Nach Bauermanns Entlassung: "Die Party ist vorbei"

Discobesuche, Fitness, Ego-Debatte, Taktik: Die AZ erklärt Bauermanns Aus bei Bayern. „Ich muss mich erstmal sammeln und sortieren”
von  Julian Galinski, Max Bernhard

MÜNCHEN Donnerstagmittag hatte Dirk Bauermann als Chefcoach der Basketballer des FC Bayern noch auf einem Pressetermin Interviews gegeben und über die kommende Saison gesprochen. Wenige Stunden später zitierte der Verein ihn an die Säbener Straße. „Es gab ein Gespräch mit Uli Hoeneß, Bernd Rauch und Marko Pesic in den Räumlichkeiten des FC Bayern”, sagt Bauermann. Die Entscheidung dieses Gesprächs: Bauermann wurde entlassen. „Sie hat mich völlig überraschend getroffen”, sagt Bauermann. „Ich muss mich erstmal sammeln und sortieren und meine Fassung wiederfinden.”


Gänzlich überraschend kommt Bauermanns Entlassung allerdings nicht. Der Trainer und der FC Bayern hatten sich in den vergangenen Monaten in mehreren Punkten voneinander entfernt. Mit ausschlaggebend für seine Entlassung war ein AZ-Interview Anfang der Woche (siehe unten).


Hier erklärt die AZ die gesamten Hintergründe.

1. Die Discobesuche: Bauermanns Team hatte sich aufgrund regelmäßiger nächtlicher Club-Besuche von Spielern wie Jared Homan zum Teil einen Ruf als durchaus trinkfeste Partytruppe zugelegt. Allerdings: „Die Party ist vorbei”, sagt Vizepräsident Rauch. Der Verein wird das Ausgehpensum deutlich einschränken. „Natürlich wird sich das ändern”, sagt Sportdirektor Pesic. „Wir werden ihnen für die Abendveranstaltungen kostenlos Wasser zu Verfügung stellen”, sagt Rauch. Alkohol in der Öffentlichkeit dürfte tabu sein.


2. Die Fitness: Beim Leagues Cup wurde vor allem gegen ZSKA Moskau deutlich: Die Bayern hielten eine Halbzeit mit, dann brachen sie ein. Die Verantwortlichen wollen Defizite bei der Fitness erkannt haben. Und setzen striktere Trainingszeiten durch. „Wenn nicht nur Wasser getrunken wird, muss der Trainer um sechs Uhr morgens trainieren, – dann spürt man ob der Spieler laufen kann”, sagt Rauch.


3. Die Kommunikation: Vor gar nicht allzu langer Zeit feuerten die Bayern einen Fußballtrainer wegen seiner Dickköpfigkeit – und fehlendem Konsens mit der Vereinsführung: 2011 war das, gehen musste Louis van Gaal. Auch Bauermann sah es gar nicht gern, wenn sich Rauch oder Präsident Hoeneß in das Tagesgeschäft einmischten – mit kontroversen Meinungen. „Bei grundsätzlichen Themen hatten wir verschiedene Blickwinkel”, sagt Rauch. Und stellt klar: „Der Verein ist der entscheidende Punkt.” Und kein Ego.


4. Die Autorität:
Vor allem Nachwuchsspieler und sensiblere Profis haben offenbar Probleme mit Bauermanns autoritärem Auftreten gehabt – er trug seine Kritik öfter mit Donnerhall vor. Am Wochenende erwischte es Zugang Brandon Thomas, den seine Mitspieler daraufhin trösten mussten. Die Vereinsführung sah nicht immer Notwendigkeit für harte Ansprachen. „Jeder hat seine Meinung und da muss man sehen, welche Meinung die Richtige ist”, sagt Rauch. „Meine Meinung ist in dem Zusammenhang die des Klubs."

5. Die Taktik: Harte Verteidigung und ein eher gemächliches Spieltempo sind Grundcharakteristika von Bauermanns Basketball. Begeistern kann diese Spielweise, die Bauermann seit Jahren schon vertritt und sich dabei zumeist recht ähnlicher taktischer Systeme bedient, nur schwer. Hier hätten sich die Bayern mehr Dynamik und Flexibilität gewünscht – gerade jetzt, mit neuen Stars wie Aufbauspieler Tyrese Rice. „Wir werden unserem neuen Trainer Yannis Christopoulos die Freiheit und die Zeit für Veränderungen geben”, sagt Rauch. 

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