Wolfsburg macht das Meisterstück
WOLFSBURG - Um 17.16 Uhr am Samstag war die Sensation der Bundesliga-Saison perfekt. Der VfL Wolfburg ist Deutscher Meister 2009. Die Truppe von Coach Felix Magath zeigte zum Saison-Finale noch eine 5:1-Gala gegen Werder Bremen. Und der Nachfolger von Magath steht auch fest.
An der Balustrade der Nordkurve hing längst das Banner mit der Aufschrift "Deutschen Meister VfL Wolfsburg" als um 17.16 Uhr in der Volkswagenarena am Mittelandkanal alle Dämme brachen und die Fans den Rasen stürmten. Der "Provinzklub" VfL Wolfsburg hatte das "Wunder" geschafft und seinen ersten Titel errungen. Nach 1954 Hannover und 1967 Braunschweig ist der VfL der dritte Klub aus Niedersachsen überhaupt, der Meister werden konnte. Auf dem Rasen tanzten die Spieler in den grünen Trikots bald nicht mehr alleine, sie bekamen Besuch von ihren Anhängern. Aus den Lautsprechern dröhnte der Vereinssong des VfL ("Immer nur du") und Meistertrainer Felix Magath nahm recht emotionslos die Glückwünsche seines Bremer Kollegen Thomas Schaaf entgegen.
Die Fans, die derweil schon eines der Tore demontierten, Leuchtraketen abfeuerten und Stücke aus dem Rasen rissen, mussten in den Strafraum zurückgedrängt werden, bevor die offizielle Übergabe der Schale auf einer Bühne im Mittelkreis überhaupt stattfinden konnte. Mehrfach musste der "Wölfe"-Anhang zum Verlassen des Spielfelds aufgefordert werden: "Bitte, die echte Schale wartet, nachher werden wir noch die Party unseres Lebens feiern". Erst um 17.47 Uhr konnte Wolfsburgs Mannschaftskapitän Josue die Original-Meisterschale aus den Händen von Liga-Chef Reinhard Rauball entgegen nehmen und reckte sie begleitet von einem Jubelsturm in den Himmel. Ein Konfettiregen in den Vereinsfarben grün und weiß ging nieder und "We are the Champions" dröhnte aus den Lautsprechern.
Später wurde daraus die rauschendste Party, die die Autostadt Wolfsburg je erlebt hatte. Die begann früher als gedacht. Zehntausende feierten in der Wolfsburger Innenstadt während die erste Hälfte in der Volkswagen-Arena noch lief. Auch dort war die Stimmung angesichts des schnellen Vorsprungs längst auf dem Höhepunkt. "Oh wie ist das schön", sangen die 30000 Besucher. "Deutscher Meister wird nur der VfL" und man feierte Trainer Felix Magath mit Sprechchören: "Felix Magath, du bist der beste Mann". Der Titel ist das Abschiedsgeschenk des 55-jährigen, der zur kommenden Saison zu Schalke 04 wechselt.
Derweil bestätigte VW-Chef Martin Winterkorn, dass Armin Veh Nachfolger von Magath wird. "Der Anfangsbuchstabe unseres neuen Trainers ist ein V", sagte Winterkorn. Veh soll einen Zweijahresvertrag bekommen, rund 1,5 Millionen pro Saison verdienen und am Montag vorgestellt werden.
In der 120000-Einwohner-Stadt tanzen die Fußballfans bereits kurz vor 16 Uhr in den Strassen. Für den Abend wurden über 100000 Partygäste erwartet. In einem Autokorso fuhren die Meisterkicker der "Wölfe" zusammen mit ihrem scheidenden Trainer Magath zum Marktplatz vor dem Rathaus ohne Balkon, um sich auf den Stahlrohrtribünen den Fans zu präsentieren und sich ins "Goldene Buch" der Stadt einzutragen. "Das ist ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Vor der Saison hätte ich nicht gedacht, dass wir eine Chance haben, deutscher Meister zu werden", sagte Magath.
Die müden Uefa-Pokal-Endspiel-Verlierer von Werder Bremen (1:2 Donezk) waren an diesem sommerlichen Tag genau der richtige Gegner und Wolfsburg ließ von der ersten Minute keine Zweifel aufkommen. Sechste Minute 1:0 durch Zvjezdan Misimovic. Nur neun Minuten später erzielte Grafite das 2:0, es war sein 27. Saisontor. Seit 27,5. schaffte er in der 26. Minute als Sebastian Prödl seinen Pass in die Mitte ablenkte und ein Eigentor erzielte. Diego gelang das 3:1 (30.), dem Grafites das 4:1 in der 56. Minute folgen ließ, sein Treffer Nummer 28. Dzeko traf noch zum 5:1. Dzeko (26) und Grafite (28) knackten mit ihren 54 Toren auch den Uralt-Torrekord von Gerd Müller und Uli Hoeneß aus der Saison 1971/72, der bei 53 Toren stand. Dazu steht der Brasilianer Grafite als Torschützenkönig fest.
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