Investorendämmerung am Ring

Der neue Erlebnispark wird jetzt doch mit Steuermitteln finanziert: Finanzminister tritt ab
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Der neue Erlebnispark wird jetzt doch mit Steuermitteln finanziert: Finanzminister tritt ab

MAINZ Die Idee war ja gut: Das Land Rheinland-Pfalz wollte den Nürburgring unabhängiger machen von der Formel 1 und Bernie Ecclestones Gnaden. Der Ring sollte nicht mehr nur Rennstrecke und Mythos sein, sondern zu einem riesigen Freizeit- und Erlebnispark werden – mit Ferienanlagen, Großraumdiskos, Konzertarena, die schnellste Achterbahn der Welt inklusive.

Seit 2007 bauen sie am Ring also am 258-Millionen-Euro-Projekt, pünktlich zum Einfall des Formel-1-Zirkus in der Eifel soll es am Donnerstag feierlich eröffnet werden. Das wird auch geschehen. Doch zum Feiern wird den Betreibern nicht zumute sein. Denn das Land Rheinland-Pfalz und die sich komplett in öffentlicher Hand befindliche Nürburgring GmbH haben sich bei der Finanzierung des Projekts gründlich verhoben.

Ingolf Deubel, Finanzminister und Ring-Aufsichtsratschef, wollte das Projekt komplett privat finanzieren – und ließ sich offenbar auf ein undurchsichtiges Spekulationsgeschäft ein mit Investoren aus Dubai, Liechtenstein und den USA. Die Investoren hätten die neuen Immobilien der Erlebniswelt für rund 200 Millionen Euro kaufen und an den Ring zurückvermieten sollen. Insgesamt wollte Deubel so insgesamt 50 Millionen Euro im Vergleich zu einem normalen Darlehensmodell sparen. Nur: Das Geld, das über verschiedene Stationen nach Deutschland kommen sollte, kam offenbar nie an.

Am Dienstag zog der rheinlandpfälzische Ministerpräsident Kurt Beck die Reißleine und stoppte das seltsame Finanzgebahren seines Ministers. „Das Modell der privaten Finanzierung ist gestoppt. Wir hätten die Reißleine schon früher ziehen müssen. Dass wir das nicht gemacht haben, war ein Fehler“, sagte Beck. Alle Verträge mit den Vermittlern seien gekündigt worden, außerdem wolle man den ganzen Sachverhalt der Staatsanwaltschaft melden. Das Nichteinhalten der zugesagten Finanzierung sei „in hohem Maße klärungsbedürftig“.

Die Zeche zahlt nun der Steuerzahler. Beck kündigte an, dem Ring sofort 185 Millionen Euro aus der Staatskasse zur Verfügung zu stellen.

Deubel, der sich in den letzten Monaten massiv – auch mit Klagen – gegen alle Kritiker gewehrt hatte, trat zurück. Nachfolger Deubels als Minister wird Wirtschaftsstaatssekretär Carsten Kühl (SPD).

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