Interview

Kanut Sideris Tasiadis vor Heim-WM: "Mein Herzenswunsch? Regen!"

Die WM im Kanuslalom in Augsburg steht an, doch wegen Wassermangels im Eiskanal hat das Turnier gewackelt. Top-Kanut Sideris Tasiadis spricht in der AZ über sein Element und die Natur in seinem Sport.
Martin Wimösterer |
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In seinem Element: Sideris Tasiadis startet kommende Woche in die Heim-WM in Augsburg. So es denn der Wasserstand zulässt - der Lech liefert derzeit nur wenig Nass nach.
In seinem Element: Sideris Tasiadis startet kommende Woche in die Heim-WM in Augsburg. So es denn der Wasserstand zulässt - der Lech liefert derzeit nur wenig Nass nach. © imago/GEPA pictures

München/Augsburg - AZ-Interview mit Sideris Tasiadis: Der 32-jährige Augsburger ist mehrfacher Medaillengewinner bei WM, EM und Olympischen Spielen.

AZ: Herr Tasiadis, wie oft schauen Sie zur Zeit am Tag in die Wetter-App?
SIDERIS TASIADIS: (lacht) Dass es regnet, das ist ein Herzenswunsch von mir. Ich glaube für die kommenden Tage nicht so recht dran, aber ich hoffe es. Nicht unbedingt hier in Augsburg muss es regnen, aber in den Bergen, so dass wir mehr Wasser im Lech haben werden.

Wegen des schneearmen Winters und der derzeitigen Trockenperiode bringt er gerade wenig Wasser nach Augsburg. Der Eiskanal, auf dem ab Dienstag die Kanuslalom-WM stattfinden soll, war zuletzt wegen Wassermangels sogar fürs Training gesperrt. Wie viel Tiefgang hat ein Kanu eigentlich?
Minimum einen halben Meter. Fürs Paddeln braucht man aber noch mehr, je nach Strecke sind das zwischen eineinhalb und zwei Meter.

Wegen Wassermangels war der Eiskanal gesperrt.
Wegen Wassermangels war der Eiskanal gesperrt. © dpa

Droht der WM wegen Wassermangels die Absage?
Ich glaube, sie schaffen es, dass alles stattfindet. Die Stadt bemüht sich wirklich sehr. Das Tiefenbauamt hat eine Art Damm an die Nebenstrecke gebaut. Das Wasser wird für den Eiskanal hochgestaut, für eine Woche, dann wird alles wieder rückgebaut. Die Kubikliter fließen nun auf unsere Wettkampfstrecke.

Ihre Medaillenschmiede, die noch von den Spielen 1972 stammt, ist für die WM herausgeputzt worden.
Die Anlage war marode. In Oberschleißheim ist ja das gleiche Problem. Bei uns haben sie die kompletten Elemente neu gemacht. Was kaputt war, wurde rausgebrochen und erneuert, die ganzen Gebäude von damals grundsaniert. Zu 95 Prozent ist es nun so, wie es mal war. Wir haben neue Toraufhängung und Flutlicht.

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Was macht die Anlage in Augsburg so speziell?
Es ist eine der letzten Strecken, bei der das Wasser nicht aus Becken hochgepumpt wird. Sondern bei der es noch mehr oder weniger so ist, von wo der Sport ursprünglich kommt.

Sie ist also natürlicher.
Genau. Es ist auch gar nicht so unüblich, dass es zu dieser Zeit weniger Wasser bei uns hat. Das ist auch schon mal bei einem Wettkampf passiert, dass man nicht wusste, ob er stattfinden kann. Dass es nun zur WM passiert, ist auch Pech. Es hat eben zwei Monate fast nicht gescheit geregnet.

Die Prognosen sagen ja häufiger trockenere Sommer voraus. Wasser ist Ihr Element. Machen Sie sich Sorgen um die Zukunft Ihrer Strecke?
Ja, schon. Der Internationale Kanuverband will immer die gleichen Bedingungen haben. Aber das funktioniert nicht, dass das Wasser immer zu 100 Prozent gleich verläuft. Dann heißt es: Dann gibt es halt keinen Wettkampf für euch mehr. Ich finde es schade, wenn es davon weggeht, wo es ursprünglich hergekommen ist. Oder man müsste den Wettkampf auf einen anderen Termin verschieben. Im August kann es schon passieren, dass der Lech wenig Wasser bringt.

Die Kanuten haben in den vergangenen Tagen nicht im Eiskanal trainieren können, immerhin aber auf der Nebenstrecke. Wie nehmen die WM-Teilnehmer das auf?
Viele nehmen es gelassen. Sie sehen ja auch, dass die Stadt sich viel Mühe gibt. Es gab auch welche, die spekulierten, dass es Absicht von uns ist.

Quasi, dass die Deutschen, die mit der Strecke vertraut sind, einen Vorteil hätten.
Ja, aber das stimmt nicht. Mit der Platte, die sie nun eingebaut haben, ist es ja nun auch anders für uns.

Es heißt, Sie haben das Talent, das Wasser zu lesen, wie kein anderer. Ist es dann eine neue Buchstabenfolge, mit der Sie sich beschäftigten müssen?
Genau. Ich hoffe aber, dass sich das Wasser nicht zu sehr ändert, wenn es hochgestaut ist.

Sie starten im Canadier. Was sind Ihre Ziele für die WM?
Ich beginne beim Team-Wettbewerb gleich am ersten Wettkampftag, am Mittwoch. Da versuchen wir, an den Erfolg anzuknüpfen, den wir bei der Europameisterschaft eingefahren haben. Den zu wiederholen, wird nicht leicht. Am Freitag bin ich dann im Einer dran. Da muss man unter die ersten 30 kommen, im Halbfinale am Sonntag dann unter die besten Zehn.

Und im Finale?
Da schauen wir doch mal, was geht.

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