Heiner Brand übers DHB-Team: "Eine gute Mischung"

Im AZ-Interview erklärt Ex-Bundestrainer Heiner Brand, warum er der deutschen Nationalmannschaft bei der Handball-EM viel zutraut. "Seit 40 Jahren hatten wir keine junge Generation mehr, die so weit war."
Simon Stuhlfelner |
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Kenner der Handball-Szene: Ex-Bundestrainer Heiner Brand.
dpa Kenner der Handball-Szene: Ex-Bundestrainer Heiner Brand.

Ex-Bundestrainer Heiner Brand erklärt, warum er der DHB-Auswahl bei der Handball-EM viel zutraut. "Seit 40 Jahren hatten wir keine junge Generation mehr, die so weit war."

Heiner Brand (63) trainierte von 1997 bis 2011 die deutsche Nationalmannschaft. Er trat im Alter von sieben Jahren dem VfL Gummersbach bei. Mit ihm wurde er sechsmal Meister (1973, 1974, 1975, 1976, 1982 und 1983) und holte viermal den DHB-Pokal (1977, 1978, 1982 und 1983); ebenso war der VfL Gummersbach mit ihm auf internationaler Ebene erfolgreich: Europapokalsieger der Pokalsieger 1978 und 1979, Europapokalsieger der Landesmeister 1974 und 1983, Supercupgewinner 1979 und 1983 sowie IHF-Pokalsieger 1982. Brand war auch in der Nationalmannschaft erfolgreich, er erzielte in insgesamt 131 Länderspielen 231 Tore.

AZ: Herr Brand, die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist bei der Europameisterschaft in Polen in die Hauptrunde eingezogen. Wie beurteilen Sie die Leistung des Teams bisher?

HEINER BRAND: Man muss sehr zufrieden sein. Der Sieg gegen Slowenien war sehr souverän, gegen Schweden hätte es auch andersherum ausgehen können. Ich bin sogar der Meinung, wir hätten auch gegen Spanien gewinnen können. Vom Potenzial her sehe ich unsere Mannschaft über der spanischen. Leider haben wir nach einer guten Anfangsphase viele Bälle weggeschmissen und die Spanier dadurch erst stark gemacht.

Überrascht es Sie nicht, dass die junge Mannschaft schon so souverän auftritt, auch in Drucksituationen?

Nein, alle unsere Spieler haben schon zentrale Positionen in ihren Vereinen und müssen dort auch viel Verantwortung übernehmen. Diese Wettkampfhärte haben wir in den letzten 40 Jahren nicht gehabt. Die letzte Generation, die mit 20 Jahren schon so weit war, war die Generation Erhard Wunderlich/Manfred Freisler/Arnulf Meffle, als wir 1978 Weltmeister wurden. Wobei wir mit Steffen Weinhold und Martin Strobel dieses Jahr auch erfahrene Spieler dabei haben, die bald 30 werden. Dazu kommen ein paar sensationell gute ganz Junge wie Fabian Wiede, Jannik Kohlbacher und Simon Ernst. Eine gute Mischung.

Lesen Sie hier: Handballer noch lange nicht satt: "Wir wollen mehr"

Welcher Spieler hat Sie bisher am meisten beeindruckt?

Grundlage für den Erfolg war die Abwehr mit einem überragenden Torhüter Andreas Wolff. Im Angriff haben wir unser Potenzial noch gar nicht mal voll ausgenutzt.

Welche Rolle spielt Bundestrainer Dagur Sigurdsson?

Er bindet alle Leute mit ein, schenkt ihnen Vertrauen, und er weiß, was er der Mannschaft abverlangen kann. Sie spielt ja kein besonderes System, sondern sehr klar. Und er hat natürlich das Glück mit den guten Spielern, das sein Vorgänger Martin Heuberger nicht hatte.

Was trauen Sie dem deutschen Team bei der EM jetzt noch zu?

Es ist alles möglich, die deutsche Mannschaft hat ein unglaubliches Potenzial. Ich sehe im ganzen Turnier keine Übermannschaft. Vor dem Turnier hätte ich die Franzosen ausgenommen, sie sind sehr erfahren, sehr selbstbewusst, aber auch sie sind bisher nicht so überragend. Ansonsten kann Deutschland jede Mannschaft schlagen.

Ist sogar der EM-Titel drin?

Dorthin ist es schon ein sehr weiter Weg, man sollte die Mannschaft nicht zu sehr unter Druck setzen. Sie sollten einfach von Spiel zu Spiel denken.

Wie schätzen Sie die Gegner in der Hauptrunde ein, Ungarn, Russland und Dänemark?

Vom Papier her ist Dänemark am stärksten, aber auch das ist keine Übermannschaft. Russland hat spielerisch eine gute Entwicklung hinter sich, allerdings hatte ich bei der letzten WM den Eindruck, dass sie nicht verteidigen können. Ungarn hat viele gute Handballer, aber wenn es hart auf hart kommt, sind sie selten da.

Fernziel des DHB ist ja der Olympiasieg 2020. Ist das realistisch?

Ja, das ist realistisch, aber es ist nicht seriös, so weit vorauszuschauen. Tatsache ist, dass die Altersstruktur der Mannschaft sehr gut ist. Der Großteil der Spieler kann bis mindestens 2020 weiterspielen.

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