Handballer noch lange nicht satt: "Wir wollen mehr"

Jung, talentiert, erfolgreich: Nach dem souveränen Einzug in die Hauptrunde dürfen die deutschen Handballer bei der EM nun sogar vom Halbfinale träumen.
SID |
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Die deutschen Handballer jubeln über die bisherigen zwei Siege gegen Schweden und Slowenien.
sampics/Augenklick Die deutschen Handballer jubeln über die bisherigen zwei Siege gegen Schweden und Slowenien.

Breslau - Die kleine Feier der deutschen Handballer beim Italiener "La Scala" fiel bescheiden aus, den schier grenzenlosen Hunger konnten auch die Fleischberge und eine Portion Tiramisu zum Nachtisch nicht stillen. "Wir wollen mehr", sagte Kreisläufer Jannik Kohlbacher, einer der deutschen Senkrechtstarter bei der EM in Breslau: "Die Mannschaft brennt und ist hungrig nach weiteren Siegen."

Nach dem eindrucksvollen, weil souveränen 25:21-Erfolg gegen Slowenien hat die mit 14 EM-Debütanten gespickte Rasselbande das Halbfinale ins Visier genommen - selbst der sonst eher zurückhaltende Bundestrainer Dagur Sigurdsson ließ sich vor der am Freitag beginnenden Hauptrunde zu einer kleinen Kampfansage hinreißen.

 

Mit zwei Siegen wäre Halbfinale "rechnerisch möglich"

 

"Wir haben junge, frische Spieler. Sie regenerieren schneller als alte Leute", sagte der Isländer und blickte dabei kampfeslustig wie selten. Sigurdsson spürt: Der Spielplan meint es gut mit seiner Mannschaft. Ungarn ist am Freitag (18.15/ZDF) erster deutscher Hauptrunden-Gegner, dann geht es am Sonntag (18.15 Uhr/ARD) gegen Russland - erst zum Gruppenabschluss am Mittwoch (18.15 Uhr/ARD) wartet mit Top-Favorit Dänemark der vermeintlich härteste Brocken.

Auch die Verbandsspitze legte ihre Zurückhaltung nach der erfreulichen Vorrunde (4:2-Punkte) ab. "Wenn die Mannschaft von innen heraus brennt und die nächsten beiden Spiele tatsächlich positiv gestaltet, dann wird vermutlich rein rechnerisch dieser ganz, ganz große Traum möglich sein", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Von den vielen Verletzten spricht im deutschen Lager schon längst keiner mehr.

 

Entdeckung Wolff: "Jetzt ist alles möglich"

 

An der Tatsache, dass die Mannschaft brennt, ließen die Spieler um Keeper Andreas Wolff auch am Donnerstag keinen Zweifel. "Jetzt ist auf jeden Fall alles möglich", sagte Wolff. Und der bullige Kohlbacher ergänzte: "Wir träumen von einer Medaille. Wenn wir weiterhin so knallhart Abwehr spielen, können wir viel erreichen."

Lesen Sie hier: Zwischenziel erreicht - DHB-Team souverän in EM-Hauptrunde

Die drei Vorrundenspiele waren zwar hart umkämpft, bis in die Schlussphase eng und glichen über weite Strecken einer Achterbahnfahrt. Doch der unbändige Wille und der herausragende Teamgeist war jederzeit spürbar. Auch ihre Klasse ließen die Youngster um den starken Torhüter Wolff immer wieder aufblitzen.

 

Experte Stephan sieht Chance auf EM-Medaille

 

Selbst als der Druck nach dem Stotterstart gegen Spanien (29:32) deutlich größer wurde, blieben die Sigurdsson-Schützlinge erstaunlich cool. Erst wurde Rekord-Europameister Schweden trotz deutlichen Pausenrückstands aus dem Weg geräumt (27:26), nun behielt das jüngste aller EM-Teams gegen schlachtenerprobte Slowenen die Oberhand.

Und so trauen sich auch die Experten allmählich aus der Deckung - und geben ihre Zurückhaltung in den Prognosen auf. "Die Chance ist da, eine EM-Medaille zu holen", sagte der frühere Welthandballer Daniel Stephan dem SID. In der Hauptrunde sei nun "einiges möglich", so der 42-Jährige, der beim bis dato letzten deutschen EM-Titel 2004 als Spielmacher Regie geführt hatte.

 

3,83 Millionen Zuschauer beim Sieg gegen Slowenien

 

Vor allem in der Abwehr, jener Zone des Spielfeldes, wo bekanntlich große Spiele und später auch Meisterschaften gewonnen werden, präsentierte sich die DHB-Auswahl von Spiel zu Spiel besser und zog den Gegnern dort mit großer Aggressivität und einem überragenden Abwehrchef Finn Lemke zuletzt zwei Mal den Zahn.

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Die imponierenden Auftritte der Handballer kommen in Deutschland an, das öffentliche Interesse steigt von Tag zu Tag. Im Schnitt 3,83 Millionen verfolgten den Erfolg im letzten Gruppenspiel gegen Slowenien. Der Marktanteil betrug gute 18,3 Prozent. "Die Zahlen zeigen, dass Handball funktioniert. Wir sind über die Maße glücklich", sagte Hanning.

 

Gegner Ungarn kämpft um Olympia-Qualifikationsturnier

 

Coach Sigurdsson waren diese Zahlen dagegen herzlich egal. Seine volle Konzentration galt am Donnerstag dem Ungarn-Spiel. "Sie werden um jeden Zentimeter kämpfen", warnte Sigurdsson und fügte vielsagend an, "aber wir sind auch nicht so schlecht". Für das ungarische Team von Trainer Talant Dujschebajew geht es am Freitag immerhin noch um das Ticket für ein Olympia-Qualifikationsturnier.

Für die deutsche Mannschaft um die Chance auf das Halbfinale.

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