NHL-Star Philipp Grubauer: "Olympia wäre ein Traum"
AZ-Interview mit Philipp Grubauer: Der 29-Jährige begann seine Karriere in seiner Heimatstadt bei den Starbulls Rosenheim, ehe er in der Saison 2008/2009 nach Kanada zu den Belleville Bulls wechselte. Seit Juli steht er bei den Seattle Kraken unter Vertrag.
AZ: Herr Grubauer, Sie haben mal gesagt, dass Skifahren das Erste ist, was Sie tun werden, wenn Sie mal mit dem Profi-Eishockey aufhören werden. Das muss noch sechs Jahre warten, schließlich haben Sie gerade Ihren Wechsel in der NHL von Colorado Avalanche zu den Seattle Kraken bekannt gegeben. Bei der neuen Franchise haben Sie einen Fünfjahres-Vertrag unterschrieben.
PHILIPP GRUBAUER: Leider, leider. In Rosenheim und Denver, wo ich zuletzt gespielt habe, wären wir direkt an den Bergen dran. Und in Seattle jetzt auch. Das reut mich schon, dass ich nicht Skifahren darf. Aber jetzt im Ernst: Ich freue mich, dass ich bei den Seattle Kraken unterschrieben habe.
Philipp Grubauer: "Ich bin ganz normal, auf dem Boden geblieben"
Steht in den Verträgen drin, dass Sie keine gefährlichen Sachen machen dürfen?
Genau. Ich darf nicht Skifahren, Motorradfahren, nicht Fallschirmspringen - oder so einen Quatsch. Aber als Sportler versucht man eh, Verletzungsrisiken zu vermeiden.
Sie sind Torhüter und der Star der Seattle Kraken, eines komplett neuen NHL-Klubs.
Der Klub hat auch andere gute Spieler geholt, zum Beispiel Jaden Schwartz. Und ich bin sicher, dass da noch einiges passieren wird... Es ist auf jeden Fall eine Ehre, dass man mich zur Gründung geholt hat und ich einen Teil der Geschichte mitschreiben kann.
Sie werden über die Vertragslaufzeit hinweg 35,4 Millionen Dollar verdienen. Was haben Sie sich nach der Vertragsunterschrift gegönnt?
Noch gar nix. Ich bin ganz normal, auf dem Boden geblieben. Ich werde Geld an den Eishockeynachwuchs von Rosenheim, Bad Aibling und Miesbach spenden. Dort wird viel geleistet - und die können es gut gebrauchen.
Philipp Grubauer: Endlich mal "eine saubere Leberkassemmel"
Sie sind bei den Starbulls Rosenheim groß geworden. Gerade sind Sie ja in Ihrer Heimatstadt. Was haben Sie jetzt angeschaut, nachdem Sie vorigen Sommer wegen Corona nicht heimkamen?
Ich war von Ende Oktober bis Mitte November da, dann bin ich zurück nach Denver. Am Tag danach haben's alles zugesperrt. Zwei Wochen da zu sein, ist wenig. Du willst alle sehen, Familie und Freunde, du bist die ganze Zeit unterwegs. Gleichzeitig freue ich mich, dass ich alle treffe und dass ich auch mal eine saubere Leberkassemmel essen kann. So eine kriegt man in Amerika nicht.
In Seattle, wir haben schon mal nachgeschaut, können Sie immerhin deutsches Bier kaufen.
Hoffentlich ein gescheites.
Münchner Bier, das sollte schon schmecken.
Aber für einen Profisportler nur ein Alkoholfreies, bitte. (lacht) Spaß.

Mit Lukas Reichel wird ein weiterer Rosenheimer in die NHL stoßen. Kennen Sie sich?
Man kennt sich vom Sehen. Sein Papa war Trainer bei den Starbulls. Lukas habe ich gesehen, wenn ich bei den Kleineren zugeschaut habe. Er ist ein starker Spieler geworden. Es ist überragend für Rosenheim und auch für die Nationalmannschaft, dass Lukas jetzt in die NHL kommt.
