Laureus Sports Awards: Endlich Berlin!
Berlin - Für die Wahl der Weltsportler, die im vergangenen Jahr Herausragendes geleistet haben, sind mit Triathlet Jan Frodeno und dem Formel-1-Team Mercedes-AMG Petronas auch Deutsche nominiert. Im Mittelpunkt der Laureus World Sport Awards in Berlin aber stehen neben den Athleten benachteiligte Kinder und Jugendliche, die von der Laureus-Stiftung "Sport for Good" in mehr als 150 Projekten weltweit unterstützt werden.
Laurus nobilis ist der lateinische Begriff für Lorbeer, und schon bei den alten Römern standen seine Blätter für Ruhm, Sieg und Frieden. Der bedeutendste Lorbeer unserer Tage heißt Laureus und ist eine vom Nobeljuwelier Cartier geschaffene und gespendete Statuette. Eine kleine Figur mit großer Symbolik. 30 Zentimeter hoch, zweieinhalb Kilogramm schwer. 670 Gramm davon sind pures Silber, 650 Gramm schwer ist der vergoldete Sockel, auf dem die fünf Kontinente eingraviert sind. Wer sie erhält, ist ein Held in der Welt des Sports, der Beste unter den Besten, die Ausnahmeerscheinung über alle Sportarten hinweg. Mehr Auszeichnung geht nicht.
Marion Jones und Tiger Woods waren die ersten Preisträger. Mehrfache Sprint-Olympiasiegerin die eine, Golflegende der andere, beide aus den USA. Anno 2000 erhielten sie den Laureus Award bei der Premierenveranstaltung am 25. Mai im Sporting Club zu Monte Carlo. Seither gesellten sich Jahr für Jahr an wechselnden Locations von Kuala Lumpur bis London viele andere Heroes zu den Preisträgern, unter ihnen Serena Williams und Lindsey Vonn, Michael Schumacher, Usain Bolt, zuletzt Novak Djokovic. Die Creme des Sports inszeniert mit prachtvollen Galas. Und dennoch: Auch nach 16 Jahren sind die Laureus Awards nicht so sehr in den Köpfen der Menschen verankert, wie sie das bei vergleichbaren Veranstaltungen sind. Vor allem in Deutschland nicht. Nicht wie beim Bambi, nicht wie bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres. Vom Hype um die Oscars ganz zu schweigen.
Noch fehlt Laureus die Tradition der Oscars oder Bambis
Mercedes-Marketingchef Dr. Jens Thiemer: "Eine Herzensangelegenheit" Foto:Getty Images
Woran das liegt? "Womöglich daran, dass es immer wieder kritische Fragen gibt, weil mit Daimler und Richemont zwei große Marken Laureus initiiert haben," mutmaßt Dr. Jens Thiemer, als Marketingchef verantwortlich für das Laureus-Engagement von Mercedes-Benz. Anderseits: Auch hinter dem goldenen Bambi steckt mit dem Burda-Verlag ein Medienunternehmen. Ein sehr wahrscheinlicherer Grund: Den Laureus Awards fehlt (noch) die lange Tradition der Oscars (seit 1929) und der Bambis (1948). Auch die Wahl der besten Kicker, 1991 erstmals zelebriert, ist fast zehn Jahre älter.
Die Scheinwerfer bei der Ehrung der Sportstars am 18. April 2016 in der Messe Berlin sollen die Laureus Awards verstärkt ins Rampenlicht der Öffentlichkeit stellen. Das wünscht sich nicht nur Mercedes-Mann Thiemer, für den Laureus "eine Herzensangelegenheit" ist. "Wir haben lange darum gekämpft, diese Veranstaltung nach 16 Jahren erstmals nach Deutschland zu bringen. Jetzt wollen wir die Chance nutzen, ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen," sagt er. Zur Unterstützung dieses Vorhabens wird es an prominenten Namen nicht fehlen. Bei den Männern stehen neben den üblichen Verdächtigen Novak Djokovic und Usain Bolt unter anderem Lionel Messi und Lewis Hamilton zur Wahl, bei den Frauen feiert Serena Williams ihr zehntes Nominierungs-Jubiläum. Zu ihren Konkurrentinnen zählt Österreichs Skiheldin Anna Fenninger. Unter den Teams gehört das Formel-1-Team von Merceds-AMG Petronas zu den Favoriten, Ironman-Weltmeister und Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno hat in der Kategorie "World Action Sportsperson" gute Chancen. Und Berlin die gute Aussicht, öfter als nur einmal Gastgeber der Sports Awards zu sein. "Ich würde mir wünschen," sagt Jens Thiemer, "dass die Preisverleihung eine ständige Heimat erhält." Wie die Oscars in Los Angeles, die Weltfußballer-Wahl FIFA Ballon d'Or in Zürich, die Bambi-Verleihung in Berlin ...
