Ismaning: Aufstand gegen Lahms Berater

Roman Grill hat Ärger in der Regionalliga, neun Spieler boykottieren sein Training
ISMANING Spieler, die aus Protest nicht mehr zum Training kommen, ein Trainer, der sich Sorgen machen muss um seinen guten Ruf in der Republik: Das Bild, das der FC Ismaning derzeit abgibt, will so gar nicht zum eigentlichen Image des Klubs passen.
Der FC Ismaning, das war immer ein solide geführter Traditionsverein. Doch seit zum Jahreswechsel Roman Grill, der Berater von Bayern- und Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm, das Traineramt übernommen hat, geht es bei den Vorstädtern drunter und drüber. Neun Spieler boykottieren seit Montag das Training des Regionalligisten. Sie haben sich mit den langjährigen Kapitänen Thomas Bachinger und Bernd Häfele solidarisiert, die Grill am 2. Februar suspendiert hat, einen Tag nach Ende der Wechselfrist. Die Meuterer, zu denen in Franz Hübl auch der neue Videoanalyst des TSV 1860 gehört, machen Grill und seinem Vertrauten Manfred Rauscher massive Vorwürfe.
So soll der 46-Jährige beim ersten Training nicht gewusst haben, wie die Spieler heißen – obwohl er da schon zwei Monate lang sportlicher Leiter in Ismaning war. Die Suspendierung der langjährigen Kapitäne sei zudem grundlos geschehen und stelle nur den „vorläufigen Gipfel eines vollkommen neuen Führungs- und Kommunikationsstils der Vereinsführung” dar, „der aus Unwahrheiten und bewusster Täuschung der Öffentlichkeit und der Mannschaft besteht”, wie die Boykotteure in einer gemeinsamen Erklärung schrieben.
Besondere Brisanz bekommt die Meuterei beim FC Ismaning aber, weil der so attackierte Roman Grill als Inhaber der Agentur „acta7” gleichzeitig einer der einflussreichsten Spielerberater Deutschlands ist. Sein wichtigster Klient ist Bayern-Kapitän Philipp Lahm, Grill ist väterlicher Freund und Ratgeber.
Negativ-Schlagzeilen kann sich so jemand eigentlich nicht leisten. Vor allem nicht, weil die Boykotteure ihm auch vorwerfen, das Amt nur aus „Profitgier” übernommen zu haben. Die Angst der Spieler: Grill und seine Agentur wollen den Klub unterwandern und von ihm betreute Spieler einsetzen, um den FCI als Sprungbrett zu nutzen.
Grill ficht es nicht an, dass Umstrukturierungen im Gange seien beim Regionalligisten. Allerdings versichert er, keinerlei monetären Absichten zu verfolgen. „Wir machen das ehrenamtlich”, sagt er. Die Vorwürfe der Spieler könne er entkräften, so seien die Kapitäne von ihm nur für eine Woche suspendiert worden. „Die Spieler waren mit ihrer Rolle unzufrieden. Durch den Urlaub hatten sie einen Rückstand, wollten aber dennoch sofort Stammspieler sein”, sagt er der AZ. Die beiden sollten während der Zwangspause „nachdenken, welche Rolle sie künftig im Verein” haben wollten.
An Rücktritt denkt Grill überhaupt nicht. „Es war mir klar, dass etwas auf uns zukommen wird”, sagt er, „ich fühle mich im Augenblick nicht unwohl”, sagt er. Das Verhalten der Boykotteure halte er für „falsch”. Das Präsidium hat sich hinter Grill gestellt, die Boykotteure wurden abgemahnt. Doch Grill betont, dass das Tischtuch nicht zerschnitten sei. „Wir haben den Spielern kein Ultimatum gestellt, bis wann sie sich eine mögliche Rückkehr in die Mannschaft überlegen sollen. Klar ist, sie müssen ihre Haltung ändern und sich entscheiden.” Sollten die Akteure am Boykott festhalten, werde man den Kader mit Spielern aus der zweiten Mannschaft und mit vertragsfreien Spielern auffüllen.