Von Superstars, Tänzern und einem Spargeltarzan
AZ: Herr Klaws, Sie sind ja nicht nur der erste Gewinner der allerersten DSDS-Staffel, sondern auch glühender Fußballfan. Wer ist für Sie denn bisher Deutschlands Superstar bei dieser EM?
ALEXANDER KLAWS: (lacht) Deutschland ist ja immer auf der Suche nach einem neuen Superstar, im Fußball ist das für mich der Joshua Kimmich. Zumindest ist er auf einem sehr, sehr guten Weg dahin. Wie der so frech und ohne jede Angst gegen die Nordiren gespielt hat, wie wir plötzlich über rechts Druck gemacht haben, das hat mich sehr beeindruckt. Da muss auch ich als Dortmund-Fan sagen: Chapeau! Wenn das erst der Anfang war, können wir uns noch auf sehr viel von ihm gefasst machen und darauf Freude.
Wie schaut man sich denn als Dortmund-Fan einen Spieler wie Mario Götze an, der ja von Dortmund vor ein paar Jahren zum FC Bayern gewechselt ist?
Gute Frage! Ich bin ja kein Ultra-Hardcore-Fan, der einem sowas nie verzeiht. Ich verstehe, dass Fußball ein Geldgeschäft ist, ich verstehe auch, dass ein Mats Hummels wechselt. Der Ärger kommt auch einfach daher, dass man nicht will, dass so tolle Spieler den Verein verlassen – und man sie woanders spielen sehen muss. Auf der anderen Seite gibt es Spieler wie Marco Reus, der ein Angebot der Bayern eben ablehnt. So geht es auch – und es gibt Schlimmeres und Schlechteres, als in Dortmund zur Legende zu werden. Aber zu Götze: Ich sehe ihn längst nicht so schlecht, wie er momentan vielfach dargestellt wird. Er hatte ja Chancen, aber da stand immer ein Super-Torwart im Weg. Er bekommt es ja derzeit – auf gut deutsch gesprochen – von links und rechts auf die Schnauze. Das hilft ihm sicher nicht weiter. Ich verstehe das nicht. Keiner hat was davon, wenn er schlecht spielt. Aber so ist das eben in Deutschland, wo doch viel Neid herrscht.
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Der Legende nach haben Sie früher in BVB-Bettwäsche geschlafen.
Das stimmt, ist aber wirklich schon ganz, ganz lange her und das mache ich auch definitiv nicht wieder. (lacht)
Käme bei den Frauen auch nicht gut an...
Ich bin schon seit über sechs Jahren mit meiner Freundin zusammen, die würde es mir vielleicht wieder verzeihen. Aber muss trotzdem nicht sein.
Wie steht es denn heutzutage um Ihre eigenen Kickkünste?
In meinen Verträgen sind heutzutage leider Klauseln drin, die mir das aufgrund der möglichen Verletzungsgefahr verbieten. Aber als Kind war ich immer – wenn ich nicht auf der Bühne stand – auf dem Fußballplatz. Fußball hat einen ganz großen, ganz wichtigen Platz in meinem Herzen. Die großen Momente meiner Fußballer-Karriere waren sicher, als ich beim Abschiedsspiel von Stefan Effenberg mitmachen durfte. Da habe ich Icke Häßler kennengelernt und eine Woche später bei seinem Abschiedsspiel gekickt. Oder das Charity-Spiel von Oliver Pocher. Die Duelle Klose gegen Klaws waren episch. (lacht)
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Sie sind in das Metier des Musicals gewechselt. Ihrer Rollen entsprechend: Wer ist für Sie Tarzan im Team?
Kimmich, Sané, Weigl. Tarzan war ja so ein mutiger Wilder. Diese Spieler erinnern mich mit ihrer Furchtlosigkeit, ihrer Unbekümmertheit an Tarzan. Da sehe ich schon Parallelen. Und die Rolle des Spargeltarzans geht natürlich an Thomas Müller. Wie man mit so wenig Muskeln so spielen kann, ist eines der großen Rätsel in der Welt. Ich hoffe, dass bei ihm auch bald der Knoten platzt. Ich bin mir sicher, gegen die großen Gegner wird es klappen. Das sind seine Spiele.
Wer ist für die Rolle des Jesus Christ Superstars prädestiniert?
Ich hoffe keiner! Keiner soll ans Kreuz geschlagen werden. Für mich ist Mario Gomez die Story von Jesus Christ Superstar – nur genau anders rum. Jesus wurde ja gefeiert, dann verraten. Gomez hat bisher in seiner Karriere so viel Kritik einstecken müssen. Dass er es jetzt erleben durfte, von den Fans mit Sprechchören gefordert zu werden und gegen Nordirland zum Matchwinner avancierte, war eine wunderbare Geschichte.
Sie haben auch die Tanzsendung „Let’s Dance“ gewonnen, wer ist in Ihren Augen der beste Tänzer im Team?
Mesut Özil tänzelt ja sehr viel und gerne rum, aber er hat jetzt auch gelernt, den nötigen Biss zu haben. Aber der beste Tänzer, das ist ganz klar Müller für mich. Der macht Dinge auf dem Platz, die gibt es gar nicht. Und wie er bei Bayern diesen Fallrückzieher versenkt hat, das war große Tanzkunst.
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Dabei sagt er über sich selber, dass er Bügeleisen in den Füßen hat.
Solange diese Bügeleisen Tore machen, kein Problem (lacht).
Wie hört man sich als Sänger denn die Fangesänge an?
Man genießt es einfach. Und wir Deutschen sind da endlich auch richtig gut dabei – wenn es danach geht, sind wir schon Europameister. Aber die Iren sind darin auch richtig genial. Bei den Fangesängen geht es ja um die Emotion, nicht darum, den richtigen Ton zu treffen.
Das kommt eher selten vor.
(lacht) Mei, wenn ich im Stadion bin und die Fans ihre Gesänge rumbrüllen, ist das vielleicht nicht schön, und nicht jeder Ton perfekt. Aber es geht darum, diese Leidenschaft als Gruppe zu transportieren.
Ihre Freundin ist Schweizerin. Theoretisch wäre ein Finale Deutschland gegen die Schweiz möglich.
Das wär’s! Aber wenn das eintreten sollte, dann schaue ich das sicher nicht mit ihr zusammen. Das geht nicht. Da gehe ich für die Nacht lieber ins Hotel. Das wäre besser für alle. (lacht)