"Wir werden uns ein Haus oder eine Wohnung suchen"
Apropos Nationalmannschaft: In dieser Saison stehen die Olympischen Spiele an. Es ist noch offen, ob die NHL-Spieler nach Peking fahren dürfen.
Ich treffe mich gleich mit Bundestrainer Toni Söderholm. Er wird mir ein Update geben, wie da jetzt der Stand ist. Letztlich entscheidet die NHL. Wie es ausschaut, werden wir zu Olympia gehen. Olympische Spiele, das wäre ein Traum. Ich bin damit aufgewachsen, der Fernseher ist von in der Früh bis auf Nacht gelaufen. Natürlich habe ich auch 2018 bei unseren Burschen mitgefiebert (die deutsche Eishockey-Mannschaft holte sensationell Silber; d. Red). Ich wäre stolz, auch zu den Spielen zu fahren.
Schauen Sie die laufenden Sommerspiele auch?
Wenn ich daheim bin, läuft der Fernseher nebenbei. Jessica von Bredow-Werndl habe ich zum Beispiel verfolgt, sie hat zweimal Gold im Dressurreiten gewonnen. Sie ist auch eine Rosenheimerin. Aubenhausen, wo sie wohnt, ist nah, wo ich aufgewachsen bin. Praktisch einmal übers nächste Feld...
Wann geht es von Rosenheim nach Seattle?
Ich fliege am 8. August wieder rüber. In der ersten Woche geht es nach Seattle, da werde ich in zwei, drei Tagen die Stadt und Leute kennenlernen. Wir werden uns ein Haus oder eine Wohnung suchen. Danach geht es nach Denver zum Packen, Ende August ruft dann Seattle.
Kennen Sie Detlef Schrempf, den früheren NBA-Star der Seattle Super Sonics?
Noch nicht. (lacht) Es werden sich bestimmt einige Connections auftun, die das Leben bereichern. So wie bei jedem Umzug.
Philipp Grubauer hat nur Gutes über Seattle gehört
Es ist nicht ihr erster in der NHL. Vor Denver spielten Sie in Washington und sind auf dem Weg ins Training täglich am Weißen Haus vorbeigefahren. Was kennt man in Seattle?
Es gibt den berühmten Turm, die Space Needle. Außerdem hat Seattle einen schönen Hafen. Das Weitere ist für mich auch Neuland. Ich habe aber mit Spielern gesprochen, die in Vancouver spielten, das ist nicht weit weg. Sie waren in Seattle und sagen, dass es eine super Stadt ist. Auch Bekannte aus Rosenheim - irgendwie waren schon viele dort. (lacht) Sie haben mir gesagt: Grubi, da hast du einen Glücksgriff gelandet.
Wie muss man sich den Umzug eines NHL-Stars vorstellen?
Von Washington nach Denver sind wir 28 Stunden mit dem Auto gefahren, weil wir nicht fliegen wollten. Der Verein hilft uns Gott sei Dank mit dem Umzug, auch mit dem Hund.
Erzählen Sie uns doch ein bisschen von ihm.
Er heißt Leo, er ist eine Schäferhund-Labrador-Mischung. Wir haben ihn aus Kuwait gerettet. Er ist als Welpe nach Washington geflogen und dort dann ins Tierheim gebracht worden. Wir haben da Tiere, als Pate. Wir haben ihn dann mal einen Monat mit nach Hause genommen und uns um ihn gekümmert. Da ist er uns so dermaßen ans Herz gewachsen... Dann haben wir ihn eben ganz behalten. Jetzt steht er rum und macht Rabatz.
Hat er viel Energie?
Ja, schon. Jetzt hat er sich an uns gewöhnt. Aber Fremden bellt er hinterher und verscheucht sie von seinem Grundstück.
Quasi ein guter Torwart.
Ja, der wäre ein guter Torwart. (lacht)
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