Gründungsrede von Nelson Mandela in Monte Carlo
Nelson Mandela bei seiner berühmten Rede anlässlich der Laureus Awards 2000 in Monaco Foto:Laureus
Ex-Mercedes-Pressechef Inhester im Jahr 2000 mit Heidi Klum und Fürst Albert von Monaco Foto:Getty Images
Die Laureus-Tage in der Hauptstadt sind auch ein guter Anlass, daran zu erinnern, wie alles begann. Dazu befragt man am besten einen Zeitzeugen wie Wolfgang H. Inhester, damals Pressechef von Mercedes-Benz. Wer die Idee zu Laureus hatte, vermag freilich auch er nicht genau zu sagen. Sicher ist nur, dass Richemont-Chef Johann Rupert zu den Initiatoren zählt. Der Laureus-Homepage zufolge hegte der Südafrikaner seit 1995 Pläne für eine globale Sportlerwahl. Auslöser sei der WM-Gewinn der südafrikanischen Rugby-Jungs gewesen.
Die Liaison zwischen Richemont und Daimler wiederum ist auf die bis heute währende Freundschaft zwischen Rupert und dem damaligen Daimler-Benz-Chef Jürgen Schrempp zurückzuführen. Und die Idee zum sozialen Engagement wurde in der Stuttgarter Konzernzentrale geboren. Inhester erinnert sich: "Daimler-Benz verfolgte in den Neunzigern die Strategie, als Weltmarke auch den Weltsport zu sponsern. Der Gedanke, dabei zusätzlich soziale Verantwortung zu übernehmen, war das Tüpfelchen auf dem i." Dr. Christoph Walter, damals Kommunikationschef, und der spätere Vertriebsvorstand Jochen Schmidt waren es, denen eine Verbindung zwischen Spitzensport und Charity vorschwebte. Nachdem Daimler-Benz und Richemont 1999 gemeinsam die Laureus-Stiftung gegründet und ihre Marken Mercedes-Benz bzw. IWC Schaffhausen zu Partnern von Laureus gemacht hatten, konnten ihre Pläne umgesetzt werden. Aber: "Ohne die Lichtgestalt Edwin Moses wäre das nicht möglich gewesen," betont Walter. "Die Sportler für die gute Sache zu gewinnen, war allein sein Verdienst." Moses, überragender Athlet der 70er- und 80er-Jahre über 400 Meter Hürden, ist bei Laureus im Zusammenspiel zwischen Event, Sportlern und Charity die große Integrationsfigur. Er war der erste Chairmann der Laureus Sports Academy und er ist es bis heute.
Prominente Couchbesetzung mit Nelson Mandela, Naomi Campbell und Bono Foto:Laureus
Monte Carlo, Fürstentum Monaco, 25. Mai 2000. Der Südafrikaner Morné du Plessis, Rugbylegende seines Landes und bis heute ein engagiertes Mitglied der Laureus Sports Academy, einem 52-köpfigen aus weltweit bekannten Sportstars bestehenden Gremium, erinnert sich: "Die damals 24 Gründungsmitglieder der Academy hatten ein Meeting, und viele von ihnen waren skeptisch, weil sie nicht so genau wussten, was sie mit Laureus anfangen sollten. Da ging plötzlich die Tür auf und Nelson Mandela kam herein. Allein seine Erscheinung und seine Worte machten jedem von uns klar, dass Laureus eine große, einmalige Sache werden würde."
"Der soziale Aspekt steht über Allem"
Sport for Good-Projekt "Kick the Ropes" in Berlin Foto:Laureus
Mandelas Worte fanden sich auch in seiner Rede bei der ersten Award-Verleihung wieder, für Zeitzeuge Inhester war es "die Gründungsrede von Laureus." Ihre berühmtesten Sätze sind mittlerweile tausendfach zitiert: "Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern. Er hat die Kraft, zu inspirieren. Er hat die Kraft, Menschen zu vereinen, wie es sonst nur Weniges kann. Sport kann Hoffnung erwecken, wo vorher nur Verzweiflung war."
Der Sport hat die Welt verändert. Ein wenig - durch Laureus. Die Bilanz der aus der Stiftung hervorgegangenen Sport for Good Foundation nach 16 Jahren: Acht nationale Stiftungen auf fast allen Kontinenten, darunter auch die für Deutschland und Österreich. Förderung von über 150 Sportprojekten in 35 Ländern für mehr als 1,5 Millionen sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche. Spenden in Höhe von über 100 Millionen Euro. 53 der größten Sportlerinnen und Sportler aller Zeiten, die sich ebenso ehrenamtlich engagieren wie mehr als 150 Botschafter, alle ehemalige oder noch aktive Spitzensportler.
"Der soziale Aspekt steht bei Laureus über Allem," sagt Jens Thiemer. Ein Bekenntnis, das bedürftige Kinder und Jugendliche aus der ganzen Welt zu den großen Gewinnern der Laureus Sports Awards in Berlin macht.