Hoeneß: "Die Spieler haben den Trainer auf dem Gewissen"

Hier spricht Uli Hoeneß über Ego-Probleme im Team, die Zukunft des Basketballs und Skandal-Profi Homan.
Julian Galinski |
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Bayern-Präsident Uli Hoeneß.
Rauchensteiner/Augenklick Bayern-Präsident Uli Hoeneß.

AZ: Herr Hoeneß, Svetislav Pesic folgt nun auf Yannis Christopoulos – und trainiert eine Mannschaft, die Dirk Bauermann zusammengestellt hat. Etwas skurril, oder?


ULI HOENESS: Na, was hätte er denn machen sollen? 20 neue Spieler mitbringen? Unsere deutschen Spieler sind mit das Beste was wir haben – sonst hätte sie der Bundestrainer nicht berufen. Und den Rest kennt Herr Pesic auch. Und er ist durchaus der Meinung, dass die individuelle Klasse reicht, um in der Spitzengruppe mitzuspielen. Insofern hat sich da an der Zielsetzung nichts geändert.


Der Wechsel kommt sehr plötzlich.


Eigentlich wollten wir noch bis Weihnachten warten. Aber jetzt hatten wir die Möglichkeit, Pesic zu verpflichten. Also warum noch vier Wochen warten? Wir haben uns entschieden, jetzt schon die Notbremse zu ziehen


Sie haben Christopoulos Arbeit zum Abschied ausdrücklich gelobt. Welche Anteil haben die Spieler am ausbleibenden Erfolg?


Es tut mir furchtbar Leid um Christopoulos. Ein ganz sauberer Charakter. Das ist eine Erfahrung, die ich erst machen musste: Im Basketball ist der Trainer noch viel mehr von den Spielern abhängig als im Fußball. Ich war zuvor in der Kabine und habe gesagt, dass der Druck jetzt ausschließlich auf den Spielern liegt. Denn eigentlich haben sie den Trainer Christopoulos auf dem Gewissen. Denn sie hätten seinen Job retten können, indem sie besser gespielt und weniger an ihr eigenes Ego, als an die Mannschaft gedacht hätten. Jetzt haben wir einen Trainer, der ihnen dieses Ego austreibt.


Sie haben „Work and Discipline” verordnet, Teamabende veranstaltet, zur Jahreshauptversammlung geladen. Vergebens?


Wie es in den Spielern aussieht, weiß man nicht. Entscheidend ist, was ich auf dem Platz sehe.


Auch schwierige Spieler wie Jared Homan hat der Verein für zwei Spielzeiten gebunden. Schafft sich der Verein auf diese Weise nicht auch selbst Probleme?


Warum hat Basketball in Deutschland ein Problem? Weil es keinerlei Corporate Identity gibt! Wie soll eine Oma ihrem Enkel an Weihnachten ein Trikot kaufen, wenn die Oma gar nicht weiß, ob der Spieler im Juni noch da ist? Wenn uns es nicht gelingt, Basketball in diese Richtung hinzukriegen, dann werden wir es hier nicht schaffen. Der Deutsche will keinen zusammengewürfelten Söldnerhaufen. Der will eine Mannschaft, die sich mit ihrem Klub identifiziert. Ich muss ganz deutlich sagen: Das wird die Frage beim FC Bayern sein, ob Basketball sich hier durchsetzen wird – oder nicht!


Jetzt gibt es aber auch Fälle wie Jared Homan, der einen Zweijahresvertrag hat – aber der, etwa mit seiner jüngsten Suspendierung, der Mannschaft ganz offensichtlich schadet.


Man kann alle Probleme der Welt mit Geld lösen. Aber das ist alles juristisch abgesichert. Er hat jetzt eine Abmahnung bekommen. Sollte er sich noch einmal was zu Schulden kommen lassen, wird er fristlos entlassen. Dann wird’s für den FC Bayern billig.

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