sie, viel erfolgloser, kassiert aber in nur einem Jahr dank Ihrer Sponsorengelder etwa das Fünfzigfache. Würden Sie gerne tauschen mit Ihr?
MARTINA EBERL: Nein, auf keinen Fall. Mir hat sie früher sehr leid getan. Als Wunderkind zu gelten, mit 14 schon bei den Herren mitzugolfen, den Druck zu verkraften, ich hätte das nicht gewollt. Ich habe bisher zwei Turniere mit ihr gespielt, jetzt ist sie 18 und sie kommt mir viel erwachsener vor. Sie ist ein supernettes Mädl, auch wenn ihr Ruf auf der Tour nicht der beste ist.
Liegt es am Neid auf ihr Geld?
Ein Funken Neid kann schon dabei sein. Es gibt Mädels, die fangen bei null an, haben keinen Manager, arbeiten sich ohne Sponsoren alleine hoch. Und dann kommt ein Mädl wie die Michelle, sieht gut aus und wird von Anfang an gepusht. Eine, die gar nix groß leisten muss und schon eine Million in der Tasche hat. Sie kann ja nichts dafür, ich denke, das liegt vielmehr an ihrem Management. Es ist einfach ein bitterer Beigeschmack. Auch weil sie immer nur wegen Sponsoreneinladungen mitspielt.
Ist ja ihre einzige Chance. Sie hat ja nicht einmal die Karte für die Profi-Tour. Auch bei Herren-Turnieren war sie ja dabei, weil Sponsoren sie haben wollten.
Ich finde, Michelle sollte sich erst mit Laurena Ochoa (Weltranglistenerste aus Mexiko, d.Red. ) messen. Die versohlt zur Zeit allen Mädels den Hintern. Wenn Michelle die schlägt, kann sie auch mal wieder bei den Herren spielen. Aber natürlich tut es dem Damen-Golf gut, dass sie jetzt hier bei den German Open in Gut Häusern mit dabei ist.
An den ersten beiden Turniertagen gehen Sie gemeinsam mit Wie auf die Runde, am Samstag spielen Sie dann mit Oliver Kahn. Bei einem Schaukampf „Beat the Pro“. Fürchten Sie das Duell?
Ich glaube, er hat mehr Angst vor mir als ich vor ihm. Er hat gefragt, was er machen muss, da habe ich ihm gesagt, er muss mich nur schlagen. Das wird sicher eine Riesengaudi.
Wie gut ist denn sein Golf?
Er müsste mit weniger Kraft spielen. Er hat so bissl einen Hauruck-Schwung. Wenn er jetzt mehr Zeit zum Üben hat, wird das auch wieder weicher. Mental ist der Olli ein absolutes Vorbild. Ich schätze ihn wahnsinnig.
Sie kennen sich schon lange?
Ich habe ihn zu meiner schweren Zeit, nach meiner Therapie (Eberl litt 2004 und 2005 an Bulimie, d. Red. ) auf der Driving Range getroffen. Wir haben uns unterhalten, und aus zehn Minuten wurden zwei Stunden. Inzwischen zähle ich ihn zu meinen Freunden. Und was er geleistet hat, verdient größten Respekt. Als Torwart kannst nur Held oder Depp sein. Für mich ist er der Held. Spätestens seit Mailand.
Dem Champions-League-Finale 2001?
Ja. Beim Elferschießen stand ich in der Kurve hinter seinem Tor, und als er den letzten Elfer hielt, war es das erste Mal in meinem Leben, dass ich vor Freude geweint habe. Der FC Bayern war immer meine Leidenschaft. Aber wennst ein Münchner Kindl bist, musst einfach ein Roter sein.
Einspruch.
Okay. Oder Sechzger.
Eben.
Schon. Aber wenn der Opa Bayern-Fan war und der Papa dich als Kind in die Südkurve mitgenommen hat, dann hast keine große Wahl.
Kahn hat seine Karriere jetzt beendet. Wie lange wollen Sie noch spielen?
So lange ich gehen kann. Nein, ich mache den Zirkus jetzt, seit ich 16 bin, irgendwann will ich auch Kinder. Aber ich werde im Juni erst 27, da habe ich noch Zeit. Im Golf gibt es viele Möglichkeiten zu arbeiten, auch nach der aktiven Karriere. Nur den ganzen Tag im Büro sitzen, das werde ich nicht. Dafür habe ich zu viele Wespen im Hintern.
Interview: Florian Kinast
Die Ladies German Open in Gut Häusern (250 000 Euro Preisgeld, 124 Spielerinnen) beginnen am Donnerstag, 8 Uhr. Vom S-Bahn-hof Vierkirchen-Esterhofen (S2) verkehren von Donnerstag bis Sonntag von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr kostenlose Pendelbusse. Donnerstag und Freitag ist der Eintritt frei, am Wochenende kostet das Ticket zehn Euro pro Tag.
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