Ihre Grundschullehrerin: "Der Glaube gibt Maria Kraft"

Schwester Immanuela unterrichtete die Ski-Queen. Noch heute schreiben sie sich Briefe. „Maria ist froh, wenn ich sie in meine Gebete einschließe.“ So hält sie es auch mit Felix Neureuther, der in die selbe Klasse ging.  
Julian Galinski |
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Der erste Schultag von Maria Höfl-Riesch (vierte Bank links, rechter Platz): Schwester Immanuela begrüßt die Klasse. Zwei Plätze vor Höfl-Riesch sitzt Felix Neureuther.
Privat Der erste Schultag von Maria Höfl-Riesch (vierte Bank links, rechter Platz): Schwester Immanuela begrüßt die Klasse. Zwei Plätze vor Höfl-Riesch sitzt Felix Neureuther.

Schwester Immanuela unterrichtete die Ski-Queen. Noch heute schreiben sie sich Briefe. „Maria ist froh, wenn ich sie in meine Gebete einschließe.“ So hält sie es auch mit Felix Neureuther, der in die selbe Klasse ging.

WÜRZBURG Erst am Montag hat Schwester Immanuela wieder einen Brief erhalten. Handgeschrieben, von Maria Höfl-Riesch. Von der heute 29-jährigen Weltklasse-Skifahrerin, die vor fast einem Vierteljahrhundert vor ihr auf der Schulbank saß, ein bisschen eingeschüchtert von der dunklen Ordenstracht.

79 Jahre ist Schwester Immanuela mittlerweile alt, sie lebt im Kloster der Armen Schulschwestern in Würzburg. Was die Lehrerin und ihre ehemalige Schülerin verbindet, geht über eine Brieffreundschaft weit hinaus: Immanuela ist für Höfl-Riesch Inspiration und Stütze – gerade jetzt, vor den letzten Olympischen Spielen in ihrer Karriere. „Ich denke, ich kann auch einen kleinen Teil zu ihrem Erfolg beitragen, indem ich ihr Mut und Hoffnung gebe“, sagt Immanuela. „Maria ist sehr froh, wenn ich sie in meine Gebete einschließe.“

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Noch nicht einmal sechs Jahre war Höfl-Riesch alt, als sie im Spätsommer 1990 eingeschult wurde. „Maria konnte schon am ersten Tag lesen“, sagt Immanuela über das blonde Mädchen aus der vierten Reihe. „Sie war eine gute Schülerin und ein nettes, freundliches Mädchen. Probleme hat sie nie gemacht.“ Eine vorbildliche Schülerin: „Sie hat sich mit allen Fächern gut arrangiert, aber Deutsch war ihre große Stärke. Das merkt man heute noch, sie macht eine gute Figur, wenn sie auftritt: sehr eloquent und selbstsicher.“

Zwei Jahre lang begleitete Immanuela das Mädchen Maria. Und gab ihr Werte mit auf den Weg, die Höfl-Riesch noch heute lebt: „Sie hat sich schon als Kind eine erstaunliche Willenskraft und Selbstdisziplin angeeignet“, sagt Immanuela. Tugenden, mit denen Höfl-Riesch heute noch auftritt, gerade wenn sie nicht Ski fährt, sondern sich durch hunderte von Stunden im Kraftraum quält.

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Zwei Reihen vor ihr saß damals ein weiterer Ski-Star heutiger Tage: Felix Neureuther. Ein richtiger Lausbub in jugendlichen Jahren, als kleiner Bub aber noch zahm. „Felix gab in den ersten beiden Jahren nie Grund zur Klage. Er war ein netter Schulbub“, sagt Immanuela. Auch mit Neureuther tauscht sie sich heute noch aus und betet für ihn.

Als die Kinder 1994 auf das Gymnasium wechselten, brach der Kontakt erst einmal ab. Vergessen hatte Immanuela sie aber nicht. „Einem richtigen Lehrer sind seine Schulkinder schließlich nicht egal, auch wenn sie schon lange erwachsen sind“, sagt Immanuela. Sie bemerkte, wie eine junge Frau Skirennen um Skirennen gewann, immer populärer wurde. „Nach Marias ersten Siegen habe ich ihr geschrieben und sie hat gleich sehr nett geantwortet“, sagt Immanuela. Seitdem tauschen sie sich aus, ab und zu per E-Mail, aber meistens per Brief, das mögen beide lieber.

Die christlichen Werte von damals, das respektvolle Miteinander spielen dabei auch heute noch eine große Rolle. „Maria hat ihre religiöse Erziehung mit in ihr Leben und den Sport getragen“, sagt Immanuela. „Der Glaube hat für sie große Bedeutung, er gibt ihr Kraft und er gibt ihr Halt.“

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Mittlerweile hat Schwester Immanuela, die auch Marias Geschwister, die Zwillinge Susanne und Matthias, unterrichtete, eine richtige Begeisterung für den Sport entwickelt. „Ich schaue mir Marias und Felix’ Rennen gerne an, wenn es mit meinem Dienst zusammenpasst.“ Und blickt dann mit etwas Wehmut zurück: „Ich selbst bin nie Ski gefahren, das bedauere ich sehr.“

Maria Höfl-Riesch wird spätestens zum Ende der Saison ihre Profi-Karriere beenden, das hat sie angekündigt. In Sotschi erlebt sie die letzten Olympischen Spiele ihrer Karriere, bei der Eröffnungsfeier trägt sie die deutsche Fahne. Die Erwartungshaltung ist riesig. „Ich wünsche Maria für vor allem Gesundheit, dass sie bei allen Wettbewerben an den Start gehen kann“, sagt Immanuela. „Und natürlich wäre es schön, wenn sie Edelmetall gewinnen würde. Der Erfolgsdruck ist groß – aber sie hat gelernt, damit umzugehen.“

 

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